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schwarzer Streifen, uud iu jeder Haud tragen sie eiueu Büschel Wermuth. Eiu
Mann stellt deu Ochkih-Häddä vor. Er wird von zwei Männern des Dorfes naclj
dem Flusse geführt, dort aiigezogeu und bemalt. Man streicht ihm den ganzen
Körper schwarz au, und er redet nun kein Wort mehr. Auf den Kopf setzt man
ihm eiue Mütze mit eiuem schwarzen Halineukamme;, vor das Gesicht erhält er eine
Maske mit hölzernen weissen Hingen um die Angeiioffnung. Dann macht man ihm
grosse Zähne von Baurawollendocllt, malt ihm eine Souue auf den Magen, den halben
Mond auf den Rückeu, an jedes Gelenk der Arme und Beine einen weissen
Cirkel oder Kranz iu - und auswendig, heftet ihm dann einen Bisonschwauz au,
uud giebt ihm iu die Haud eiueu kleinen Stock mit einer Kugel von F ell am Ende,
woran ein unteu roth augestricheuer Scalp befestigt ist. Die Kugel soll den Kopf
eines Feindes vorsleileo. Wenn dieses IJiigelhüni vollendet ist, lässt man es los
und es läuft nun wie toll in der ganzen Prairie umlier, kommt in das Dorf, sleigt
aut die Hütten, von einer auf die andere, und fährt in allen Winkeln umher, während
die Bewohner ihm allerhand Dinge vou Werlh als Geschenke auswerfen. Sobald
er dieses bemerkt, wendet er sich zur Sonne uud giebt ihr durch Zeichen zu
verstehen, wie gut mau ihu behaudele uud sie sey tbörioht so weit emferiit zu bleiben.
Er gebt herum und sucht den Leuten das Ungeziefer vom Kopfe. Findet er .solche
Thiere, so slelll er sich sehr glücklich und rennt daun heftig umher. Vor dem
Ochkih-Haddä oder Teufel haben die Indianer grosse Furcht; aus dieser Ursache
kann man diese Rolle niemand zutheilen, sondern wer sich dazti hergebeu will,
muss sich selbst melden. Der Erzähler setzte hinzu, einst habe man dieses Jtede-
cine-Fest am Heart-River gefeiert, wo die Mandans damals noch wohnten, und den
Mann in den Fluss geführt, der diese Bolle übernommen halte. Als mau ihn ausgezogen
hatte, um ihn zu bemalen und auzukleiden, gah er grosse Unruhe zn erkennen
und verlangte, man solle ihn loslassen, uud als dies geschah, war er wie
vom bösen Geiste besessen, rannte pfeilschnell, wie ein Pferd, auf die Hügel und
in der Ebene umber. Den beiden Begleitern wurde bange und sie liefen nach dem
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Dorfe; allein der neue Ochkih-Häddä kam pfeilschnell bei ihnen vorbei, sprang
über die hohe Umzäunung des Dorfes oben in die Hütten hinein und wieder hinaus,
lie f alsdann nach dem Flusse und mau sah nach ihrer Meinung deutlich, dass
er besessen war. E s kostete den Bewohnern viele Mühe, seiner habhaft zu werden
und ihu abzuwaschen, er aber zitterte am ganzen Leibe, verhüllte sich in seine
Bobe und Mieb sein ganzes Leben hindurch in eiuem ähnlichen Zustande, ohne je
wieder eiu Wort zu reden*).
Während der Teufel umher spuket, tanzen die übrigen Masken beständig und
handeln nach den Vorschriften ihrer Bolle, indem sie die natürlichen Gebehrden jener
Thiere uachzuahmeu suchen. Es erscheinen 5 ) zwei Männer, welche weiss-
köpflge Adler (P a llä ckä ) vorslelleii. S ie sind schwarzbrauii bemalt, Kopf, Hals,
Vorderarme und Hände, so wie der untere Theil der Beine w e iss, in der Haud
tragen sie einen Stock und ihr Geschäft ist, den Cabris nacbzulaufen. 6 ) Zwei
Biber (Uärapä); sie tragen die Bobe mit dem Pelze nach aussen, hinten am Gürtel
ein Stück Pergament wie einen Biberschwanz, und sind braun bemalt. 7 ) Zwei
Baubvögei; ihre Scbulleru sind blau, der Vordertbeil gelblich und gelleckt, sie tragen
Federn auf dem Kopfe und BanbvogeFüsse in den Händen, 8 ) Zw ei oder
vier Bären (Mato) in Bärenfelle mit Kopf und Klauen eiiigehüllt, die ihnen Kopf
uud Körper bedecken. Sie gehen meist niedergehückt nm die Tänzer herum uud
brummeil w ie die genannten Thiere. 9 ) Zwei Männer stellen das getrocknete
Fleisch vor, welches in schmale Streifen geschnitten ist. Sie haben anf dem Kopfe
* ) W en n dieae In d ian e r 3 bis 4 Tage la n g fa s ten , so hriiumen s ie , und aucli häufig vom Ochkih-H-iddä und
s ie g lauben a lsd an n , wie schon g e s a g t, dass eie nicht lan g e mehr leben werden. Der E rz ä h le r b a tte ’e in st
b ei diesem F e s te auch la n g e g e fa s te t und lie ss sich am Rücken aufhängen. AVährend d e r Nacht träum te
e r vom Ochkih-Häddä und sak d enselben w e it sch re ck lich e r und g rö s s e r , a ls e r j e d a rg e s te llt w erd en
k o n n te . Sein Fed e rbusch reich te bis in die W o lk en und e r lie f pfeilschnell umher. Noch mehrmals
träum te e r von diesem T eu fe l, e r w ill a b e r j e t z t , um nicht zu früh zu s te r b e n , n ie m eh r fasten. E r
s e tz te uoch hinzu „ e r habe den a ls Maske v o rg e s te llten Ochk'ih-Häddä o ft m it Fre u d e und ohne Scheu
b e tra c h te t; a llein e r sehe je t z t diese Sache au s einem ä n d ern Gesichtspuncte a n ; denn j e mehr e r a a ihn
gedacht h a b e , desto g rö s s e r und g n tsslicb e r se y e r ihm vorg ek omm en , und u n te r diesen Umständen sey
Ihm d e r Geist auch se h r n ahe g ew e se n , und wenn e r ihn n u r e inmal b e rü h rt h ä tte , so w ü rd e e r ohne
Zw e ife l g e s to rb en sey n .“
P r. Maximilian v. W . Heise d. N.-A. 2. Bd. 2 3