Königen (1471) Linhao, König von Tonquin, Krieg führt, liegt
(von der chinesischen Provinz Yunan abhängig) im Südwesten
Tscheli’s , im Norden Siam’s und im Osten Birma’s. Im Süden
Yunan’s findet sich die unabhängige Stadt Pueul (Poel oder Phu-
kül) oder Phu-urh-fu.
Marini beschreibt das Königreich Laos, als östlich an
Tonquin und Cochinchina, westlich an Siam, südlich an Kam-
bodia, nördlich an Birma und die Gnai genannten Stämme
grenzend. Er sagt von dem Könige von Laos, der in Langione
herabgekommen, als die Heere des Halbmondes ganz Asien umkehrten? Das
sind Fragen, welche zu lösen mir noch nicht möglich gewesen ist. Sie scheinen
übrigens nicht alle denselben Ursprung zu h a b e n ; denn man unterscheidet unter
ihnen eine alte und eine neue Eeligion und dieser Unterschied der Religion nährt
in ihrem L ag e r viel gegenseitigen Widerwillen und Hass. -Die Yun-naner gehören
fast ausschliesslich der alten Religion a n , welche nur ein Rest des Judenthums
sein soll.
Un te r den Y-sen sind die Lolo’s und Pai-y diejenigen, welche die erste
Stelle einnehmen. Ich vereinige diese beiden Familien, weil sie trotz der beträchtlichen
Verschiedenheiten wesentliche Vereinigungspunkte haben. Diese
Völker sind im Allgemeinen von ziemlich sanftem C h a rak te r; einfach und furchtsam,
fliehen sie die Fremden und fürchten Streitigkeiten über Alles. Betritt ein
Unbekannter ihre D ö rfe r, so schliessen und verrammen sie sogleich alle ihre
Thüren ; was man auch sagen oder thun mag, man wird es nie dahin bringen, dass
sie dieselben öffnen. Sie bewohnten früher die E b en e , aber nach der Ankunft
der Pen-te-yen sind sie in die Gebirge zurückgedrängt worden. Diese Vertreibung
aus ihrem Eigenthum ist nicht durch Gewalt vollendet w o rd en ; ihr furchtsamer
Charakter und noch weit mehr ihr massloser Hang zum Weine sind die
Ursache davon gewesen. Mit einigen Töpfen dieses Getränkes kann man die
Lolo’s zu Allem machen, was man will.
Die Lolo’s bebauen nur wenig den Boden und noch dazu überlassen sie diese
Sorge den Frauen. Viehzucht und Ja g d sind die Beschäftigung der Männer. Sie
sind sehr geübte Bogenschützen; mit ihren vergifteten Pfeilen könnten sie es mit
Vortheil mit den besten europäischen Jäg e rn aufnehmen; sind sie einmal ihrer
Beute au f die Spur gekommen, so entgeht sie ihnen selten.
Die Pai-y haben sich länger in der Ebene g eh a lten ; nicht als ob sie mässiger
und in grösserem Wohlstände lebten als die Lolo’s, aber das Gebirgsleben scheint
ihnen nicht so zu gefallen. Sie leben grösstentheils in grossem Elend und schicken
deshalb ihre Frauen und Töchter zu den F rem d en , um an diese den E rtrag ihrer
Arbeit zu verkaufen. Die Fremden haben ihre Ländereien in Besitz genommen,
residirte, dass er Tribut nach Tonquin geschickt habe, ebenso
wie der König von Bao aus seinen Goldminen, der König des
kleinen Laos und der König von Avä. Seuls les rois de Co-
chinchine et de Ciucaughe refusaient toute contribution. Die bei
Kiang-tung lebenden Mutsa hängen mit den Miaotse zusammen,
deren Name Erdgeborene oder Eingeborene bedeutet. Yon den
während sie selbst Jag d auf Insecten machen oder in ihren Hütten liegen bleiben
und den Schrecken des Hungers zur Beute werden. Obgleich sie je tz t u n ter der
unmittelbaren Herrschaft des Kaiserreichs stehen, haben sie doch eine getrennte
Gerichtsbarkeit b e h a lten ; sie gehen bei einem Tou-ssen zu Lehen, welcher selbst
nur dem Lieutenant des Vice-Königs gehorcht.
Der Cultus der Lölo’s und Pai-y scheint einfach zu sein wie sie se lb st; sie
haben keine Pagoden und stellen in ihren Hütten keine Gottheiten auf. Sie begnügen
sich , in einigen seltenen Zeitabschnitten dem Geiste ihre Huldigungen
darzubringen. Was ist dies für ein Geist? Diese Frage richtete ich an Mehrere,
aber sie antworteten mir immer, sie wüssten es selbst nicht. Sie haben die Idee
von den Strafen öder Belohnungen, welche dem Tode folgen müssen. Ich glaubte
zu begreifen, dass sie ihr Paradies und ihre Hölle in die Gebirge Tibet’s versetzen.
Die Si-fan und die Lisons schliessen sich den Völkerschaften Tibet’s an.
Sie unterscheiden sich von den Lolo’s darin, dass sie von höherem Wüchse s in d ;
sie sind auch stolzer und kräftiger und besonders rachsüchtiger, haben aber mit
ihnen denselben Cultus, dieselbe Leidenschaft für den Wein.
Ausser den Stämmen, welche ich bisher angemerkt h a b e , kommen jedes
J a h r gegen das Ende des zehnten oder im Anfänge des elften chinesischen Mondes
mehrere Caravanen Lamas hier bei uns an , welche von Tibet h eruntersteigen;
sie kommen, um d en 'R esten ihrer Vo rfah ren , welche, wie sie sagen, in einer
Höhle in der Umgegend von Mouany-kia-pei eingeschlossen s in d , ihre Ehrfurcht
zu bezeigen. Alle haben sich zu dieser Wallfahrt durch ein Gelübde verpflichtet.
So lange sie d a u e rt, leben sie nur von Almosen, das ihnen Niemand verweigern
d arf, die Armen so wenig wie die Reichen, aus dem sehr einfachen Grunde, wie
sie naiv sagen, weil es recht und billig ist, dass man ihnen, die früher selbst Besitzer
von Mouany-kia-pei waren und es den gegenwärtigen Ansiedlern abgetreten
haben, einen kleinen Zins entrichtet, wenn heilige Pflichten sie zurückrufen. Auf
ihrer Reise beten sie ununterbrochen, indem sie sich dazu eines langen Rosenkranzes
bedienen, welcher in vielen Stücken dem unsrigen ähnlich ist. Nachdem
diese Pilger einige Tage in der Höhle der Vorfahren zugebracht haben , begeben
sie sich nach einer berühmten Pagode, welche Talyfu gegenüber sich befindet,
und die sie ebenfalls als ihr Eigenthum vindiciren. Und sie verbreiten sich nicht
eher auf den Märkten, als bis sie diese Stationen besucht hab en ; endlich kehren
sie im vierten Monde nach Tibet zurück.