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Die Witterung des Novembers war im Allgemeinen ziemlich angenehm gewesen,
einige Tage stürmisch, mit etwas Schuee, doch war das W'etier meist angenehm,
der Frost gelinde, uud dies dauerte auch im Anfänge des Decembers noch
fort*). Man erbaute in unserem Hofraume eiu hohes Gerüste, von starken, glatten,
geschälten Pfosten getragen, auf Avelches mau einen Theil des Maysvorrathes legte,
um ihn vor dem gierigen Zahue der Ratteu zu schützen; gegeu den Regen wurde
er durch die lederueu Deckeu indianischer Zelte geschützt.
Das Mandan-Dorf neben dem Forte war jetzt gänzlich von seiueu BeAVohneru
verlassen, d ie ,Eingänge der Hütten mit Dornen verstopft, nur ein Paar Familien
lebten noch darin, u. a. die des D ip ä u c h , der jetzt täglich von B o dm e r besucht
Avurde, um das Innere der Hütle zu zeichnen (s. Tafel XIX.). Statt der vielen
BeAvohner sah mau iu diesen Dörfern die Elstern umher fliegen, uud Scharen vou
Schneeammern (Euiberiza nivalis) liessen sich neben denselben an deu trocknen
Pflanzen der Prairie sehen, auf Avelche die indianischen Kiuder lange Reihen vou
Pferdshaarschliugen stellten, um sie lebendig zu fangen. Sie befestigten diese
Schleifen iu aufrechter Stellung an einem langen Stocke, den sie mit Steinen beschwerten,
und streuten Sämereien umher.
B e lh um e u r war mehrmals in die Prairie ausgeschickt Avordeii uud hatte Bisonfleisch
mitgebracht, doch Avaren diese Thiere zu weit entfernt, um uns immer mit
ihrem Wildpret versorgen zu können; Avir lebten daher bloss a o u hartem trocknem
Fleische und in Wasser gekocliiem Mays, unser Getränk bestand in Kaffee und
dem Wasser des Jlissouri. D r e id o p p e l hatte mehre Wölfe und Prairie-Wölfe
(Canis latrans) erlegt, so Avie mehre Prairie-Hens, Indianer hatten mir einige
weisse Haasen uud andere kleinere Thiere eingebracht. Einer unserer Hunde
wurde im Forte von einem Indianer mit dem Pfeile geschossen, die Ursache uud
den Thäter dieser feindseligen Handlung konnte man nicht entdeken.
Da wir von den Indianern zu Mih-Tutta-Hangkusch in ihr Wald- oder Win*)
Siehe im AnhaDge die AViHerungs-Tabelle von F o r t-C i a r k e im AVinter 1 8 3 3 und 1831.
terdorf eingeladen worden waren, um einem grossen Medecine-Feste beizuwohnen,
so begaben wir uns am Nachmittage des 3. Decembers dorthin. Herr K ip p nahm
seine Familie mit, und M a tö -T ö p e , so wie mehre andere Indianer begleiteten uns.
Wir waren sämmtlich wohl bewaffnet, da man am gestrigen Tage in den Prairie-
Hügeln einen Trupp feindlicher Indianer gesehen haheu AvoIlte. Unsere Betten,
wollene Decken und Bisoufelle waren auf ein Pferd gepackt, welches K ip p ’s Frau,
eiue Mandan-Indianerin, ritt. So durchzogen wir im raschen Schritte die Prairie
längs dem Missouri hinab, dann unter den Hügelu hin, die hier ziemlich hoch sind,
und ich kann nicht läugnen, dass sich die ganze Gesellschaft, hei den Thälern uud
Schluchten einiger kleiuen Bäche, die wir passirten, rechts und links umsab, ob
hier nicht Feinde aus dem Hinterhalte hervorbrechen würden. Wir hatten eine enge
Kehle hinter einem kleinen, dichten Gebüsche zu passiren, wo schon viele Indianer
von iliren Feinden getödtet Avorden sind. Eine gute Strecke folgten Avir den Hügeln
uud wendeten uns dann links hinab in deu ziemlich aasgedebnten UfetAvald des
Missouri, iu Avelchem das Winterdorf der Bewohner von Mih-Tutta-Haiigkusch
erbaut ist. Nach einem ftlarsche von etwa 1 V2 Stunden erreichten wir dasselbe,
und betraten die Hütte von Herrn K ip p ’s Schwiegervater, M a n d e ck -S u ck -C I iö p -
p en ih (an franz., cIi guttur.), des Medecine-Vogels, der uns für die Nacht beherbergte.
Die Beschreibung dieser Hütte kann für die aller Winterhütten dieser Indianer
gelten. Sie hielt etAva SO Schritte im Durchmesser uud war rund.
h Umgebung oder Wand der Hütte, inwendig von starken kurzen Pfeilern getragen-,
r r . Masimilian v. AA’. Reise ä. N.-A. S. Bd. 3 5