Zeitrechnung.
In Birma sowohl, wie in Siam sind besonders zwei Arten
der Zeitrechnung in Gebrauch, die heilige und die profane, von
denen die erstere nach dem Todesjahr Buddha’s, die zweite in
der vulgären Aera gerechnet wird. Die Geschichte erwähnt
indess noch verschiedene andere Versuche birmanischer, siamesischer
und kambodischer Könige, die Aera zu verändern, und
wie durch Vergrabung von Reliquien eine neue Periode von
5000 Jahren zu etabliren. Ausser der Veränderung der Residenzen,
diente auch dieses Mittel, um böse Omen abzuwehren,
wie Sangermano sagt: Costumarono di poi i Re Barmani di far
uso di somigliante correzione, quando secundo il preguidizzi
della loro Astrologia qui diziaria si credea quell’ anno essere di
funesto augurio. A die ipso, quo regnum suscepit Bua, numerari
anni solent, schreibt Rhodes von den Tonquinesen. Sin contigerit
communi aliquo malo vexari regnum, mutatur sequenti anno ipsi
Buae nomen, ut eo mutato cesset etiam infortunium. Die Siamesen
sagen, dass die Chunlosakkharat eingerichtet wurde, weil
es Krankheiten und Ungewitter erzeugen würde, die Jahre nach
der abgeschafften Aera zu rechnen. Die heilige Aera wird in
Siam und Birma von dem Verschwinden Buddha’s gerechnet, im
Jahre 543 a. d. als durch König Ajatasatru eingesetzt. Die
Aracanesen dagegen setzen nach Ngarni das Lebensende Buddha’s
um 1000 Jahre höher a n , und auch in ändern buddhistischen
Reichen findet sich Aehnliches. Nach Schmidt besitzen die
Tibeter vierzehn Ausgangspunkte für ihre buddhistische Aera,
die sie dem 60jährigen Cyclus angepasst haben. Die Einführung
der vulgären Aera wird von den Aracanesen dem Könige Tsandra
Turija zugeschrieben, von den Birmanen dem Könige Puppachan
Rahan oder Poukpäsau, der 613 den Thron bestieg, von den
Siamesen dem Phra Ruang (König von Sangkalok), von den
Kambodiern dem Phaya Krek und einstimmig in das Jahr
638 639 p. d. gesetzt, so dass es im Grunde nur eine und
dieselbe sein wird, die ein Land von dem ändern empfangen
hat, zu der Zeit, wo die Gesandtschaft der hinterindischen
Fürsten ihre Almanache von den Thang in China holten, und
die ihre letzte Wurzel im südlichen Indien haben mag, wo
unter den Chola-Königen die astronomischen und astrologischen
Wissenschaften vielfache Pflege auf den für ihr Studium errichteten
Academieen fanden, im Inlande sowohl, als an der iKüsiie
Koromandel oder (nach Hiuentsang) Cho-li-ye. Die später Srihi
genannte Aera der Chola (Shozha) wurde unter Rama Chandra
(1289) eingerichtet. Die Kolläm-Aera (Parasurama Sacam) oder
die Aera Parasurama’s genannt, datirt von 825 p. d. oder (nach
Taylor) 764 p. d. Die chinesischen Chroniken erwähnen aus
dem Jahre 638 p. d. der Ankunft persischer Gesandter des flüchtigen
Jezdegerd, dessen Aera später als die des Islam (622
p. d.), wahrscheinlich 632 p. d. mit seinen Regierungsjahren
beginnt, doch will sie Scaliger von seinem Tode datiren.^ Die
nach den Jainas reducirte Aera des Buddha Godama fällt in die
Zeit des armenischen Statthalters Codomanus, der als letzter
Darius den Platz des Arses (Sohn des Ochus) einnahm. Die
Priester Tatsin’s kamen nach dem Denkmal Olopuen’s 635 p. d.
in Siganfu an. Die Rumi-Monate der Araber sind mit denen
der Syrier identisch, die,- wie die Griechen, die Aera des
Seleucus Nicator (311 a. d.) adoptirten. Die sich an die Thronbesteigung
des Tschandragupta anschliessende Aera (312 a. d.
beginnend) heisst die des Tschanakja, als in der Sühne seines
Zornes ihren Ursprung nehmend.
Lassen bemerkt: „Der Gebrauch des sechzigjährigen Cyclus
des Jupiters lässt sich bis auf die Zeit des Vahära-Mihira, d. h.
bis zum Schlüsse des fünften Jahrhunderts nach Christi Geburt
B a s t i a n , Ostasien. I . ^