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mich aber, trage mich nach dem See Mönnih-Haschka (das lange Wasser), drei
Tagereisen vom Missouri,“ und auch dieses geschah. Als es ihr da auch uicht
gefiel, ninssle er sie nach einem zweiten S e e , Histöppä-Numangkä (die Stelle des
tattowirlen Gesichtes) tragen, wo es der Schlange gefiel, und sie zu bleiben
beschloss. Sie gab dem jungen Manne auf, ihr vier verschiedene Dinge zu bringen,
einen weissen Wolf, ein Stinkthier, gesfossenen Mays uud Kriegsadler-Schwänze,
dann solle er viermal in deu Krieg ziehen, und jedesmal werde er einen Feind
tödteu, welches alles eintraf. Die Schlange setzte hinzu „ sie werde hier immer
bleiben, nie sterbeu und Medeciue seyn, und wenn die Mandans etwas wünschten,
so möchten sie hieher kommen, Busse thun oder opfern, d. h. Koben, Adlerschwänze
und ähnliche Dinge von Werlh an Stangen am Seeufer aufsteckeii,“ welches daun
auch noch gegenwärtig zuweilen geschieht.
Eine andere Merkwürdigkeit dieser Art ist der M edecine-Stein, Mih-Chöppenisch
(ch guttural, e halb), la pierre de Medecine, von welchem schon L e w i s und
C la r k e r ed en * ), und welchen auch die Mömiilarris in gleicher Art unter dem
Namen Wihdä-Katachi (d a und chi ganz kurz) verehren. Dieser Stein liegt etwa
2% his 3 Tagereisen von den Dörfern entfernt am Passächlä tKannonbaU-lliver),
von dessen üfer er nur etwa 1 0 0 Schrille eiilferiil seyn soll. Man hat mir
versichert, dass er sich auf einem ziemlich hohen Hügel befinde und eine oben
etwas ebene Platte bilde, wahrscheinlich von Sandstein, da sie ehemals aus einer
weichen Masse bestanden hahen muss. Nach der Beschreibung ist der Stein mit
den Abdrücken von Menschen- nnd allerhand Tliierfüssen, auch Hunden mit ihren
Schleifen bezeichnet. Den Indianern ist dieser Stein eine Art von Orakel, und
sie opfern ihm Dinge vou Werlh, als K esse l, wollene Decken, Tuch, Gewehre,
Messer, Aexte, Medecine-Pfeifen u. dergl., die mau daselbst niedergelegt findet.
Gewöhnlich gehen die Kriegspartheieii beider Nationen, wenn sie zu Felde ziehen.
s. 1. C. ro í. I . pag. I ß i . Nach S c l io o l c r
den nöraUchen lu d ia n e rn M e d ed n e -S te io e y.
• f t CExpeil. to Ila sk a L a k e etc. pag. 4 6 . ) komracn auch bei
r , die zum Theil ro th b emalt sind.
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dort vorbei und erholen sich Balhs wegen des Ausganges ihrer üuternehmung. Sie
kommen in der Nähe an, rauchen ihre Medecine-Pfeifen, heulen, klagen und
übernachten in der Nähe. Am folgenden Morgen gehen sie hin und zeichnen die
Figuren des Steins auf ein Stück Pergament oder F e ll, ab, welches mau in das
Dorf bringt, wo die Alten die Auslegung maclien. Ohne Zweifel werden vou Zeit
zu Zeit neue Figuren in den Stein eiiigegraben, in dessen Nähe die berühmte
Arche (Mäh-Müniiih-Tnchä) gestanden haben soll, in weicher sich ein Theil der
Nation vor der grossen Wasserfluth rettete, wie ich weiter oben erzählt habe.
Die Mandans haben ausserdein noch mancherlei Medeciue - Anstalten in der
Nähe ihrer Dörfer. Die bei Mih-Tutta-Hangkusch befmdlicheu hat Herr B odm e r
mit grösser Treue abgebildet, und sie sind sämintlich den überirdischen Mächten
dargebraciile Opfer. Die eine von ihnen z. B. besteht in vier im Quadrate aufge-
slellten Stangen, von welciten die beiden vorderen mit eiuem Haufen von Erde und
Easenstüoken au ihrer Wurzel umgeben sind. Zwischen den beiden vorderen Stangen
sind vier Bisouschädel iu einer Reihe niedergelegt, und in der Idiiie der beiden
hinteren 3 6 Menscheuköpfe, die znm Tlieil mit rothen Streifen bemalt sind.
Hinler der ganzen Vorrichtung waren ein Paar Messer, Mauhi (an franz.) in die
Erde gesteckt. Die Stangen haben oben Bündel vou Reisern mit einer Art von
Kamm oder Bechen von zngespilzten, roth angemalten Hölzern (siehe die Vignette
des IV. Capitels.) Die Indianer gehen au solche Orte, wenn sie Opfer bringen oder
Wünsche thnn wollen, heulen, hitten und klagen daselbst oft mehre Tage lang zu
dem Herrn des Lebens, welches die französischen Canadier plenrer (weinen) nennen,
obgleich keine Thränen dabei vergossen werden. Eine ähnliche Medecine-
Anslalt dieses Volkes ist auf der 3 3 . Tafel meines Atlasses abgebildel. Hier waren
auf Stangen ein Paar von Fellen sehr nndeutlich verfertigte menschliche Figuren
befestiget, welche, w ie mau uns sagte, Sonne uud Mond, also wohl den Herrn
des Lehens und die A lle , welche nie stirbt, vorstelleu sollen. Der Wermuth (Ah-
siiilhe. S a g e ), von den Mandans Pschlnehani (in franz., ch guttural, dumi leiser und