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Schädelforin kommt grosse Verschiedenheit vor; im Allgemeinen aber fand ich die
Stirn nicht mehr zurückweichend als am Europäer, ob dies gleich in einzelnen
Fällen auch Avieder seine Ausnahme bat. Vergleicht man die vielen Schädel auf
den Begräbnissplälzeu, so zeigen sich viele mit gerade aufsteigender Stirn, andere
hingegen, avo dieser Theil mehr zurückweichend is t* ) . Ihre Haare sind lang,
stark, mehr oder Aveniger schlicht, schAA’arz, doch selten so kohlschAvarz und
glänzend, als die der Brasilianer. Bei vielen Kindern sind sie , besonders an den
Spitzen, nur dunkel braun, und auch B r a d b u r y redet von braunen Haaren unter
den Mandans**). E s giebt ganze Familien unter ihnen, wie unter den Blackfeei,
Avo sie grau oder schwarz mit weiss gemischt sind, so dass der ganze Kopf grau
erscheint. Beispiele hierzu lieferten die Familien des S ih -C h id ä und des M a tö -
C h ib ä . Der letztere Avar iu dieser Hinsicht besonders merkwürdig. Seine Haare
Avareii buschAveise bräunlich, scÜAvarz, silbergrau, meist aber weissgrau, und seine
Augenwimpern Avaren gänzlich w e is s, welches bei einem übrigens starken, avoL I -
gebildeten Manne zwischen 3 0 und 3 0 Jahren einen sonderbaren Eindruck machte.
S ie lassen ihre Haare lang wachsen, und verlängern sie avo möglich noch durch
Kunst. Ihre Zähne sind w ie bei allen Indianern am Missouri vorzüglich schön,
stark, fest, weiss wie Elfenbein und gleich an einander gereiht. Sehr selten bemerkt
mau iu dieser Hinsicht einen Defect oder eiue Zahnlücke, selbst bei alten
Leuten nicht. Bei diesen nutzen sich die Zähne meist ab, sind oft kurz abgeschlif-
* ) S a y , d e r im Allgemeinen eine se lir g u te Beschreibung des n o rd -am e ric an isch e n In d ien s g ieb t ( s . Major
l i o n g s R e is e n ), le g t, w ie es m ir sch ein t, z u v ie l Gewicht a u f den C h a rac ter des ZuriickweicIieDs d e r
S tirn ; denn durch Verg le ich u n g s e h r v ie le r Köpfe h abe ich mich vollkomnieu vom Gegenthcll üb e rz eu g t.
S a y b ehauptete au ch , d e r Qesiclitswiukel falle nicht so s e h r z u rü c k , a ls dies B l i im e n h a c h annahme.
Die iudiauiscbep Gesiclitszüge sind m e in e r E rfa h ru n g z u fo lg e w ed e r mongolisch, noch malaiisch zu nen n
e n , welches le tz t e r e , d e r u n v e rk e n n b a ren Verwan d ts ch a ft u n g e a c h te t, bei den Bra silian ern e tw as mehr
au sg ed rü ck t ist. D e r g e le h rte Reisende H e rr A u g . d e S t. H i l a i r e nimmt bei den Bra silian ern so g a r
eiue Schiidelbildung a n , nach welch e r diese V ö lk e r zu g e rin g e re n Geistesfiihigkeiten verdammt w a ren
C«. Voyage dans le district des diamans Vol. I I . pag. 5 ) . D e r Miss io n är P a r k e r (1. cit. pag. 1 5 5 ) spricht
sich in d ie ser Hinsicht gän zlich m e in er Ansicht gemäss a u s , und d 'O r b i g n y b e stä tig t dasselbe für die
S ü d -A m e ric a n e r, d e re n Schädelform e r s e h r versch ied en a rtig g eb ild et fand ( I. cit. pag. 5 9 ) .
**) S. B r a d b u r y I. cit. pag. 1 50.
feil, welches man hauptsächlich dem Kauen des harten trockenen Fleisches zuschreibt.
Die Weiber sind ziemlich stark und untersetzt, zum Theil gross zu nennen, die
meisten klein und breit. Mau bemerkt nicht v iele, welche mau nach indianischer
Art schön nennen könnte; doch giebt es ganz leidliche und einige hübsche Physiognomien
unter ihnen. Man sagt gewöhnlich von den Mandan-Weibern, dass sie
eine gewisse natürliche Bildung hesässeii, wie sie Levaillaiit und Pérou von den
Hottentotliiinen beschrieben; bei den Mandans scheint jedoch weniger die Natur,
mehr die Kunst Theil an jener zu haben»). Die Kinder hahen häulig dünne
Glieder und dicke Bäuche, wie die der Brasilianer. Verwachsene oder von der
Natur verbildete Individuen sieht mau unter den Mandans nur sehr selten, doch
bemerkte ich einen kleinen Buckeligen mit grossem schmalem Gesichte und einen
Schielenden unter deu Männern. Einäugige, oder solche die eiu Fell anf dem Auge
haben, kommen hanüg vor fsiehe meine Beise in Brasilien). Taubstumme gab es
mehre; drei Geschwister, zwei Brüder und eine Schwester, hatten diese angehorne
Eigenheit. Einige Kröpfe, oder vielmehr nur dicke Hälse hei den Weibern rührten
ohne Zweifel von grösser Anstrengung hei dem Tragen der Lasten auf dem Rücken
her. Fehlende Fiugerglieder kommen oft vor, gehören aber nicht hieher, sondern
zu den absichtlichen Verstümmelungen.
Die Hautfarbe dieser Indianer ist ein schönes, bald rölhliches, bald mehr helles
oder dunkleres Braun, welches man wohl zuweilen Kupferfarbe nennen könnte,
bei einigen mehr graubraun, bei anderu mehr gelblich. Wenn sie sich gehörig
reinigen, so giebt es einige unter ihnen, welche eine stark in’s Weissliche ziehende
Haut, und sogar Bölhe auf den Backeu z e ig en * * ). Sie verslellen den Körper nicht.
* ) H.iec d e fom ila s a v iris ip sis, u t dicu n t, tra c tib u s sa ep e rcp e titia prodiicitur. I u n o n n u llls la b ia e x te rn a
in orbem tr e s ad <iuatiior dígitos tran sv e rso s p rom in e n t, in a lü s lab ia in te rn a valde p e n d en t; immo v iro -
riim a rs in p a rtib u s ipsis figuras a rtificiose fictas format.
F o em iu a , hac r.aritate c a re n s , p a rv i a estimata e t n eg lec ta est.
Moris e s t in Man d an s, M o e n n ita rrìs e t in C row s, magis autem in M o e n n ìfa rrls ; in Mandaos a mu-
lie rib u s dissolutis m a g is , quam ab uxoribus lilc mos p e rv e rso s adbibitur.
•* ) Ueber die F a r b e d e r In d iau c r sa g t V o l n e y v ie l Unrichtiges (V. I I . p. 4 3 5 ) . Nach ihm w ü rd e n die Kin -
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