Male öffneten sich sämmtliclie Thore. Phrachao Ruang mit allen
seinen Soldaten des Thay-Heeres priesen die erhabene Macht
der königlichen Majestät und huldigten in demiithigster Ergebung
den heiligen Tugenden- des Phrachao Pathummasurivong, von
den königlichen Städten Tom und Yat bis zur Stadt Siemrab
Alles erfüllend. Und aus der Zeit rührt der Name Siemrab (die
friedvolle Ebene der Siamesen). Nachdem Phrachao Ruang
zur Audienz zugelassen worden und nach Herzenslust angebetet
und v-erehrt hatte, gab Phrachao Pathummasurivong Befehl, ihn
mit allem Nothwendigen zu versehen, mit Gold und Silber, mit
Speisen jeder Art. Officiere und Edle und auch die Gemeinen
in der königlichen Armee schwelgten in grossem Ueberfluss. Als
Phaya Ruang sich verabschiedet und zur Rückkehr vorbereitet
hatte, liess Phrachao Pathummasurivong seine Schatzkammern
öffnen, Phrachao Ruang mit Geschenken Uberhäufend. Edle sowie
Officiere und auch die gemeinen Soldaten konnten alle, was
und so viel ihnen beliebte, aus dem königlichen Schatze nehmen
und derselbe wurde doch nicht leer. Denn gross waren die erhabenen
Verdienste des Königs Pathummasurivong.
Von einer seiner Nebenfrauen war dem Phrachao Pathummasurivong
ein Sohn geboren, der Phrachao Krung Phala hiess.
Nachdem Pathummasurivong einen langen Zeitraum regiert
hatte, während welches allg Majestäten ihm beständig goldene
und silberne Blumen zu senden pflegten, schied er vom Leben
ab, in dem 100.'Jahre seines Alters. Mit der Zeit hörte das
Reich Thay (Krung Thay) fernerhin auf, Tribut zu schicken,
weder an Wasser, noch an Fischen. In der Königswürde des
Sönnengeschlechts (Surivong) folgte seiner Majestät Sohn Phrachao
Krung Phala. Von diesem Könige an wurde kein weiterer
Tribut an Phaya Nahk bezahlt. Als der Drachenkönig bemerkte,
dass eine lange Zeit vorübergegangen wäre, ohne dass die Bewohner
des Landes Khamen ihm Tribut gebracht hätten, so
schickteer einige Edelleute des Drachenvolkes aus, um denselben
einzufordern. Phrachao Krung Phala aber-war abgeneigt zur
Bezahlung und erwiederte: „In früherer Zeit war der Vater des
Phaya Nakh der Schwiegervater meines königlichen Vaters, und
weil gegenseitig manche Verpflichtungen bestanden, so pflegte
das Reich Khamen (Krung Khamen) einen Tribut in das Drachenland
hinabzuschicken. Gegenwärtig giebt es keine solche Verpflichtungen
zwischen uns. Weshalb sollten wir gehen, Euch
Tribut zu bringen?“ Als die Edelleute bei ihrer Rückkehr diese
Worte berichteten, gerieth Phaya Nakh darob in grimmigen
Zorn und stellte eine Armee auf die Beine mit der Drohung,
Inthapata anzugreifen. Er liess noch eine Botschaft durch seinen
Sohn abgehen, um d e n G r u n d der Tributverweigerung zu erfahren,
erhielt aber nur dieselbe Antwort wie früher und gab das Zeichen
zum Marsch. Phrachao Krung Phala aber kam zur Schlacht
heraus und Phaya Nakh unterlag im Kampfe. Der Kömg Krung
Phala machte ihn zum Gefangenen und hieb sein Haupt ab, wurde
aber durch einige Tropfen des-vorströmenden Blutes bespritzt.
Die geschlagenen Begleiter des Drachenkönigs flüchteten in ihr
Land zurück. Nach einiger Zeit zeigte sich an König Krung
Phala eine aussätzige Krankheit, die über seinen ganzen Körper
ausbrach, da derselbe vom Blute des Drachenkönigs befleckt
worden. Der König berief seine Leibärzte zu sich, aber keines
der von ihnen verwendeten Arzneimittel war von dem geringsten
Nutzen.
Nun lebte damals ein heiliger Eremit (Phra-Rüsi)*) im
Walde Himaphanta, der zu seinem Bruder-Einsiedler, seinen
Schülern und Dienern so sprach: „Ich denke eine Erholungstour
zu machen und die Stadt Inthapat zu besuchen, in etwa drei
Monaten werde ich zurück sein.-“ Solche Worte gesprochen
habend, flog der heilige Eremit in die Lüfte hinauf und fand sich
bald darauf in derNähe der Stadt Inthapata, der königlichen Resi*)
Die Phra-Rasi oder Rüsi wohnen auf der äusseren Weltmauer, wo sie von den
dort verzeichneten Hieroglyphen die Wissenschaft ihrer Geheimnisse ablesen, und
obwohl sie durch ihre Wunderkenntnisse das Leben ewig verlängern könnten,
sich doch alle 1000 J a h re o p fe rn , indem sie freiwillig den Scheiterhaufen besteigen
, mit Ausnahme eines Uebrigbleibenden, der aus der Asche die Heiligen
zu neuem Löben erweckt. Die Indier versetzen die heiligen Rischi in das Siebengestirn
des grossen B ä ren , wo (bei den Finnen) Wäinämöinen, der Sohn
des Kawe, die Seelen der Abgeschiedenen empfängt.