den Canal, dessen Anlage eine Summe von 7 0 0 ,0 0 0 , die des Ohio-Canales hiu-
gegen nur 4 0 0 ,0 0 0 Dollars gekostet haben soll. Dieses grosse gemeinnützige
Werk AVurde 1 8 1 7 begonnen, und in 8 Jahren vollendet.
Man folgt anfänglich dem TonaAvaiita-Flusse, den man bei dem Dorfe Pentle-
tou verlässt, um deu Canal zu betreten. EtAva 5 Meilen von hier ist derselbe
durch eiu Lager vou GrauAvacke gehauen, und die Gebirgsart steht hier von 4 —1 5
Fuss hoch über Wasser, die Tiefe der Schlucht nimmt aber bald zu , und Brücken
sind hoch über den Canal gelegt. Bei Lockfori, einem ansehnlichen, auf der Höhe
gelegenen Orte, fällt der Caual eineu Aveuigsteus 6 0 Fuss betragenden Abhang
hinab, und die Boote Averden hier durch 5 Schleusen hinab gebracht. Die Aussicht
vou der Höhe ist sehr schön. Der Caual läuft zAvischen ZAvei Hügeln hinab,
Avelche iu bedeutender Höhe durch eine Brücke vereinigt sind, unter welcher mau
hindurch schifft. Am nächstfolgenden Tage erreichten wir Rochester, am Flusse
Genessi, mit eiuem grossen, 8 0 Fuss langen Aquäduct. Dieser Fluss ist durch
seine Wasserfälle berühmt. Viele Wiesen und sumpfige Stellen befanden sich hier
in der Nähe des Flusses. Ueberall wuchs Typha uud mancherlei WassergeAVächse.
Diese Gegend hat \-iele schöne Waldungen, besonders viel Buchen, auch schöne
reine Eicheuwaldungeu. Ich bemerkte viele Schildkröten und schwimmende Schlangen.
ln der Nähe des Dörfchens Perinton öffnet sich der Irondequot- oder Ironde-
quit-Creek mit beAvaldeten Ufern. Hier waren die Waldungen mit den schönsten
Baumarteu augefüllt uud wir begegneten Böten voll deutscher und anderer Aus-
Avanderer. Thuja occidentalis Avuchs jenseit Fairport überall hoch und stark, 3 0 bis
4 0 Fuss hoch, auch Lerchenbäume, Platanen, Aspen, Wallnassarten, Eichen, Cercis,
Ulmen, Ahorne, sämmtlich vou Avildeu Weiustöcken und der Vitis hederacea
durchrankt. Der Wind führte deu originellen Geruch der Lebenshäume sehr kräftig
an unser Schiff. Diese Waldungen sind prachtvoll uud wild, dürre Nadelstämme
liegen kreuz und quer darin umher, Rindvieh Aveidete darin, dessen Glocken harmonisch
läuteten. Mau Avürde sich in die thüringischen oder IlarzAvaldungen yerïë
setzt geglaubt haben, wenn das Land bergig gewesen wäre. Der Weizen war in
dieser Gegend noch nicht reif, die Kartoffeln blüheten noch nicht, das Land war
zum Theil noch mit den Stöcken der abgeschnitteneu Bäume bedeckt, die Wohnungen
waren sämmtlich von Holz erbaut, überall das Land von Holzzäuuen durchschnitten.
An vielen Stellen war man mit dem Sägen der Nadelholzstämme beschäftigt.
Am Canale blüheten die Sambucus-Gesträuche in Menge, mau fand viele
todte Fische, welche ohne Zweifel durch die Schleusen getödtet Avurden. Dunkle
Buchenwaldungen erinnerten in dieser sehr waldigen Gegend häufig an die Waldscenen
unseres Vaterlandes. Man erblickte zuweilen reine Lerchenwälder (L a r ix
rubra?). —
Am Nachmittage erreichten wir die ansehnliche Stadt Clyde am Clyde-River,
nachdem sich der Mud-River mit dem Ausflusse des Canandaigua-S e e s oder Ca-
uandaigua-Outlet vereinigt hat. Gegen Abend kamen Avir ao die sogenannten Mon-
tezuma-Marshes, weitläufige Brücher von 3 Meilen Ausdehnung. Sie werden bekanntlich
von deu Ausflüssen der Seen Cayuga und S en e ca * ) gebildet, uud ihr
Wasser soll meist 4 bis 8 Fuss tief seyn. Hier wächst ein hohes Gras, Avelches
zum Theil den Sumpf und das Wasser verbirgt. Die sumpfigen Wiesen Avechseln
hier mit den Waldungen ab, und sind bald mehr, bald AA'euiger mit Wasser bedeckt.
An trockenen Stellen dieser Marshes oder Brücher haben sich die einzelnen Farmer
oder Pflanzer angehaut. Mit der Dämmerung erreichten AAur Stellen, aa’O der Caual den
Seneca-F luss kreuzt und befanden uns um 8 Uhr au der Müudung des letzteren
Flusses, über Avelchen eiue lange Holzbrücke für die ziehenden Pferde erbaut ist.
• ) M e rkwü rd ig is t die g ro sse Menge sc höner Seen in diesem Theüe des Landes, welche sämmtlich se h r
wohlkliDgeudo Namen aus d e r frü h e re n indianischen Sprache tra g e n , a ls Canandaigua, C ay u g a, S en e ca ,
Oneida, On ta rio , Oswego, Onondago u. s. w. Von dem ungeheuern See Su p e rio r, dessen Flächeninha lt
mau a u f 3 0 ,0 0 0 Quadrat-Mellen a n g ieb t, bis zu den k le in en von wenigen Meilen Lau g e is t ih re Gestalt
und Lage vou g ro s se r A’crschiedenheit und zum 'fh e ii se h r malerisch. Diesen Seen und F lü ssen hat man
die a lteu wolilklingeudeu indianischen Beuennungeu g e lassen , wo ran man se h t wohl ge th an h a tj dagegen
haben die Americaner meistens die Beuenmmgen europäischer Ortschaften und Gegenden a u f dieses Land
Überg elrag en , wo mau oft seh r nnharmonische, wenig passende Benennungen findet, bei welchen man
sich des Lachens kaum emh alteu k a n n , wie auch Dr. J u l i u s (1. cit. 1. pag. 4 2 0 ) seh r rich tig bemerkt.
r.