Minnanda, der vom Thagya-Könige mit einem Do-Setja (Zauberstabe)
beschenkt war. Wenn er denselben auf die Erde stiess,
so versammelten sich alleThiere um ihn, seiner Befehle wartend;
schlug er in das Wasser, so kamen die Fische herbei, ihm zu
dienen. Für sein Stelldichein bei der auf der ändern Seite des
Flussarmes in Rangun wohnenden Prinzessin Schin-nulum pflegte
er auf einem Alligator reitend seine Besuche abzustatten. Das
ist dieselbe Stadt, die unter dem Namen Kalamyobh oder Taniin-
myoh beim Streite um Hansawuddi von den Peguanern den
von Sottala gekommenen Fremden eingeräumt wurde und die
unter dem Namen von Syriam den mittelalterlichen Seeleuten
wohl bekannt war, als Schauplatz mancher rühmlichen und vieler
schmählichen Thaten. Dort begann und endete! auch die wechselvolle
Laufbahn des Abenteurers deBrito, der, Eidam und Schwiegervater
von Königen, sein eigenes mit der Krone geschmücktes
Haupt durch Henkershand verlor. Als schliesslich die Fremdlinge
wieder aus dem Lande verschwunden waren, erbauten die
Talein die silberne Pagode (Jeik-leik), die erste, die dem nach
langer Seefahrt ermüdeten Reisenden bei der Einfahrt in den
Hafen entgegenschaut, ehe er noch die goldene Pagode Rangun’s
erblickt hat. Doch trotz der Weihe dieses heiligen Gebäudes
bleibt der Ort ein gefeiter. Dort in dem verwilderten Gestrüpp
des Jungle sieht das gespenstige Dorf Don-aperan (das Frauendorf),
nur von Nat-tamih oder Feeen bewohnt. Sie sind beherrscht
von Tanliin, der Einzige männlichen Geschlechts, ein
wahrer Hahn im Korbe, der alle Söhne, die geboren werden
sollten, sogleich tödten lässt. Das Dorf ist unsichtbar für menschliche
Augen, und wenn Jäg er, die in der Luft die Stimmen
hören, bemerken, dass sie sich in der Nähe befinden, entfliehen
sie eilig, da sonst auch sie das Todesurtheil des Königs treffen
würde.
Von den verschiedenen Nationen, die das Land in Anspruch
nahmen, sollen die Kala neun Schüsseln, die Talein neun Angelhaken
und die Birmanen neun Körbe, als ihre Zeichen untereinander
vergraben haben. Die Kala werden auch mitunter genauer iden-
tificirt, indem mir von einem Patih-min (König der mohamedanischen
Indier) gesprochen wurde, der Rangun einst zur See
angegriffen habe.
In den Rät'nselfragen zwischen Birmanen und Peguern schreiben
sich, in ihrer eigenen Geschichte, natürlich die Letztem den
Sieg zu. Als der erwähnte Poeasah von Ava an dem Hof der
S h in -tsau -b u anlangte, gab ihm Minkein, der Rathgeber der
Letzteren, ein Zuckerrohr, um seinen Witz auf die Probe zu
stellen. Poeasah fing es oben zu saugen an und gab als Grund
an, dass er auf diese Weise das Beste zuletzt habe, da das
Rohr süsser und süsser würde, je weiter er käme. Minkein dagegen
erwiederte, dass er klüger gethan haben würde, gleich am
süssen Ende anzufangen, denn bei der Vergänglichkeit und Unsicherheit
des menschlichen Lebens, das jeden Augenblick durch
Tod oder andere Unglücksfälle zerstört werden könne, wisse man
nie, ob das noch in der Zukunft Liegende je erreicht werde, und
handle vernünftiger, zu nehmen, was sich darböte.
Zwei Brüder, in allen Gelehrsamkeiten bewandert, bewarben
sich um die Hand der Königin Shin-tsau-bu. Als diese den älteren
Dammäsedi bevorzugte, war der jüngere trostlos und konnte keine
Ruhe finden. Seine Gewänder mit magischen Vierecken bemalend,
erhob er sich in die Luft und umflog die Thttrme des Palastes,
alle Arten von Unheil hervorrufend. Der König postirte Häscher
rings umher, die auf ihn lauerten und ihn, sobald er herabkam,
packten und enthaupteten. Da er indess ein mit Gatha beschriebenes
Papier in seinem Munde trug, kam sein Kopf nach der
Stadt zurück und erzeugte dort allgemeine Panic. Dammasedi
hörte noch früh genug davon, um ihm die Zauberformeln nach
sechs Tagen aus dem Munde nehmen zu lassen, denn sonst wäre
er am siebenten wieder aufgelebt.