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nur iu deu Ohren bringeu sie am hinteren Rande ein Paar Oeffnungen au, in w e lchen
sie Schnure vou Glasperlen, messingene oder eiserne, bald grössere, bald
kleinere Ringe oder Muscheln an Schnüren aufhängen, welche letztere sie von
ändern indianischen Stämmen einlauscheu. Fragt man sie nach diesen Muscheln,
so ist ihre Antwort, dass sie von dem Mönnih-Kärreh (dem Meere) hergebracht
Avürden. Diese Indianer sind eitel und in dieser Hinsicht kindisch, w ie alle rohen
Völker, sie putzen sich sehr gern, weshalb auch die jungen Männer beständig
ihren kleinen Spiegel am Handgelenke aufgehängt tragen. Die Handelsleute verkaufen
ihnen diese Spiegel in einem Futterale vou Pappe, welches aber sogleich
durch einen soliden Rahmen vou Holz ersetzt und au einem rothen Baude oder
ledernen Riemen an der Hand getragen wird. Der Spiegel wird auf verschiedene
Art gefasst. Oft ist der plumpe Rahmen roth, oft bunt gestreift gemalt, mit einge-
schuitteueu Bären- oder Bisonfährten bezeichnet; auch bemerkt man diese hölzerne
Fassung zuweilen vou bedeutender Grösse, oben gespalteu w ie ein Stiefelknecht
und mit gelben Nägeln beschlagen, dabei mit Bändern, Fell und Federn verziert;
siehe deu nachstehenden abgebildeten Handspiegel.
Einige hatten dieses wichtige Instrument sogar an der unteren Fläche ihres
Adlerflügels befestiget, in welche e s künstlich eingelassen war. Der indianische
Stutzer blickt häufig in diesen Spiegel (tont comme chez nous), und ist er über
Land gegangen, besonders bei dem hier so häufig herrschenden Winde, so wird
sogleich der Spiegel zur Hand genommen, und der Anzug auf das sorgfältigste
wieder in Ordnung gebracht. MerkAvürdig ist e s , dass die Eitelkeit der Männer
d e r gän zlich w e is s , w ie die eu ro p ä isch en , g e b o re n , die AVeiber s e y en weiss an den Sch en k eln , Hüften
und dom U n te rle ib e , w o die Kleidung ih re Hau t d e ck e , e s s e y g a n z fa ls ch , w en n man nnnebme, die
F a rb e sey a n g eb o ren u. s. w. A lle s d ieses h a t v. H u m b o ld t scbon lä n g s t wid e rle g t. ’
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weit grösser ist, als die der Weiber, und dass die letzteren in Hinsicht des Putzes
und des Anzuges den ersteren Aveit nacbstehen müssen. Der Anzug der Mandans
ist ziemlich einfach. Unter allen Theilen des Körpers verlangt der Kopf bei
weitem die meiste Sorgfalt. Sie tragen die Haare auf der Mitte quer über gescheitelt,
die vorderen sind glatt herunter gestrichen, meist in drei platte Stränge g etheilt,
von welchen zwei au den Seiten vor den Schläfen oder hinter den Augen her-
abhäugen und gewöhnlich in eine Flechte gebracht Avordea sind. Au diesem Zopfe
tragen sie den schon erwähnten, aus zwei Leder- oder Tuchstücken bestehenden
mit weissen oder hellblauen Glasperlen dicht besetzten, uud in der Mitte mit Mes-
singdrath-Gewinde verbundenen Zierrath, welchen mau an Péhriska-Rúhpa auf der
1 7 . Tafel des Atlasses abgebildet findet. Hat derselbe einen rothen oder blauen
Grund, so siud die Perlen weiss; ist der Grund w e iss, so siud die Perlen blau.
Man steckt diesen Zierrath an den Zopf und schiebt ihn an demselben bis über die
Schläfe hinauf; er ist aber an seinem unteren Theile durch eine lange Schnur verlängert,
die bis auf die Mitte des Leibes Iierabbängt und an Avelcher Reihen von
blauen Glasperlen mit gepaarten weissen Dentatium-Muscheln abAvechselit. Zwischen
den beiden eben genannten, so sonderbar verzierten Haarzöpfen hängt in der Mitte
der Stirn uud bis auf die Nase ein glatter abgeplatteter und unten quer abgestiitzter
Zopf herab, der nicht verziert, und im Négligé mit einem rothen Bande zusammeu-
gebundeu Avird. Vom Scheitel fallen die Haare des Hinterkopfes rückwärts glatt
und in viele Zöpfe getheilt, bis auf das Kreuz hinab; und sie sind mit weissem
oder hell bräunlich-rothem Thoiie fleckAveise eingekuetet und bestrichen, wodurch
sie lange völlig platte Stränge von 1 1 bis 3 Zoll Breite bilden. Wenn diese Haare
vou Natur nicht lang sind, Averden sie häufig mit fremdem Menschenhaare, oft von
erschlagenen Feinden verlängert, Avelches man mit Harz aiildeht. Am Hinterkopfe
tragen sie häufig das Páokatkape ( e ganz ausgespr.); einen langen, 3 bis 4 Finger
breiten, platten, steifen Zierrath iu der Gestalt eines Lineals, aus uniAA-ickelten Stäbchen
oder Metalldräthen verfertigt, Avelches oben an den Haaren befestigt ist, und