Laufbahn war beschlossen. Schon war er bis Tongu vorgedrungen,
als der Tod ihn ereilte (1593), und mit seinem Athemzuge verwehte
auch, wie ein luftiges Meteor, der feurige Glanz blutiger
Schlachten und Siege, in dem, wie jene Flammensäule auf
Ayuthia’s Insel, die siamesische Krone über die Nebenländer
hervorgeleuchtet hatte, selbst bis China hin, wo man die Mitwirkung
des kriegskundigen Königs an einer Expedition gegen
Japan wünschte (1593). In seinem Nekrolog sagt der einheimische
Geschichtschreiber, dass er siegreich gewesen gegen
Phra Phrom, Phra Phitsanu, Phra Isuen, Phra Phayu, Phra Pha-
run, Phra Phlöng, Phra Jama, Phra Phraisaph, Phra Inthon, Phra
Chantaratharat (d, h. Brahma, Visvacarma, Siva, Jama, Indra,
Winde, Feuer u. s. w.), dass er in dem Jutta-tham (dem rechten
Gesetze) verharrt habe, dass er den ganzen Phra-Traipidok neu
in Pali abfassen und den Commentar (Atthakatha-dika) zufügen
liess, dass er viele Klöster baute und die Phra-Phuttha-Sasana
(die heilige Religion Buddha’s) schützte.
Mit Naret’s Tode war es mit den Kriegen und Siegen vorbei.
Jetzt wurde das Blut nur in innern Fehden vergossen, aber auch dort
floss es bald in Strömen. Schon unter Naret’s Bruder und Nachfolger
Ekathotsarat gingen die meisten Eroberungen verloren, aber es
gelang ihm doch wenigstens, den einheimischen Thron zu bewahren,
obwohl sein Leben vor dem natürlichen Ende durch den
Dolch des Meuchelmörders abgeschnitten wurde (1601): Dann
aber folgte Mord auf Mord und der Thron wurde nur bestiegen,
um von ihm ins Grab zu steigen. Dennoch steht diese Periode
der Usurpationen und Revolutionen hoch verherrlicht in der
siamesischen Geschichte da, da in ihr der Phrabat, der heilige
Fusstapfen Buddha’s, entdeckt wurde. In einem Walde hei
Lophburi (oder Louvo) wurde ein Jäger durch ein über ihm wegziehendes
Schwänepaar, den Schwanenkönig selbst, Phaya He-
marat, wie die Dichter singen, zu der Stelle geführt, und da die
108 gesegneten Charakter-Zeichen erkannt wurden, so erhoben sich
bald prachtvolle Tempel und Klöster in der Umgegend (1603),
die jährlich durch unzählige Pilgerschaaren besucht wurden,
nachdem der König eine bequeme Strasse durch den Wald hatte
hauen lassen. Auch vom König Ekathotsarat wird gerühmt, dass
er reiche Tempel gebaut, viele Ländereien zum Unterhalt von
Priestern angewiesen und Copieen von den heiligen Büchern habe
anfertigen lassen, die aus 84,000 Bänden bestanden. Bei der
Anlage des Weges , bemerkt der siamesische Geschichtschreiber,
wären zur Nivellirung Khlong Farang gebraucht worden, was wörtlich
fränkische Teleskope*) bedeuten würde, doch kann Khlong
auch jede andere Art von Rohr bedeuten. Galiläi wurde erst
1609 auf die von den holländischen Brillenmachern verkauften
Fernröhre aufmerksam, obwohl indess schon Roger de Baco ihie
Theorie im Schleifen der Linsen auseinandergesetzt hatte.
Wie Phra Naret häufig der schwarze König oder auch der
Feuer-Prinz genannt wird, so findet sich sein Bruder Ekathotsarat
oder Phra Narai als der weisse König bezeichnet. Er hatte den
bei ihm verleumdeten Erbprinzen ermorden lassen und der zweite
Sohn, Chao F a , in der Chronik als einäugig bezeichnet, konnte
beim Tode seines Vaters sich nur mit dem. Schwerte den Weg
zum Throne bahnen. Er-erlag einer Verschwörung (1602), wodurch
der frühere Priester und in den Trai-Phethang (den drei
Veden) wohl bewanderte P hra Sisin unter dem Titel Phra Chao
Songtham sich auf den Thron erhob. Eine Hauptursache der
Palastrevolutionen waren die unruhigen und anmassenden Prätorianer,
die der kriegerische König Naret vorzugsweise aus
tollkühnen Japanesen oder auch Buginesen von Macassar (aus
Tanah-Bugis oder Celebes)**) zu rekrutiren geliebt hatte, die
seinen schwachen Nachfolgern aber bald zu gefährlich wuiden.
In ganz Ostasien ist der Japanese der Einzige, der jene Kraft
und Entschlossenheit besitzt, wodurch ein einzelner Europäer
eine Armee apathischer Indier oder Chinesen aufwiegt. Die
Japanesen haben sich selbst schon früher vortheilhaft mit den
Europäern gemessen. Während im Zeitalter der Entdeckungen
*) Die Ma-)a-len-ga-raWoottoo zählt (nach Bennett) unter den Waffen, mit
denen M ah a -N at den meditirenden Buddha a n g re ift, auch Kanonen und Feu e rwaffen
auf.
**) Auch 1840, nach der von den Ju e n erlittenen Niederlage, schickte der
König von Siam nach Macassar, um Soldtruppen anzuwerben.