Regen fiel in Strömen und der Donner rollte. Ein Donnerkeil
fuhr herab, riss die Last, die Makatho auf dem Kücken trug, herunter
und schleuderte sie weit hinweg. Er hob die Last und lud
sie wieder auf, aber ein zweites Mal wurde sie ihm entrissen, und
dies wiederholte sich, als er sie aufs Neue aufgelesen, ein drittes
Mal, mit welchem das Gepäck einen Abgrund hinabrollte. Von
Schi eck ergriffen stand Makatho bewegungslos auf der Stelle, wie
festgebannt. Da, als er nach Osten schaute, sah er den Himmel
am fernen Horizonte wie in dem Glanze einer purpurnen Mor-
genröthe wetterleuchten, und als er den Blick nach Westen wandte,
fuhr ein blendender Blitzstrahl durch das dichte Gewölk und
zeigte ihm für einen Augenblick die goldenen Dächer und Thürme
eines Königspalastes, der im nächsten wieder wie ein Phantom
in der dichten Finsterniss verschwand. Makatho sprach kein
Wort, aber schweigend dachte er bei sich selbst: Was mögen
diese wunderbaren Zeichen zu bedeuten haben? Was die übrigen
Packträger betrifft, so war keinem etwas Besonderes passirt, und
Makatho liess sie wieder aufbrechen, da das nächste Nachtquartier
im Dorfe Mateva oder Nigür noch weit war. Aber gerade mit
Einbruch des Abends langten Alle wohlbehalten dort an. Sie
kehrten in dem Hause des Dorfältesten ein und hörten von ihm,
als sie über die Ereignisse des verflossenen Tages sich unterhielten,
dass in seinem Dorfe ein weiser Mann lebe, der die Gabe
der Prophezeihung und Zeichendeutung besitze. Auf den Kath,
ihn zu befragen, versah sich Makatho mit passenden Gaben und
Geschenken, wie er sie für angemessen hielt, und begab sich nach
seiner Wohnung. Als er ihm alles Geschehene im Einzelnen mit-
getheilt, erwiederte der Greis: „Dir ist ein grosses und kostbares
Omen (nimit) gesendet. Bringe von deinen Waaren und lege
sie aufeinander, bis sie einen Haufen bilden, so hoch als dein
Kopf; das soll meine Bezahlung sein. Darnach will ich dir die
Zeichen auslegen.“ Makatho überlegte mit sich: Alles, was ich
besitze, reducirt sich auf 30 Tical (ein Bath oder Tical ist ungefähr
eine Rupie) Silbergeld. Was soll ich machen ? In dieser
Unschlüssigkeit fiel ihm ein Termitenhügel (Chompluek) in die
Augen, von Menschenhöhe, und er legte so seine dreissig Tical als
Opfergabe auf die Spitze der Erhöhung. Dann berichtete er dem
weisen Greise, dass sein Verlangen erfüllt sei. Ich sehe, dachte
dieser bei sich 1 unser Mann ist des Luges und Truges voll. Er
muss sich hohe Verdienste in seinen frühem Existenzen erworben
haben. Dann that er seinen Mund auf und prophezeite: „Von heute
an für die Zukunft hin, darfst du nicht länger Lasten auf deinen
Schultern tragen, befasse dich nicht weiter mit dem Handel, es
ziemt sich nicht. Dein Platz ist unter Königen, tritt in königliche
Dienste. Im Osten sahst du aufleuchtend die Morgenröthe hervorbrechen.
Dort im Osten, wo die Sonne aufgeht, herrscht ein
König, der dir die erste Stütze sein und dir emporhelfen wird.
Aber dass dir im Westen der züngelnde Blitzstrahl die Erscheinung
eines Königspalastes erhellte, das bedeutet, dass du im
Abendlande selbst als Fürst gebieten wirst. Gross wird deine
Macht und Gewalt sein, zweifle nicht. “ Makatho bewahrte diese
Worte in seinem Herzen und verliess mit seiner Gesellschaft am
nächsten Morgen das Dorf Mateva. Als er nach Sukothay gekommen,
verkaufte er seine Waaren auf das erste Angebot, zahlte
seinen Leuten ihren Lohn und schickte sie nach Motama zurück.
Er selbst aber, dem prophetischen Worte vertrauend, blieb in
der Residenz und sah sich nach einer passenden Stelle um. Da
seine Kleider durch die Reise zerrissen und abgetragen waren,
wagte er nicht bei vornehmen Edelleuten seine Dienste anzubieten,
aber er fand Aufnahme bei dem Nai (Meister oder Aufseher), der
die Elephanten der königlichen Ställe zu füttern hatte. Makatho
zeigte sich eifrig in der Arbeit und feierte nicht. Er half dieFüsse
der Elephanten waschen und sie am Mittag wie bei Nacht regelmässig
mit Gras versehen. Der Elephantenhüter, der die
Pflichttreue seines Stallknechtes bemerkte, gewann ihn lieb und
so oft ihm durch die königliche Gnade sein monatlicher Gehalt
ausbezahlt wurde, theilte er mit ihm.
Nun geschah es eines Tages, dass seine Majestät, der König
Phra Ruang (Somdet Phra Ruang Chao) die Neigung fühlte, seine
Elephantenställe zu besichtigen. Von den Stufen der zu seinem
Thronsitz führenden Treppe niederschauend, sah er Makatho unverdrossen
den Kehricht der Elephanten zusammenfegen. An
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