Kachar. Buchanan, der scharfsichtige Pausanias Indiens, hat
zwar in diesem Falle die Absicht in der Entstellung des Wortes
Mramma oder Myamma übersehen, macht aber anderswo die
Bemerkung, dass durch den Namen Brahmanen häufig, ohne allen
Zusammenhang mit den fünf oder zehn Sitzen der Kaste, nur die
ersten Einwanderer und Bebauer eines Landstriches bezeichnet zu
sein scheinen, und seit der künstlichen Abstufung der buddhistischen
Mythologie sind die geradenwegs aus dem Brahmanenhimmel
(„den himmlischen Regionen von Rupa“, d. h. der Rupa Welten)
zur ersten Bevölkerung der Erde herabgekommenen Wesen die
Vorfahren der herrschenden Familien, wogegen die unterdrückten
und verachteten Hügelbewohner nach ihrer Bequemlichkeit aus
Steinen, Pflanzen, Bäumen hervorwachsen, sich von Vögeln ausbrüten
oder von Hirschkühen gebären lassen konnten, wenn sie
nicht für die directe Brut von Luftteufeln, Ungeheuern oder Affendämonen
erklärt sein wollten. Die Peguaner sind noch zufrieden,
ihre Vorfahren einfach aus den sechs Himmeln der Ihn (mit
Indra s Garten als Prototyp) abzuleiten, aber die stolzen Birmanen
machen höhere Ansprüche, weshalb ihnen der Kaiser Chinas auch
bei seiner Gesandtschaft (1787) mit den Figuren von acht Abha-
sara schmeichelte. Bei ihnen läuft diese aristokratische Ableitung
des Menschengeschlechtes wieder mit der Herleitung der
Königsdynastie aus Misimadesa zusammen, während die Peguaner
, die ihre erste Bekanntschaft mit den Fremden nicht aus
dem Munde heiliger Lehrer, sondern von habgierigen und raubsüchtigen
Schiffern erlernten, dieselben als Feinde zurückstossen
oder betrügen, und schon in Gautama’s Apostelfahrten als ungastliche
Bilu oder Ungeheuer spielen. Sie werden deshalb ebenso wie
die Aracanesen (Rakaings) von den Birmanen Rakshasas oder
Dämonen gescholten, während diese sich rühmen, dass von allen
Racen der Ponas die Byamma allein Gautama verehren und unter
den Ponas oder Pong die Brahmas der Vedas verstehen. Die
auf den Gebirgsstamm der Myu gestützten Könige Aracans standen
vielfach in feindlichem und freundlichem Verbände mit den
Pyu in Prome, einer am Terminus, des jetzt wie früher zu Militärstrassen
dienenden Passes gelegenen Stadt, die das Eingangsthor
Birmas bildet. Pyu-mya und Pyimya (der Plural von Pyu) wird
dann durch die in solchen Combinationen fruchtbaren Etymolo-
gisten Hinterindiens von Byamma abgeleitet. Pyu (Byu) oder
Myu (Pri oder Mra) ist nur dialektische Verschiedenheit, die
sich noch in ändern Worten findet. Die birmanische Geschichte,
die frühere Verknüpfung mit den Pyu im Süden und mitdenKadu
oder Kädho im Norden zeigt, gewinnt später ihren Schwerpunkt
in den Yo, die sich, als Verwandte der Khyen, an die Karen an-
schliessen aus dem Stammbaum der Lava.
Die Geschichte der Siamesen kennt ihre Vorfahren noch als Bewohner
der ursprünglichen Himmelsstadt, wo sie von ihrem zum
Götterreich zurückgekehrten Ahnherrn besucht werden, wie auch
die buddhistische Mythologie die Feier des Neujahrfestes mit dem
in Ehelosigkeit verharrten Brahmanen verknüpft, der jährlich zu
den Wohnungen seiner auf der Erde verbliebenen Brüder herabkam.
Bei den Kambodiern, die die ausländischen Prinzen, wie die Tibeter
ihre Tengri’ssöhne als vertriebene Flüchtlinge aufnahmen, hat
noch die einheimische Version von den Drachengöttern das Ueber-
gewicht. Aber auch in den nationalen Dichtungen der Birmanen
und Mon sind Prinzen vielfach an eine Prinzessin aus dem unterirdischen
Reiche der Naga verheirathet, obwohl man in den
officiellen Darstellungen diese dem Boden entsprossene Herkunft
der Eingebornen zu verkleiden oder zu beseitigen sucht.
Die aus dem Süden gekommenen Mon (Mwon) wurden in
Pegu durch den indischen Einfluss Kalinga’s in Talein verwandelt
und traten über Tongu in Verbindung mit den Bevölkerungen
des Irawaddi - Thaies. Die verwandten Kambodier
bewahren, gleich den Siamesen, in ihrer Geschichte die Erinnerungen
nördlicher Einwanderungen, stützen sich aber für die
einheimische Bevölkerung der Khmr auf die Khamen boran (die
alten Khamen) oder Xong und auf die Khamen dong (Khamen
der Wälder) oderSamreh. Die übrigen Stämme derSuay kreuzen
sich in Korat mit verschiedenen Elementen der von ihnen berührten
Grenzländer. Während die Loi zu dem jetzt fast unter-
gegangenen Volke der Qiampa in Beziehung gesetzt werden,
vermitteln die Giaotschi den Uebergang von Annam zu den Moi,