machen, dass ich derselben nicht auszuweicheu suchte. Der Baum fiel indessen
nicht, der Wind legte sich gegen Morgen und gab einem sehr heftigen Platzregen
Raum. Dieser Regen war so heftig, dass wir am folgenden Tage (dem 4. Mai)
vom linken Flussufer das Wasser iu Strömen gleich Cascaden herabÖiessen sahen,
da ein ganzer Theil der Prairie in der Nähe überschwemmt schien. Den Bijoux-
Hills gegenüber sassen wir lange Zeit auf einer Sandbank fest, und erblickten daun
die ersten Schwalben, welche jetzt ihre Wohnplätze für den Sommer wieder aufsuchten.
Am Nachmittage erreichten wir Cedar-Island. Der ganze Boden war
jetzt hier mit frischem Grün, mit einer einen Fuss hohen Decke von Pflanzen bedeckt.
Die Weiiirauken C^itis) trieben eben ihre Blätter, die Prunus-Gebüsche
blüheten schön weiss; allein die Vögel waren noch uicht augekomnien, nur die dem
strengen Winter trotzenden Spechte und Meisen (Picus puhescens und Parus a tricapillus')
liessen sich sehen. Frisch strotzten die Moose uud Flechten, von der
Nässe belebt an den allen modernden Stämmen. Wir setzten die Reise noch etwas
fort und legten dann am nördlichen Ufer für die Nacht au.
Da uns am 5. Mai der Wind günstig war, so Avurde ein aus einer ledernen
Zeltdecke gemachtes Segel aufgezogen; allein gegen 8 ühr Avurde der Wind so
heftig, dass wir genöthigt AA'areu an Puuca-Islaud (Isle des Pons), einer grossen
schöuen Insel zu landen. Sobald das Boot hinlänglich befestigt Avar, zerstreuten
wir uns zum Jagen.
Die Insel war mit einem lichten Walde von hohen Pappeln bedeckt, Avelche
jetzt der Sturm hin uud her wiegte. Das Ufer der Insel umgiebt ein Saum von
Weiden (S a lix angustata), und ihr Boden ist mit hohen, jetzt trocknen Pflanzen,
zum Theil mit Xanlhiura strumarium u. a. klettenartigen Gewächsen drei bis vier
Fuss hoch bedeckt, Avodurch das Gehen sehr erschwert Avird. An einigen Stelleu
befanden sich dichte Untergebüsche von Prunus, Symphoria u. s. w. mit Vitis
durchrankt, in Avelcben jetzt alle Vögel vor dem Sturme Schutz gesucht hatten.
Hier fand ich viele niedliche kleine Vögel, z. B. Troglodytes aedon, der
ganz artig sang, den sehr schüchternen Turdus rufus, Spechte und iu dem Weideii-
saume des Ufers war Fringilla erythrophthalma häufig. Als ich zum Boote zurück
kam, fand ich dass D a u p h in eiu Elkschmalthier erlegt hatte, und alle meine Leute
Avaren mit ihm nach der Stelle gegangen, avo das Thier la g , um das Wildpret herbei
zu tragen. Wir übrigen warteten wohl l ' / j Stunde bei dem Feuer, bis sie zurück
kamen und ich Avollte nun sogleich die Reise fortseizen, als M e lo n e , ehier
meiner Ruderer auftrat und ganz bestimmt erklärte, er Averde nicht eher einsteigeu,
bis er sich an dem Wildpret gesättigt habe, ob er gleich am Morgen eine hiuläng-
liche Portion Fleisch zu sich genommen hatte. E s entstand nun eiu heftiger Auftritt!
der widerspenstige Mensch wurde gezAvungeii sich einzuschiffen; allein ich
hatte jetzt diesen unruhigen, dem Triiuke ergebenen Americaner vollkommen kennen
gelernt, und es war nöthig ein wachsames Auge auf ihn zu haben. Wir schifften
nun durch den Canal neben der Insel hinab, allein an der uuteren Spitze derselben,
fasste der Wind plötzlich das Schiff dergestalt, dass dasselbe nicht mehr regiert
werden konnte und das Segel zerriss. Man arbeitete nach dem südlichen Ufer hin
und legte hier an einer ausgedehnten Weidendickung an. Sie AA'ar so voll Schlingpflanzen
uud Kielten, dass man kaum durchdriiigen konnte, und überall zeigten sich
die Fährten des Wildes. Alle Vögel hatten sich vor dem Sturme in die dichteste
Dickung verborgen, man sah beinahe kein belebtes Wesen. Wir fanden hier, Avie
schon früher, die schöne Sylvia coronata Lath.*) und erlegten einen Turkey-Buz-
zard, aus welchem F e c t e a u deu Kropf (Gesier) heraus nahm, da er behauptete,
der genannte Theil sey ein kräftiges Mittel gegen den Biss giftiger Schlangen. Gegen
5 Uhr Abends legte sich der Sturm, Avir setzten die Reise fort, schifften au
der Mündung des Punka-lliver vorbei uud erreichten bald nach Sonnen-Untergang
am südlichen Ufer drei Zelte der Punca-Indianer, Avoselbst sich der Trader Dixon
mit mehren Engagés von Fort-Pierre gegenwärtig aufliielt. Unter diesen Leuten
• ) s ie h e A V ilso u ornitli. Vol. II. Tab. XVII. Fig . 4.