tiefen Einsamkeiten der Wälder oder Jungein, ihre Nahrung
auf den Bäumen suchend. (Cross.) „Wenn der Wee den Auftrag
erhält, den Schatten eines Verstorbenen oder den fortgewanderten
eines Lebenden zurückzurufen, bleibt sein Forschen in
den Regionen der Todten bisweilen ohne Erfolg. Aber um seinen
wohlwollenden Zweck nicht zu verfehlen und den gegebenen Auftrag
auszuführen, ergreift er wohl den Schatten einer noch
lebenden Person, der ihm vor seine Augen kommen sollte, und
indem er ihn zu der verstorbenen Person hinlenkt, giebt er diese
dem Leben zurück. Die Folge davon ist jedoch, dass die lebende
Person, deren herumschweifender Geist in einem wandelnden
Traume oder in der Stunde des Schlafes sich zu weit von seiner
Heimath weg gewagt hatte, von Krankheit befallen wird oder
stirbt. Wenn nun wiederum die letzt verstorbene Person Freunde
hat, welche die Dienste des Wee anrufen, so sucht dieser (wohlwissend,
welche Richtung der Schatten der unglücklichen Person
genommen hat, um in den Körper eines Nachbars zu fahren oder
ihn wiederzuerwecken) abermals rings herum nach einem im
Traum weiterschweifenden Schatten, ergreift ihn und leitet ihn
in den neu verstorbenen, und auf diese Weise ist durch eine
Reihenfolge von Todesfällen Anlass zu grossem Elend gegeben.
Hier ist noch eine Klasse von Propheten, welche Bookhos oder
Meister der Feste (die Priester der Religion) genannt werden.
Sie haben Methoden, in Krankheitsfällen die Zukunft zu bestimmen,
übernehmen die Leitung der religiösen Ceremonieen des
Volkes oder lehren die Doctrinen von den Systemen, welche sie
bei der Gottesverehrung, den Zaubereien u. s. w. annehmen. Sie
sind nicht so gefürchtet, wie die Wee’s und im Allgemeinen geachteter
, sie sind die Häupter der Gemeinden, aber abgesondert
von den erblichen Häuptern, obgleich sie bisweilen den Charakter
und das Amt beider in sich vereinigen. “
Nach einem Märchen der Karen lebte in alter, alter Zeit
ein armer Mann zwischen lauter reichen Nachbarn. Er nahm
einst eine vom Alter gebückte Frau bei sich auf, die von den
Thttren der Reichen weggetrieben war, und deshalb gab sie ihm
drei Samen, um stets reiche Ernten zu erzeugen, wogegen sie
die Wohnungen und Felder seiner Umgegend mit Wasserfluthen
zerstörte, aus denen nur er allein gerettet wurde. Seitdem singen
die Karen bei der Ernte zur Grossmutter Bieyau.
Die Karen glauben, dass, wenn ein Todesfall durch Hexerei
verursacht ist, die Leichenbestatter, während sie mit ihren langen
Stangen den Körper auf dem Scheiterhaufen herumwinden, die
schädliche Substanz in der Gestalt eines Stückes Haut, Schweinefleisches
oder Aelmliches finden. Sie pflegen es dann den Umstehenden
als Beweismittel zu zeigen und suchen es zu verbrennen,
was aber nur schwer gelingt. Sollte Jemand davon essen, so
würde er für immer gegen alle Nachstellungen seitens der Hexen
sicher sein.
Nach Sangermano zerstörten die Carian bei einem Todesfälle
ihre Dörfer (wie die Neger ihre Häuser), um die gefährliche Nachbarschaft
der abgeschiedenen Seelen loszuwerden, die (nach
Marini) sich auch bei den Laos in eine Ecke des Sterbehauses
zurückziehen und dort gefüttert werden müssen, um keinen
Schaden anzurichten. Nach den Ho wandern die abgeschiedenen
Geister am Tage umher, ziehen sich aber bei Nacht in die Häuser
zurück. Unter den Corar (in Tulava) werden die Verstorbenen
zu Pysachi und quälen ihre Nachkommen, wenn diese nicht dem
durch einen Stein repräsentirten Buta Opfer bringen.
Die birmanischen Karen, die sich selbst Panganyo nennen,
heissen Pateh bei den Pwo-karen, die sich Moteh nennen. Die
birmanischen Karen bezeichnen die Karen Toungnu’s als Bgmy,
die Talein als Taloch und die Birmanen als Bigoh. Ausserdem
erhalten die birmanischen Karen den Namen Sobahetjay (der
König kommt), weil einst ein birmanischer König auf der Reise
nach Rangun unter ihnen Nachtlager hielt, und werden Golahay
(die Kala kommen) oder Lotho (Kanonendonner) genannt. Bei
einem Todesfälle unter den birmanischen Karen, die die Nachbarschaft
Pegu’s bewohnen, werden die Knochenreste nach dem
Verbrennen in die Erde eingescharrt, aber nach 3 oder 4 Jahren
wieder ausgegraben und auf eine in der Nähe des Hauses errichtete
Schaubühne gelegt, wo man sie mit Zeug bedeckt und mit Tüchern
umhängt. Die Knaben und Mädchen des Dorfes oder der Familie,
B a s t i a u , OstaBieu. I. jq