Götter erinnerten sich ihrer Pflicht. Ein Wind sprang auf,
der die Luft klärte, und vom reinen Himmel strahlte die Sonne
auf einen glänzenden Sieg der siamesischen Waffen nieder (1579).
Der günstige Ausgang war schon durch die Omen vorhergesagt,
wie der siamesische Historiker mit Ausführlichkeit beschreibt:
Als Ayuthia von den Mon belagert wurde, träumte dem Könige
Siam’s , dass er im Wasser mit einem riesigen Alligator kämpfte,
aber ihn zuletzt tödtete, und der Hora erklärte dies Zeichen,
Sieg Uber seine Feinde zu meinen. Dann sah er die Sarika-
boromma-that (des Höchsten körperliche Reliquien) in der Form
einer glattschaligen Orange umherkreisen, rechter Hand (thakki-
navat), vom Süden (thaksinath) kommend und sich nach Norden
(Udom) wendend. Da ging er mit freudeerfülltem Herzen, um
anzuheten. Als er zur Schlacht aufbrach, sah e r, aus Ayuthia’s
Thor tretend, einen Pratu-Baum mit einem Termitenhügel daneben
, und er nahm es für ein Zeichen in der Kruth-nana (eines
mit dem Kruth-Buchstaben beginnenden Namens) des Xaia-phum
(siegreichen Bodens). Er liess das Lager Aufschlägen und stellte
das Heer in Schlachtordnung mit den Flügeln an beiden Seiten.
Die Kriegskunst der Siamesen basirt auf der verschiedenen
Thierfiguren (hier der des Garuda) nachgeahmten Form der
Armeestellung, worüber sie ein illustrirtes Lehrbuch besitzen.
In der folgenden Schlacht hieb Phra Naret den Uparat (zweiten
König) der Mon von seinem Elephanten nieder und trieb die
Feinde in die Flucht.
Nachdem er sich noch durch Einverleibung der Laosländer
gekräftigt hatte, beschloss der König, sich seines übernommenen
Gelübdes zu erledigen. Bald überschritten seine siegesgewohnten
Truppen die Grenze (1583) und trieben ihre Feinde vor sich her,
die nur Sicherheit hinter den Wällen des stark befestigten Lawek
zu finden hofften. Diese Stadt wurde belagert und trotz verzweifelter
Gegenwehr erstürmt (1583). Phra Naret, im Königsornate
auf seinem Throne sitzend, liess den meineidigen Fürsten
vor sich bringen und vor sich enthaupten, so dass das warm
hervorquellende Blut über seine Füsse in eine goldne Wanne
rieselte, unter dem Klange triumphirender Siegesmusik.
Nachdem er einen ihm ergebenen Prinzen als Nachfolger
auf dem Thron Kambodia’s eingesetzt hatte, kehrte Phra Naret
nach Ayuthia zurück. Er bot j etzt die ganzen Kräfte seines Reiches
auf, u m einen entscheidenden Schlag gegen Pegu zu führen (1587).
Alle Festungen fielen rasch in seine Hand, im Siegesflug wurde
Martaban, selbst Hongsawaddi erobert und die Siamesen drangen
bis an den Sittang vor, wo sie ihren Gouverneur zur Verwaltung
des eroberten Landes einsetzten. Der Schrecken hatte Alles gelähmt
und Phra Naret würde keinen Widerstand gefunden haben,
die ganze Halbinsel als Sieger zu durchziehen, wenn ihn nicht
der Hülferuf des Königs von Kämbodia zur Umkehr bewogen hätte.
Die nationale Partei, die ihren einem Fremden tributpflichtigen
König verachtete, hatte sich unter der Führung des verwegenen
Phaon erhoben, der zahlreiche Schaaren der wilden Chbrongs
aus den nördlichen Bergen als Miethstruppen herbeiführte.
Diese Barbaren hausten aber in so fürchterlicher Weise im
Lande, dass Freund wie Feind bald ihre Entfernung wünschten
und nur in dem Könige Siam s einen Retter erblickten. 1 hra
Naret hatte sie rasch in ihre Wälder zurückgejagt (1591) und
dann, zur Erholung nach den vielen Strapazen ununterbrochener
Märsche, überliess er sich mit seinem Bruder den lange entbehrten
Vergnügungen. Das Brüderpaar, das gewöhnlich zusammen als
Naret-Narai genannt wird, die Freundschaft Rama’s mit Laksman
zu bezeichnen, besuchte auf Vergnügungsfahrten die Inseln des
siamesischen Golfes und begab sich dann mit einer Bootflotille
nach den Sam rai yot (den 300 Bergspitzen) auf der Ostküste
der malayischenHalbinsel, um Jagd auf Haie anzustellen (1592).
Während seiner Anwesenheit in Lamphun berichtet die Chronik
vom Könige, dass er das Land von einem wilden Tiger befreite.
Aber dem thatendurstigen Phra Naret liess es keine Ruhe.
Zwar gehorchten ihm ausser Pegu die Königreiche Kamboya, La-
niaugh, Zayomay, Leegor, Parava, Thenasarim und andere, wie
Floris sie nennt, noch aber blieb Ava zu erobern, die reiche Hauptstadt
der Birmanen, die auf dem vorigen Feldzuge fast schon in
seiner Hand gewesen war, und er beschloss jetzt, durch einen neuen
das damals Verlorene wieder einzubringen. Doch seine ruhmvolle