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Der Mays ist eine der Haupt-Medecines der Arikkaras, und sie verehren ihn
auf manclierlei Art. Eins ihrer höchsten Medecine-Feste ist das Napahruclite (ruch
guttural) oder die Medecine mit dem Vogelkasten, welches sie treulich beibehalteu
haheu. Sie halten diese Medeciue so hoch als die Christen die Bibel. S ie ist die
allgemeine Regel uud das Gesetz, wonach sie handeln. Diese Anstalt ist in ihren
Dörfern in der Medecine-Hütte in der Höhe befestigt, und wandert mit ihnen umher,
W'ohin sie ausziehen. S ie besteht in einem schmalen, laugen, viereckigen
Kasten von Pergament, 6 bis 7 Fuss lang, aber von wenig Breite, oben durch
eiu langes Stück Holz verstärkt. Dieser Kasten öffnet sich au einem Ende. Auf
seinem Obertheile sind in einer Reibe 7 Schischikués aus Flaschenkürbissen befestigt,
die oben mit einem Büschel rotbgefärbter Pferdsbaare versehen siud. Siehe
den von Mató-Tópe gezeichneten Holzschnitt.
In dem Kasten selbst befinden sich alle Arten von ausgestopften Vogelbälgen, welche
sie erhalten konnten, jedoch nur von Vögeln, welche sich im Sommer hier aufhal-
teu. Ausser diesen Bälgen enthält der Kasten eine grosse berühmte Medecine-
P feife, Napähruchte (uch guttural), die man bloss bei ausserordentlichen Gelegenheiten
uud grossen Festen raucht. Hat eiu Arikkara selbst seinen Bruder getödtet,
und nur erst aus dieser Pfeife geraucht, so muss aller Groll gegen ihn vergessen
seyn. Man macht die Medecine mit diesem sonderbaren Apparate, sobald die Saaten
bestellt und die ersten Kürbisse reif sind. Die Blumen derselben werden be-
Avacbt, damit sich niemand «an ihnen A'ergreife, und sobald die ersten Früchte reifen,
wählt man ausgezeichnete Krieger, welche sich bei der Versammlung einfinden
müssen. Man schenkt ihnen Dinge von Werth, schneidet die ersten Früchte ab,
und giebt sie ihnen zu essen. Dafür müssen sie den Vogelkasten herab nebmen
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und öffnen, wobei Medecine-Gesänge gesungen werden und die grosse Pfeife ge-
raucbt wird. Im Sommer, wenn die Bäume grün sind, nimmt man einen immergrünen
Baum, eiue rothe Ceder (Juniperus), schält und malt den Stamm mit blauen,
rothen und weissen Ringen, und pflanzt ibn vor der Medecine-Hülte auf. Alsdann
wird der Kasten herab genommen und die Medeciue damit angestellt. Besonders
für das Gedeihen des Mays und der übrigen Saaten ist der Vogelkasteu das kräftigste
Mittel, und wer diesen Wuuderkasten recht weit und mit Anstrengung
trägt, erwirbt sich die höchste Stelle bei dem Herrn des Lebens. Die stärksten
Männer unter diesen Indianern sollen zuweilen beinahe einen ganzen Bison autla-
den, an -welchem mir Kopf und Eingeweide fehlen, um ihn dem Vogelkasteu als
Geschenk zu bringeu. Sie macheu sich durch dieses Opfer sehr verdient, und haben
sie dies viermal gethan, so glaubt man, dass es ihnen uie mehr an Bisonten
febleii könne.
Im Anfänge der W e ll sollen die Mandans das Dorf Ruhptare mit den Arikkaras
zusammen bewohnt haben. Damals kam der Herr des Lebens in Geslait eines
Kindes zu ihnen, uud wiess sie an, alljährlich das Okippe wie die Mandans zu
feiern, aber nicht ihre Medecine mit dem Vogelkasteu. Es entstand nun über diesen
Gegenstand zwischen den Mandans von Ruhptare und den Arikkaras Stroit
und Schlägerei, während dessen der Herr des Lebens bei den ersteren sich aufhielt.
Er wollte sich unter die andere Parthei begehen, wovon man Ihm abrieth,
weil sie ibn tödten würden, worauf ec antwortete „sie können mich nicht tödten.“
Dann gieng er an einen Bach, nahm daraus ein Stück Salz, rieh seiueu ganzen
Körper damit ein, und warf einen Theil davon unter die Arikkaras, von welcben
eine gute Anzahl dadurch vergiftet wurde. Beide Pariheien trennten sich nachher,
die Arikkaras behielten ihren Vogelkasten, die Mandans das Okippe, indem diese
der Anweisung des Herrn des Lebens Folge leisteten. Die Arikkaras waren in
Folge dieses Ereignisses erbittert gegen den Herrn des Lebens und nannten ilm
Pacbkäfsch, dea Prairie-Wolf.