und man ist anfänglich überrascht und erstaunt sie zu hören, man glaubt nicht, dass
sie von einem so kleiuen Thiere kommen könne. Er lässt sie besonders im Frühjahre
hören, wo er auch sehr unruhig war und immer die Freiheit suchte.
Mehre Wölfe, die mir die Indianer gebracht hatten, wurden, nachdem man ihnen
das F ell abgezogen, neben dem B’orte niedergelegt, e s wollte uns aber nicht
gelingen, ein solches Thier bei diesem Köder zu erlegen; dagegen hatte D r e id o p -
p e l auf seinen Excursionen ein Paar Wölfe erlegt, die er u. a. durch Nachahmung
der Hasenstimme herbei lockte (reitzte), und dann mit der Büchse schoss. Die
Hasen, welche anfänglich noch eine etwas grau gemischte Farbe gezeigt halten,
trugen jetzt ihr vollkommen schneeweisses Winterkleid, und waren bei Schnee
nicht wohl von der Umgebung zu unterscheiden. Man fand sie einzeln an den Hügeln
sitzend, und hielt sie für Bisouschädel, wenn die Prairie von Schnee ent-
blösst war.
Am Abend des 3 5 . Novembers wurden wir durch die Nachricht allarmirt, dass
feindliche Indianer vor dem Forte wären. Die bei uns befindlichen sogenannten
Soldais des F ortes, D ip ä u c h u n d B e r ö c k - I t a in ü griffen sogleich zu ihren W affen,
man öffnete vorsichtig das Thor, und entdeckte einen Mönuitarri, der sich in
der Dunkelheit an dem einen der Blockhäuser verborgen hielt, von wo er etwas
unsanft fortgeirieben wurde. C h a rb o n n e a u traf zu dieser Zeit bei uns ein, um
uns zu einem grossen Medecine-Feste bei den Mönnitarris einzuladen, in welcher
Absicht er weit hergekommeu war. Ich nahm diese Einladung an.
Am 3 6 . November früh hatten wir schönes Wetter und hellen Himmel, sehr
günstig für unsere Unternehmung. Um 9 Uhr verliessen wir, B o dm e r , C h a rb o n -
u eau nnd ich das Fort zu Fusse, mit unseren Doppelgewehren und dem nöthigen
Schiessbedarfe ausgerüstet; ein junger Mönnitarri-Krieger begleitete uns. Wir nahmen
die Richtung parallel mit dem Älissouri aufwärts, indem uns Mih-Tutta-Hangkusch
zur Rechten blieb und folgten dem Wege nach Ruhptare, der aus vielen
neben einander in der Prairie ausgetretenen Pfaden besteht, und an dem Rande '
des erhöhten Plateaus fortläuft, unterhalb dessen sich nach dem Missouri hin eine
Niederung befindet, in welcher die Maysfelder der Mandans, so wie Weiden- und
Eohrgebüsche sich ausdehnen. Zur Linken zog sich bis zu deu Hügeln hin die
Prairie, sie war mit niederem, jetzt trockenem, gelblichem Grase bedeckt, und hatte
ein steriles todtes Ansehen. Nach etwa einer Stunde erreicht man am W eg e einen
Stein, ohne Zweifel eines jener über die ganze Prairie einzeln zerstreuten Stücke
von Granit, von den Indianern aus Aberglauben mit Zinnober augestrichen und
mit kleinen Stöcken umsteckt, an welchen einzelne Federn hiengen. Dieser
so wie mehre ähnliche Steine in der Prairie sind vielen Indianern Medecine, was
sie aber bei dem hier erwähnten denken, habe ich nicht in Erfahrung bringen können.
Etwas weiter fort befand sich in eiuer kleinen Schlacht, welche der Pfad
durchschneidet, eiue Ulme, deren Stamm an mehren Stellen mit Zinnober angestrichen
war; Läppchen, ebenfalls mit Zinnober angerieben, waren daran aufgehängt*),
so wie ein Säckchen mit dieser rotben Farbe, ein Zeichen, dass der Baum geheiligt
oder Medecine w a r * * ). Ein Flug von Prairie-Hens (T e tra o phasianellus)
flog an der Schlucht mit lautem Geräusche vor uns auf. Au dieser Stelle hatten
vor 3 0 Jahren 1 ,0 0 0 bis 1 ,3 0 0 Dacotas die vereinteu Mandans und Mönnitarris
angegriffen, dabei aber an 1 0 0 ihrer Leute eiugebüsst. Einer jener Indianer hatte
sich gescheut auf dem Pfade fortzugehen, weil er daselbst Wolfsgruben vermuthete;
jedoch der Partisan oder Chef, welcher ihn beschämen wollte, gieng voran, fiel
aber wirklich iu eine solche mit zugespitzten Pfählen besetzte Grube uud blieb todt.
Von hier erreichten wir etwa nach einer halben Stunde das 3Iaiidan-Dorf Ruhptare,
welches jetzt gänzlich verlassen stand. Bauart und Medecines, Todtengerüste, alles
ist hier übereinstimmend mit Mih-Tutta-Hangkusch; allein eine weit grössere
Nicht n u r bei den N atio n en , von welchen h ie r die Rede is t, so ndern aucb bei den nördlichen Stammen
is t die roth e F a r b e , w en ig sten s in g ew is se r A rt g eheiligt. H ie rü b e r s. Ma jo r L o n g Tour to St. P e te rs
B iv e r Vol. !. pag. 8 8 8 .
• ♦ ) Solche geh eilig te Bäume kommen auch b e i ä n d e rn Vö lk e rn in America v o r. D ’O r b i g n y e rz ä h lt von
einem dem Gualichú g e h e ilig ten , m it Opfer behängten Baume (s . d e ssen Vo y ag e s T. II, pag, 159).
h
É