besuchen. Als die Königin seiner ansichtig wurde, knüpfte sie eine
Unterhaltung an und fragte ihn: „Ihr gingt damals auf einmal
fort und habt Euch nicht wieder gezeigt. Es ist eine schon lange,
lange Zeit, seit ich Euch zuletzt sah.“ Phra In erwiederte und
sagte: „Wahr, so ist’s. Ich kehrte nach meinerHeimath zurück.
Es ist weit von h ier, wo ich wohne, aber ich erinnerte mich des
jungen Prinzen und ich bin deshalb nun gekommen, um ihn
wiederzusehen, und ich möchte Euch bitten, dass ich ihn mit
mir nehmen könnte. “ Die Königin gab zur Antwort: „Ihr wäret
lange abwesend, beinahe zwei oder drei Jahre. Ich kann unmöglich
zugestehen, dass Ihr den Prinzenknaben mit Euch fort-
führt.“ Der Greis entgegnete: „Wenn Ihr so darüber denkt, so
werdet Ihr mir doch wenigstens wohl erlauben, ihn einen einzigen
Tag bei mir zu behalten, um ihn zu liebkosen und mit ihm
zu spielen.“ Dagegen hatte, die Fürstin nichts einzuwenden,
und der alte Mann ging hinein, um den Knaben zu umarmen.
Dann aber, einen Augenblick benutzend, wo die Königin ihr
Gesicht abgewendet hatte, nahm er ihn mit sich fort, ohne dass
sie es bemerkte und, in die Lüfte aufsteigend, führte er ihn in
den Himmel der Dreiunddreissig oder der untergehenden Sterne
(Daodüng-savan) ein. Als der Prinz die Pracht der königlichen
Residenz im Himmel erblickte, wurde er ausnehmend entzückt.
So oft jedoch während seines Aufenthalts in der Engelstadt die
Thephaj uda zur königlichen Audienz eintraten, fühlte sich Phra
In beschämt. und im Herzen verwirrt. Er schlug deshalb dem
Prinzen vor, wieder auf die Erde hinabzugehen, aber das gefiel
diesem nicht. E r schrie und weinte, weil er in der schönen
Engelstadt des Himmels bleiben wollte. Phra In redete ihm zu
und sagte: „0, du mein liebes Prinzchen, gehe hinab und kehre
ins Land der Menschen zurück. Ich werde dort eine Stadt für
dich bauen, ebenso hübsch und prächtig, als diese himmlische
Residenz hier.“ Er nahm dann den Prinzen mit sich und brachte
ihn nach dem Aufenthaltsort der Königin, seiner Mutter. Auf
den dortigen Fels tretend, liess Phra In den Abdruck seines
göttlichen Fusses (Phrabat) an der Oberfläche zurück und er ist
dort noch bis zum heutigen Tage zu sehen. Daher wurde die
an dem Abhange gelegene Stadt Phrabat - Xanxum genannt.
Phra In spähte dann mit seinen Götteraugen umher und indem
er in der Nähe von Khok-thalok siegreichen und günstigen Boden
erblickte, beschloss er dort, als auf einem angemessenen Platze,
eine Königsstadt zu gründen, die eine würdige Residenz für den
prinzlichen Fürsten bilden würde. Er gab dann Auftrag an
Phra Phitsanukam und schickte ihn dorthin, um die Hauptstadt
Khok-thalok zu bauen. Nachdem Phra Phitsanukam das Werk
vollendet hatte, machte Phra In die neue Stadt dem Prinzen mit
seiner Mutter zum Geschenk, und die in den umliegenden Wäldern
wohnenden Stämme siedelten'sich mit ihnen dort an. Da ihre
Zahl indess nur klein war, dachte Phra In darüber nach, wie er
die grosse Volksmenge, die die Stadt Khomarathani bewohne,
dorthin versetzen könne. Aus den Höhen herabkommend, nahm
er die Gestalt eines weissen Elephanten riesiger Grösse an und
hielt sich in der Umgebung der Stadt Khomarathani auf. Als er
beim Grasen von einem Jäger bemerkt wurde, entfernte er sich
nach der Richtung der Stadt Khok-thalok und der Jäger, der ihm
folgte, sah ihn dort plötzlich verschwinde_n. Die Spur seiner
Fusstritte ist noch offenkundig und sichtbar bis zum heutigen
Tage. Als der Jägersmann des Waldes die prachtvolle Stadt
erschaute, begab er sich in dieselbe hinein. Umherblickend und
Erkundigungen einziehend, erfuhr er, dass dort der Sohn der
Königin" Khomerat’s regiere, und war ausnehmend erfreut über
diese Nachricht. Mit aller Hast eilte der Jäger zurück, um den
Herrscher Khomerat’s über Alles, was er erfahren hatte, zu unterrichten.
Der König sandte einige Edelleute au s, in Begleitung
von 5000 Leuten des gemeinen Volkes, um den Prinzen mit
seiner Mutter zur Rückkehr nach Khomerat einzuladen. Als
diese dazu keine Lust verspürte, blieben die Edeln nebst ihren
5000 Begleitern alle bei ihnen zurück. Da König Khomerat sie
nicht zurückkommen sah , sandte er neue Edelleute mit 10,000
Soldaten. Aber auch diese verblieben bei dem Prinzen, und so
eine dritte Sendung. Der König von Khomerat hob dann eine
zahlreiche Armee aus und zog selbst an ihrer Spitze nach der
Stadt Khok-thalok. Als er seinen Sohn und die Königin wieder-
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