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lag schon verhungert neben dem Zelte todt. Die Indianer verhungern zuweilen
s e lb s t* ), um so mehr ihre Hunde, vor welchen sich die Hühner des Fortes iu beständiger
Lebensgefahr befanden. Manche der Assiniboin-Huude waren sehr nett
gezeichnet, fahlgelb mit graublauen oder schwärzlichen Streifen, man sah sie von
allen Farben.
Die Indianer befanden sich jetzt sehr wohl bei uns; denn die Opposition des
in unserer Nähe angelegten Fort-William verursachte, dass man ihnen ihre W a a -
ren zu hohen Preisen bezahlte, um sie vou dort wegzuzleheii. Au beiden Orten
suchte man sich in ihrer Bewirlhung zu übertreffen, welches aber freilich die mächtigere
uud fest begründete Americau-Fur-Company länger auszuhalteii vermochte.
Die bei uus eintreffenden Indianer waren gewöhnlich zu Fort-William schon be-
wirthel worden, daher ausgelassen lustig, Gesang und Trommel wurden unausgesetzt
bei ihnen gehört. Ein grösser ansehnlicher Chef, Pteh -S k ah (die w e isse
Bisonkiih, la vache blanche) besuchte uns und w'urde sehr treu gezeichnet. Sein
Gesicht war durch die lang gedehnte Nase sehr characteristisch, seine Haare etwas
mit Thon bestrichen und seiue Sommerrobe bunt bemalt. Man lobte diesen Chef
übrigens als einen zuverlässigen Manu. Als seine Zeichnung vollendet wa r, bekam
er eiu kleines Geschenk. Bei Erblickung unseres zum Trocknen ausgelegten Vor-
raths von Rauchtaback, rief er mebrmals mit Entzücken aus: „öhta! öhta! (v iel!
v ie l!)“. Dann zog er eine Flasche hervor, iu welcher sich etwas Brantweiu befand
und trank davon zum Abschiede, da er beute noch über den Missouri setzen wollte,
um Bisonten zu jagen. Der gute Muth uud die Ausgelassenheit der Indianer wurden
uoch vermehrt, da ein Clerk der Compagnie von ihnen eine Frau gekauft und
für dieselbe etwa deu Werth von 3 5 0 Dollars bezahlt hatte. Die Verwandten sassen
im Kreise um ein F eu e r , brateten, zechten und waren bei ihrer lärmenden
Musik bis spät in die Nacht ausgelassen lustig. Mehre Biberjäger kamen au, u. a.
*) U eb e r d a s H u n g erle id en d e r In d ian e r im No rd en sieh e au ch b e so n d e rs K i n g , R eise m it Capt. B a c k nach
dem E ism e ere . Vol. I . p ag. 1 6 3 und F o lg e .
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der Krih-Indianer Piäh-Sukah-Ketutt (der redende Donner, le tonuere harangueur)
welcher als Jäger im Dienste der Compagnie stand. Er brachte mir einen Theil
der Kopfhaut eines am M ilk-Riv er von ihm erlegten Origrals mit, und behauptete
daselbst das ganze Skelett einer colossalen Schlange gefunden zu haben. Ein Stück
eines Zahnes, welches er mitgebracht, bewie s, dass diese Knochen von einem
fossilen Mastodon herrührten, welches leider zu weit entfernt la g , um aufgesucht
werden zu können; auch hatte der Jäger, w ie er sagte, den Kopf zerschlagen um
ein Stück des Zahnes zu erhalten. Herr B o d m e r zeichnete diesen Krih sehr
ähnlich in seiner indianischen Tracht, so w ie auch eine Frau dieser Nation, welche
mit dem Jäger D e c h am p verheirathet war ( s . Tab. X X X IU ) . Auf diese Art
dauerten unsere Beschäftigungen abwechselnd fort uud wurden zuweilen wieder
durch die Ankunft neuer Indianer angenehm unterbrochen. Am 3 5 . October erschien
u. a. eine Kriegsparthei von 3 4 martialischen Kriegern, die w ie gewöhnlich in solchen
Fällen, schlecht gekleidet waren. V ie le von ihnen hatten das Gesicht schwarz,
andere roth bemalt. Die meisten trugen Mützen von Leder, oder ein altes F e ll uni
den Kopf befestigt, auf dem Rückeu Bündel mit ihren Habseligkeiten, alte Stücke
Fleisch, meist uoch einige Paar Schuhe und eine grosse Portion der Sakkakomi-
Pflanze (Arhutus v v a -u r sQ als Rauchtaback. Um den Leib hatteu sie meistens
Wolfsfelle befestigt. Ihre Waffen bestanden in mit Federn verzierten Lanzen, einem
Gewehre im Futteral, und Rogen und Pfeilen auf dem Rücken. Der Partisan
dieser wilden Bande war Uatschin-Tönscheuih* ) (der Narre, le fou) uud es befand
sieb eiu junger Indianer in der Truppe, welchem sein Vater, der der Compagnie
sehr ergebene Chef üttschasta-Jutä (der Menschenfresser, le mangeur d’hom-
m es), und welcher jetzt sechs Tagereisen von hier lebte, den Auftrag ertlieilt batte,
Herrn M'kenzie zu sagen „ eine Kriegsparthei der Assiniboins sey im A n zu g e, um
die Pferde des Fortes zu stehlen, man möge also die iiölhigen Massregeln nehmen:
E rs teg fra n z ö s is c li, e h a lb a iisgesproclieu.
P r . M aximilian v. W . lle is c d. N .-A . 3 . Bd. 6