Eine so ununterbrochene Kette glücklicher Erfolge scheinen
Phaya Tak am Abende seines thatenreichen Lebens den Eindruck
gegeben zu haben, als ob er schon zu der Höhe eines Buddha
emporgestiegen und gleich einem solchen zu verehren sei. Daraus
soll Unzufriedenheit und Revolution entstanden sein (1780) und
der König floh in ein Kloster. Der Phaya Chakkri, der gerade gegen
die Cochinchinesen im Felde lag, kehrte, als er von diesen Umwälzungen
hörte, rasch zurück, und nahm mit dem Heere, worauf
er sich stützen konnte, eine so drohende Stellung a n , dass die
übrigen Grossen ihm bald den Vorrang Hessen. Nach der ersten
Wahl derselben war freilich schon ein Gesandter nach China geschickt,
Bestätigung für Kwah-Chang zu bitten (1781), aber Phaya
Chakkri liess sich lieber erst krönen (1782) unter dem Titel Phen-
din-ton oder PhraPhuthichao luang und schickte die Gesandtschaft
an den Kaiser nachher (1786). Unter dem Vorwande, dass der
frühere König der Sicherheit des Staates gefährlich wäre, liess er
ihn tödten, und verlegte dann seine Residenz nach dem jenseitigen
Ufer des Flusses in das jetzige Bangkok, wo schon zu Falco’s
Zeit ein kleines Fort erbaut und einige Zeit von den Franzosen
unter Desfarges besetzt war. Das Ende Phaya Tak’s bleibt nach
der Darstellungsweise der officiellen Geschichte etwas problematisch,
da der Richter dieses Königs der Vorfahre des jetzt regierenden
ist, und die Historiker vielleicht noch nicht die Freiheit
der Unparteilichkeit fühlen.
Der Gründer Bangkok’s, gewöhnlich als Phendin-ton (der
erste Erdenbeherrscher) bekannt, warf verschiedene Angriffe der
Birmanen von den Grenzen zurück, verlor aber die Stadt Thalang,
die bei Einbruch der Nacht (in d e r Zeit, wenn die Kinder
schlafen, sagt die Chronik) überrumpelt wurde (1810). Unter
ihm wurde Battabong erobert. Sein Nachfolger (1811) geht beim
Volke unter dem Namen JPhendin-klang (der mittlere Erdenbeherrscher),
seit ihm (1825) der Vorgänger des jetzigen Königs
unter dem Titel Boromma-Thammikaraxathirat-Phrachao-Prasat-
Thong gefolgt ist. Unter ihm wurde das rebellische Viengchan
(Vienchac oder Banchan) oder Viengxan (1829) erobert und mit den
Cochinchinesen unter Minjmong (dessen Vorgänger einige Zeit als
Flüchtling in Bangkok lebte) Krieg in und umKambodia geführt
(1834). Er war im Grunde nur ein Usurpator, vor dem sein
legitimer Halbbruder es gerathener fand, sich in das Kloster
zurückzuziehen, bis er bei seinem Tode (1851) das Mönchsgewand
abwarf, um sich mit dem Königsornate zu schmücken, und
jetzt als erster König Siam beherrscht. • _
Er ist ein gründlicher Kenner des Pali und der buddhistischen
Religionsschriften, hat aber schon seit seiner Jugend,
ebenso wie sein Bruder, der zweite König, ein grosses Interesse
an der europäischen Wissenschaft genommen und liest nicht
nur englische, sondern auch lateinische Bücher. In Religionssachen
zeigte er die grösste Toleranz und hat den Missionären
jede Erleichterung angeboten, so viele seiner Unterthanen zu
bekehren als ihnen beliebe, den zu bildenden Gemeinden im
Voraus seinen Schutz versprechend. Schon aus dem Jahre 1834
erzählt Pallegoix, dass, als die katholischen Missionsschüler siamesische
Pagoden in der Nähe des ihnen von der Regierung
geschenkten Landes demolirten, der damals regierende König
seinen Priestern, die ihn u m Schutz dagegen baten, anrieth, lieber
nachzugeben und ihre Bethäuser anderswohin zu verlegen. In
dem als passende Einleitung zum Zeitalter der Encyclopädisten
nach Frankreich kommenden Antwortschreiben auf die Gesandtschaft
Ludwig XIV. drückt der heidnische Fürst sein Erstaunen
über den Bekehrungseifer seines königlichen Bruders aus und
meint, dass die Gott allein angehende Sache der Religionsverschiedenheiten
besser auch diesem überlassen bliebe.
Während sein Vorgänger jeder Verbindung mit Europäern
abgeneigt war und sowohl die Gesandtschaft des General-Gouverneurs
von Indien, sowie-später die amerikanische unverrichteter
Sache zurückschickte, schloss der jetzige König durch
Bo wring einen Handelsvertrag mit England, und bald darauf
gleichlautende mit anderen Staaten. Der Seehandel, auch der
der Eingeborenen, wird grösstentheils auf europäisch gebauten
Schiffen betrieben, die mehr u n d mehr die chinesischen Dschonken
zu verdrängen beginnen. Auch Dampfschiffe werden schon im
Lande selbst gebaut und häufig nur von Eingeborenen bemannt.