einst ein junger Sama-nen (Priester), der sein Nachtlager in einer
aufgeschlagen hatte, bemerkte, dass man von Tigern gefressen
werden könnte, wurden Balkenwände hinzugefügt, und seitdem
hiess diese Zelle Sala Chao Nen oder die Halle des Herren Novizen.
Im Jahre 998 liess der König auf einer Pilgerfahrt die
Thevasathan (Engelhäuser) des Phra Insuen (Siva) und Phra Narai
(Yischnu) zerstören, worauf er ein Yihan (Kloster) haute. Als der
König die Festlichkeiten besuchte, liess er den jungen Prinzen
Phra Narai, der damals fünf Jahre alt war, zurück, weil er etwas
unpässlich war. Derselbe lief die Treppen hinauf, um zu spielen,
und obwohl ihm sein Erzieher einen Schirm anbot, weil es regnete,
wollte er doch keinen nehmen. Als er gerade neben einer Säule
stand, kam ein Donnerkeil herabgefahren und spaltete die Säule
in zwei Stücke, aber Phra Narai blieb unverletzt und er lachte
seinen Erzieher aus, weil er sich fürchtete. Der König liess grosse
Festlichkeiten veranstalten, um die Verdienstesmächtigkeit seines
Sohnes feierlich zu begehen. In demselben Jahre geschah es,
dass einer der Elephantenhüter mit einem Handwerksmeister in
den königlichen Ställen Schach spielte, als ein Blitzstrahl zwischen
ihnen hinfuhr und den ersten tödtete, während-der andere ver-,
schont blieb.
Als mit dem Tode Phra Chao Luang’s im Jahre 372 (383) der
Chunlosakkharat die königliche Rage erloschen war und Niemand
mehr die Religion Phra Phuttha’s und das Volk (die Gemeinen
oder Phrai Phon) beschützte, da beriethen die Phrahm - Parohit
(die brahmanischen Astrologen) miteinander und sie beschlossen,
die prophetische Entscheidung dem in einem goldenen Boote mit
den Insignien der Königs würde abgesandten Throne zu überlassen.
In dieser königslosen Zeit pflegte eine Bande Hirtenjungen,
47 an der Zahl, die auf den Wiesen ihres Dorfes die Kühe hüteten,
mit einander König zu spielen. Um die. Mittagszeit trieben sie
ihre Kühe um einen Termitenhügel *) zusammen und dann er*)
Eine abergläubische Verehrung für die Hügel der weissen Ameisen findet
sich nicht nur in vielen Theilen Hinterindiens , sondern auch unter N eg ern , wo
die Aymie (der Bullamer) oder die Ma-mull (der Timmanier) darin wohnend
gedacht werden.
wählten sie einen aus ihrer Mitte zum Haupte, und setzten ihn
auf den Erdhaufen, als seinen Thron. Alle die anderen Knaben
unterwarfen sich seinen Befehlen und gehorchten ihm als ihrem
Herrn. Er ernannte den Khun Intharatheph als den Officier
seiner Leibwächter der rechten Hand, und den Khun Phirenatha-
ratheph als den Officier seiner Leibwächter zur linken Hand, und
Andere als seine Edelleute. Wenn es geschah, dass die hohe Regierung
auf dem Palaste der Ameisen Ursache zum Zürnen gefunden,
dann erging die Proclamation an den Henker, ihm befehlend:
„Führe fort und tödte mit einem Holzstück *). “ Der Henkermeister
führte fort, er schlug an den Kopf, der Kopf fiel ab. So nannten
sie es das Dorf des Ameisenkopfes (Sisapuek) seit jener Zeit.
Als Alles bereit stand für die prophetische Stimme des
Augüriums, dann traten die Phrahm (Brahmanen), die Parohit
(die Zeichendeuter), die Hora (die Astrologen) und die Chariya
(die gelehrten Professoren) zusammen. Sie luden die Insignien
der Königswürde e in , Platz zu nehmen in dem Schwanenboote,
das den goldenen Thron trug, und stiessen vom Lande ab. Der
Kahn schwamm den Fluss hinab, der Strömung folgend; als er
aber dem Dorfe Sisapuek gegenüber angelangt war, wandte sich
der Schwan an seinem Buge ans Ufer und konnte trotz aller Anstrengung
der Ruderer nicht weiter bewegt werden. Da Hessen
die Edeln die Hörner erklingen, die Brahmanen bliesen ihre
Muscheln, laut schmetterten die Trompeten, die Posaunen dröhnten
und im rauschenden Töneschwall klangen alle Instrumente zusammen,
als der Knabe, der im Spiele geherrscht hatte, fortgenommen
wurde, um als König im Königreich zu gebieten. Das
Dorf heisst deshalb auch Bahn dek len (der spielenden Knaben).
Nach seiner Throneinsetzung, die des Weiteren berichtet wird,
verliebte er sich in ein Mädchen der peguanischen Colonie, von
der erzählt wird, dass, wenn sie monatlich ihr Untergewand
zum Trocknen aufhing, die Bienen sich auf den Blutflecken nie-
derliessen. Nachdem er sie zu seiner Königin erhoben und auch
*) Chandragupta Hess mit Ziegenhörnern Hände und Füsse abhauen, die er
dann wieder ansetzte.
B a s tia n , Ostasien» I. 21