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dauert mehre Meilen weit fort und wird endlich lichter, mit offenen Räumen g emischt,
dann tritt eine andere, 2 0 bis 3 0 Fuss hohe Eichenart auf, ohue Zweifel
Quercus nigra W i lid * ) , welche auch endlich der offenen, sogenannten Prairie
Platz macht, die aber sehr verschieden von den eigentlichen Prairies des Westen
und besonders des oberen Missouri ist. Die bier bei St. Louis befindlichen sind
nur gemischte Prairies, zum Theil mit kurzem Eichengebüscbe bedeckt, ebeue oder
hügelige Landstriche mit hohem Grase und mancherlei schönen Pflanzen bewachsen.
Von einem isolirten Gasthofe, wo wir die Pferde erfriscbten, zählt man noch 6 bis
7 Meilen nach St. Louis, deren letzter Theil durch Stangenwäldchen jener dunkel
grün belaubten Eichen führt, in welchen man viele runde, kesselartige Wasser-
pfützen bemerkt, die ihre Entstehung unbezweifelt in den vielen Erdfällen dieser
Gegend haben, von w'elcben S a y in Major L o n g ’s Reisebericht redet. Jene
Pfützen haben 5 0 'bis 6 0 Schritte im Durchmesser und sind der Aufenthalt zahlreicher
Frösche, deren Chor daraus bervorschallt. Zu Mittag traten wir in Union-
Hotel zu St. Louis ab, nach eiuer Abwesenheit von mehr als einem Jahre.
St. Louis war jetzt nicht von der Cholera heimgesucht, wie wir vermuthet
hatten, sondern in erwünschtem Gesundheitszustände, nur an einem Dampfschiffe
von New-Orleans halten sich ein Paar solche Fälle ereignet. Ich fand hier alles
so ziemlich in unverändertem Zustande. Auf dem Comptoir der Americaii-Fur-
Corapany fand ich erfreuliche Briefe aus Europa. Ich sah hier Herrn Lam on t,
dessen liebenswürdige Familie wir kennen lernten; allein die Abwesenheit des General
C la r k e hatte ich sehr zu bedauern. In dem Hause des, des Missouri und
seiner Urbevölkerung vollkommen kundigen Major O fa llo n empfieugen wir neue
Höflichkeiten und sahen hier eine Sammlung indianischer Portraite und Scenen von
Maler C a t lin zu N ew -Y o rk , welche wir jetzt, nach Zurücklegung unserer Reise,
vollkommen zu heurtheilen verstanden. Major D o u g h e r t y , unser Freund und
*4) Sie so ll d au erhaftes Holz h ab en , das I;
Reisegefährte, hatte die Güte uns über Nacht zu beherbergen; und wir freuten uns
seiner interessanten Unterhaltung über die eben verlassenen Gegenden, die er so
vollkommen kennt.
Zu den noch aufzusucheuden Merkwürdigkeiten der Gegend von St. Louis gehörten
nun vorzüglich noch die alt-indianischen Hügel, deren Spuren auf der ganzen
Missouri-Reise aufzufinden ich vergebens bemüht gewesen war. Um sie kennen
zu lernen, unternahmen wir dorthin eine Excursion. Den Missisippi passirt man
zu dieser Absicht in einer Dampffäbre, in welcher Pferde und Wagen Platz finden,
und die im oberen Stocke ihres Pavillons ein luftiges helles Zimmer enthält. Jenseit
am üfer liegen im Schatten hoher alter Bäume mehre Wohnungen, Wirtbshäu-
ser und Läden. Von hier bringt man täglich Fische, Schildkröten, Gemüse u. a.
Bedürfnisse nach der Stadt auf den Markt. Die anschliessende Gegend ist eben,
sandig und zum Theil sumpfig, und hier führt der W eg abwechselnd durch offenes
Wiesenland und Gebüsche bis au den Rand einer weiten grünen Ebene oder Prairie,
nachdem man den schöuen, tief eingescbnittenen, mit hohem Holze malerisch besetzten
Kabökia-Creek auf einer hölzernen Brücke überschritten hat. Sein Wasser
ist dunkel braun, wie viele Waldbäche iu Brasilien, und bildet eine schöne Camera-
obscura, In dieser Gegend leben noch manche ursprünglich französische Ansiedler.
Die offene Ebeue, die man jetzt erreicht, ist überall mit frischem Grase bewachsen,
und an vielen Stellen mit niederen Gebüschen bedeckt. Man erblickt hier sogleich,
so wie mau den Waldsaum des Missisippi zurückgelegt bat, eine lange Reibe von
sehr abgefläcbteii, uralt indianischen Hügeln, welche sieb parallel mit dem Flusse
aufwärts ausdebnt, uud eine zweite, mit der ersteren einen Winkel bildende, in
welcher sich eiuige höhere Hügel befinden. Gerade vor dem in beiden Hügelreihen
gebildeten Winkel liegt der bedeutendste, wenigstens 6 0 Fuss hohe Hügel, welchen
man anfänglich noch nicht sehen kann. Er wird Trappists- oder Moiiks-Hill genannt,
weil hier vor einigen Jahren französische Mönche vom Orden de la Trappe
lebten, welche jetzt die Gegend verlassen haben.
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