Buch würde mit der Beschreibung dieser grotesken, anscheinend komischen Darstellungen
der originellen Menge, ihrer ausgezeichnetsten Figuranten, Charactere
uud Symbole angefüllt werden können * ).
Am 3teu Tage scheint während jener Tänze das ganze Dorf plötzlich in
Conslernatioü gerathen zu s e y u , indem sich jetzt eiu Mann nähert, der scheinbar
unruhig in der Prairie umher läuft, endlich in das Dorf eintritt und überall darin
umher spukt, als sey er in grösster Noth. Sein nackter Körper ist schwarz angestrichen,
sein schrecklich gezähntes Gesicht weiss und roth, und In der Hand trägt
er einen langen weissen Stab. Dieser Mann, den sie den bösen G e is t* * ) nennen,
läuft emsig in die Hätten ein und aus und wird vou allen seiuen Versuchen
durch die Medecine-Pfeife des Ceremonienmeisters abgehalten, der dieselbe jedesmal
zwischen ihn und das Volk schiebt, welches schreiend sich vor dem Bösen
flüchtet. Endlich wird ihm der Stab aus den Händen gerissen und die Ruhe ist in
dem Dorfe wiederhergestellt.
Am 4ten Tage beginnt eine Scene von so grässlicher Art, dass man sie
kaum beschreiben kann und bei deren Erinnerung ich jedesmal Schauder empfinde.
Die spanische Inquisition mit allen ihren Schrecken konnte an Grausamkeit kaum
die Scene übertreffen, deren Zeuge ich hier war, und deren Auhlick nur die Ue-
berzeugung ertragen half, dass sie freiwillig auferlegte Qualen waren. Schwach
und abgemattet von 4 Tage und 4 Nächte anhaltendem Fasten und Dursten schritt
einer der armen Pönitenten nach dem ändern in den Mittelpunkt der Hütte, wo er
knieend und mit gesenktem Haupte sich denjenigen hingab, welche bestimmt waren,
ihnen die grausamsten Martern anzuthun. Diese ziehen mit dem Daumen und Z eigefiuger
1 4 Zoll dick das Fleisch und die Haut mit einem Theile des Trapez-
Muskels an der Rückseite jeder Schulter in die Höhe, und stossen durch dieses
• ) Ich habe w e ite r oben a lle die e in z e ln e s M asken au fg e fü h rt und den Zusammenhang a lle r d ie s e r Mumm
e re ien e rk lä r t.
• • ) D e r T eu fe l oder Ochkih-Häddä.
Fleisch ein Messer, welches stumpf seyu muss, um desto mehr Schmerz zu verur-
sacheu. Nachdem das Messer aus der Wunde gezogen ist, werden Stücke Holz
von der Dicke eines Daumens hindurch gesteckt, an welche von der Decke herabhängende
Stränge befestigt werden, mit deren Hülfe mau nun den Pönitenten in
die Höhe zieht, bis seine Füsse beinahe von dem Boden gelüftet sind; dann wird
das Messer auf dieselbe W eise durch das Fleisch des Arms unterhalb der Schulter,
unterhalb des Ellenbogens, an den Schenkeln und unterhalb der Kniee getrieben,
nnd Stücke Holz oder Pfeile dnrch die Wunde gesteckt. Au diese Stöcke
befestigt man die Bogen, Köcher, Schilde, Lanzen und Medecine-Bündel der
Leidenden, zuweilen mit zw e i bis zu vier grossen Büirelschädelii mit ihreu Hörnern.
Mit diesem bedeutenden Gewichte anhängend, wird der Pönitent allmählig in
die Höhe g ezogen, bis alle diese Anhängsel von der Erde gelüftet und der Hängende
selbst 6 bis 7 Fuss über dem Boden erhaben ist. In diesem Zustande, wo
das Blut in Strömen von seinen Händen und Füssen herab fliesst, hängt er in
höchster Marterangst, indem er die jämmerlichsten Seufzer und Klagen ausslösst,
die, w ie ich erfuhr, seine eifrigsten Gebete zum Allmächtigen sind, ihm das Leben
zu fristen uud seine Sünden zu vergeben, damit er tapfer und glücklich im Kriege
seyn und hinlänglich Bisonten für seinen Unterhalt iiildeu möge. Sobald der eine
der jungen Leute auf diese Art aulgehängt w a r , wurde dieselbe Operation an eiuem
zweiten vollzogen, au einem dritten, vierten und sofort, bis mich das Wehklagen
und Schreien der Geängstigten, so wie der blutige Anblick der Hülle, die eireiii
menschlichen Sehlachthanse glich, an Herz und Magen krank machten O ic k em d me
to the heart and slomach). Zuweilen waren sechs oder acht Menschen zogleich
aufgehängt, einige am Kücken, andere au deu Brustmuskelu, ohne dass ihre Lage
anscheinend auf die Mienen ihrer um sie versammelten Frennde und Angehörigen
uur den geringsten Einfluss äusserte, oder ihr Mitleiden und Antheil erregt wurde.
Die Zeit, Während welcher sie in dieser Lage blieben, betrug zuweilen eine halbe,
auch wohl eine ganze Stunde, welches vou der Stärke des Snbjecles abhienv;
P r . Maximilian v. W . Beise d, N - A. 2. B. 0 4 ® ’