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vielleiclit den Kopf und sagt: „dies wird dereuisi ein tnchliger Krieger werden.“
Die Männer beliaudein ihre Weiber zuweilen brutal, uud es ist nicht selten vorge-
kouimen, dass die ielateren nach einer solchen Behandlung die Hütte verlassen
und sich an einem Baume aufgehängt haben. Bei eiuer alten Fran kam dieser Fall
unlängst vor, als ihr erwachsener Sohn sie hart behandelt halte. Sie wurde vermisst
uud man fand sie nachher au einem Baume aufgehängt. Das weibliche Geschlecht
hat für seiue anhaltend schwere Arbeit sehr wenig Bntsch.4dignng, nicht
einmal schöne Kleidungsstücke; denn auch dieses Bechl des schönen Geschlechles
in Europa nehmen unter deu Indianern die Männer iu Anspruch. Sonderhar ist e s ,
dass diese zu einem steten Sclavendienste bestimmten W eiber, sobald sie die Frauen
der Weissen werden, nicht mehr arbeiten wollen, und da die dortigen Weissen
gänzlich in der Gewalt der Indianer nnd der Verwandten ihrer Weiber siud, so
lassen sie dieses auch geschehen. Schwestern hahen bei diesen Indianern grosse
Vorrechte. Alle Pferde, die eiu junger Mann stiehlt oder im Kriege nimmt, gehören
den ersteren. Kommt ein Indianer vou eiuein Zuge zurück geritten uud begegnet
seiner Schwester, so wird er sogleich ahsleigen und ihr das Pferd geben.
Wünscht er dagegen irgend einen seiner Schwester gehörigen Gegenstand von
Werth zn besitzen, z. B. ein schönes Kleid, so geht er gerade hin, fordert denselben
mit wenigen Worten, und erhält ihn sogleich. Ist es ein Kleid, so zieht
es die Schwester häufig auf der Stelle aus.
Sprödigkeit ist nicht die Tugend der indianischen Weiber; oft haben sie zw e i,
drei und mehre Liebhaber; anch wird Untreue nicht oft bestraft. Nur einer einzigen
Frau unter den Maudans war ein Stück der Nase abgeschuiUen, was unter den
Blackfeels sehr häufig vorkommt. Entführt ein Indianer eine verheiralhele Frau, so
rächt sich der verlassene Mann dadurch, dass er des Verführers Habe, Pferde uud
andere Dinge von Werth iu Beschlag nimmt, und letzterer muss dieses ruhig über
sich ergehen lassen. Eine solche Fran nimmt mau uicht wieder, zurück. Hat man
die älteste Tochter zur Frau, so hat man eiu Beeilt an alle ihre Schweslern. Es
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ist bei diesen Indianer-Stämmen immer eiue Hauptbescbäftiguiig der jungen Mäniierj
bei den Mädchen und Weibern ihr Glück zu versuchen, und dies füllt ausser dem
Putze den grössten Theil ihrer Zeit aus. Sie finden nicht viele spröde Schönheiten.
Abends ziehen sie meistens bis spät in die Nacht in den Dörfern und in der
Umgegend umher, oder vou einem Dorfe zu dem ändern. Sie liaben eine besonders
merkwürdige Art, ihre Grossthaten in diesem Felde zur Schau zu tragen, besonders
wenn sie iu ihren besten Anzügen sich zu den Schönen begeben. Bei diesen
suchen sie mit der Anzahl ihrer Eroberungen zu gläuzeu, und sie markireu
die Anzahl der besiegten Schönen durch Bündel von geschälten, an der Spitze roih
gemalten Weidenruthen. Diese Stöcke hat man von zweierlei Art. Die meisten
sind zw e i bis drei Fuss lang, andere fünf bis sechs Fuss. Die letzteren sind, da
sie nur einzeln getragen werden, mit abwechselnd weissen und rothen Ringen bemalt,
welche die Zahl der Eroberungen angeben. Die andere oder kürzere Art
dieser Stöcke ist nur au der Spitze roth gefärbt, und hier zeigt jedes einzelne
Rüthcheu eine Heldeuthat au, deren ganze Summe alsdann zu einem oft voluminösen
Fasclkel vereinigt Avird. Dicke Fasces dieser Art werden von den Stutzern
bei ihren galanten Excursionen zur Schau umher getragen. Bei den Mandans sind
diese Stöcke, Avelche Mih-Hiruschä-Kälikarnsch genannt Averdeii, gewöhnlich ganz
einfach gemacht, hingegen bei den Mönnitarris befindet sieb meist in der 3Iitie des
Bündels noch ein längerer, weit hervor tretender Stock, der au seiner Spitze mit
einem Busche vou schwarzen Federn behängt ist. Die Federn zeigen die Favoritin
an, und die Stutzer sagen einer jeden, dass sie es sey , für welche diese
Fahne aufgepflauzt worden. Die Abbildung dieser Liebesslöcke siehe Tab. XXI.
Fig. 6.
Halten diese Leute mit eiuer Person vertrauten Umgang, welche die weisse
Bisonrobe trug, so wird ein Stückchen solchen Fells oben an dem Stocke angebracht;
hat sie aber eine rothe wollene, oder eiue Bisonrobe getragen, so befestigt
man au dem Stocke eiu rothes Tuchläppchen. Dieses unter den Mandans und Mön