130
Venus Celoile du jour) lebt, und er ist e s, der die Menschen auf der Erde be-
schülzt; deim ohue seine Sorge wurde ihr Geschlecht längst untergegangen seyn.
Ein fünftes Wesen , aber obne Gewalt, ist wie der ewige Jude auf der Erde immer
iu Bewegung, immer umber irrend in menschlicher Gestalt. S ie nennen ihn
den lügenhaften Prairie-Woif (Schähäcke). Ausser dieseu ist noch ein sechstes
der Ochkjh-Häddä, den man nicht zu classificireu w e iss, und von dem sie sagen,
wer von ihm träume, müsse bald sterben. Er scheint in ihren Sagen als eine Art
vou Teufel zu flgurireu, soll einst in ihre Dörfer gekommen seyu, ihnen mancherlei
gelehrt haben, ist seitdem aber nicht wieder erschienen. Sie siud bange vor ihm,
opfern ihm, uud haben iu ihren Dörfern eine hässliche Figur aufgeslellt, welche
eine Vorsleliuiig von ihm seyu soll. Die Sonne beten sie an, weil sie dieselbe für
den Woliiiplalz des Herrn des Gebens halten. Alle ihre Medeciues oder Opfer
sind vorzüglich an die Sonne, Mäbap-Mihiiang-gä gerichtet, also an deu Herrn
des Lebens. In dem Monde sagen sie, lebe die A lle, welche uie stirbt, eiue alle
Frau, welche über deu Kopf von vorn nach hinten einen weissen Streifen trägt.
Opfer und Gabeu werden ebenfalls an sie gericLlet. Sie wissen uicht, wer sie ist;
Ihre Macht ist aber gross. Sie hatle sechs Kinder, drei Söhue und drei Töchter,
welche sämmtlich iu gewissen Sternen wohnen. Der älteste Sohn ist der Ta g ,
(der ersle Tag der Schöpfung); der zweite ist die Sonue, in welchem der Herr
des Lebens wohnt. Der drille Sohu ist die Nacht, Istüh-Huusch (» franz.). Die
älteste Tochter ist der Stern, der im Osten aufgeht (der Morgenslerii) uud sie
nennen sie die Frau, welche den Federbusch trägt, Mihhä üahankä (an fraiiz).
Die zweite Tochter, Köhpuska (der gestreifte Kürbis, la citrouille barrée) genannt,'
eiu bocbstebeuder Stern, der sich um deu Nordstern dreht, und eudlicb die drille
Tochter, Köbsedehä (e ganz ausgespr. aber kurz) der Abeiidsleru, der nalic am
Sonneii-UiitergaDge sieht.
Die Alle im Monde wollte ihrem Sohne eiue Frau geben, und führte eiu Mädchen
hinauf, welches sie aisdami vor ihrer Thüre warten liess. Als die Alle hlu-
151
aus schickte, um das Mädchen kommeu zu lassen, fand man an ihrer Stelle eine
Kröte. lieber diesen hässlichen Wechsel erbittert, kochte man die Kröte in einem
Gefässe, um sie zu vernichten; allein sie war nicht zu zerstören, auch konnte man
sie nicht essen, und sie wurde deshalb verwünscht, worauf sie für immer im Monde
als Flecken sichtbar blieb. Ob die Souue gross oder klein wäre, wusste der Erzähler
nicht zu sagen, sie sey aber auf jeden Fall sehr glühend. Die Sonne ver-
heirathete sich mit einer Frau, welche man Pschihcha-Kschukä, den schinalblätterigen
Wermuth (rabsiuthe fine) nennt. Aus dieser Verbindung kam ein Sohn, der sehr
viel versprach uud zu einer grossen Rolle bestimmt schien, ln Bearbeitung der
Pfeile war er sehr geschickt, und erfahren in allen Arten von Jagd und dem Fange
der Thiere. Für seine Mutter schoss er Vögel. Obschon sie ihm das Schiesseu
der Prairie-Lerche verboten hatte, schoss er dennoch alle seiue Pfeile nach diesen
Vögeln ab, konnte aber keinen einzigen tödten, worauf ihm einer dieser Vögel
zurief: „warum willst du mich tödten, da ich doch verwandt mit dir bin?“ Er grub
im Monde die Pomme blanche (Psoralea esculenld) aus, und die Mutter verwies
ihm dieses, denn durch das Loch, welches er iu deu Boden gegraben hatte, konnte
man unten auf der Erde die Mönnitarri-Dörfer liegen sehen, und die Mutter sagte
ihm: „siehe alle jene Menschen sind unsere Verwandten, ich wollte noch nicht nach
der Erde hinab, aber uun müssen wir dorthin reisen.“ Der Vater trug dem Sohne
einst auf, ihm einen Bison zu schiessen und ihm alle Sehnen aus dem ganzen
Thiere zu bringen; alleiu der Sohn drehte sich einen Strick aus eiuem Theile jener
Sehnen, um sich an demselben auf die Erde hinab zu lassen. In der Nähe des jetzt
sogenannten Little-Missouri (Mähtack - Schiikä) kam er zur Erde; allein sein
Strick reichte nur bis über die Spitzen der Bäume. Hätte er alle Sehnen des
Bisons benutzt, so würden diese bis hinab gereicht hahen, jetzt aber blieb er hängen
und schwankte hin und her. Aus dem Monde Avarf man einen grossen Stein
nach ihm, der vor kurzer Zeit noch zu sehen war. Der Stein konnte den Hängenden
nicht tödten, da derselbe Medecine war.