den Elephantenhüter das Wort richtend, begnadigte er ihn mit
einer Frage, also sprechend: „Ist der Bursche da von deinen
Leuten?“ DerElephantenhüter in demüthigster Huldigung flehte
zu seiner Majestät dem Könige PhraBuang und erwiederte; „Dieser
Mann, Makatho genannt, ist ein Baman (Peguer). Er kam, um
bei dem Sclaven der göttlichen Majestät (Phra-Phutti-Chao) zu
dienen und hilft die Elephanten reinigen und füttern. Er zeigt
sieh in der That sehr fleissig und brauchbar. “ König Ruang fühlte
Wohlwollen für Makatho und trug dem Marschall auf, gut für
Makatho zu sorgen und ihn nicht darben zu lassen. Als König
Ruang in den Ställen umherging, hatte er die Gewogenheit auf
die Erde zu spucken, und als der Dreck durch den höchsteigenen
Speichel nach allen Seiten umherflog, sah er darunter halb verborgen
eine Cowrie-Muschel hervorsehen. „He, du kleiner Peguer
(Raman-noi), rief er, nimm doch diese Cowrie, die kannst du behalten.
“ Makatho, in tiefster Huldigung zur Erde gebeugt, hob die
Cowrie auf und steckte sie ein. Phra Ruang, nachdem er sich
die Elephanten genug besehen, kehrte nach seinem Palaste zurück.
W as Makatho betrifft, so schwoll sein Herz vor Freude und
jubelte ob des königlichen Geschenkes. Seit der ganzen Zeit
nun, sagte er zu sich, seit ich den Elephantenställen diene, ist es
heute das erstemal, dass ich aus königlichen Händen eine Gnade
empfangen, hier diese Cowrie-Muschel; was ich nur am Besten
damit thue? , Sehr wohl, ohne Zeitverlust muss sie verwerthet
werden. So ging er nach dem Markte, um Senfsamen zu kaufen,
und verlangte für eine Cowrie (90 00—10,000 Cowries. machen eine
Rupie aus). Der Händler erwiederte : „ für eine Cowrie Senfsamen,
für diese deine einzige Cowrie, weiss ich wirklich
nicht wie viel zu geben.“ Höre, sagte Makatho, für diese meine
Cowrie, für diese meine einzige Cowrie, bitte ich nur um so
viel Samen, als an einem Finger haften bleiben werden, wenn
ich ihn in den Haufen stecke. „Meinetwegen, sagte der Kaufmann,
nimm denn. “ Makatho aber machte seinen Finger mit Schleim
und Speichel klebrig und brachte ihn ganz mit Körnern bedeckt
aus dem Korbe heraus. Der Verkäufer verwunderte sich Uber
die Schlauheit seines Kunden und dachte bei sich, aus diesem
Peguer da wird noch wohl was werden. Nachdem Makatho die
Senfsamen gepflanzt hatte, düngte er sie mit Elephantenmist,
und da er sie sorgsam bewässerte, fingen sie bald an lustig hervorzutreiben.
Als einige Zeit später König Ruang sich wieder
in den Ställen umsah, pflückte Makatho einige der jungen Senfpflanzen
und legte sie vor des Königs Füssen nieder. Dieser
fragte, woher sie gekommen, und als er hörte, dass sie Product
der geschenkten Cowrie seien, war er überrascht durch die Betriebsamkeit
des kleinen Peguers und nahm ihn mit sich in den
Palast, wo er ihn unter den Küchenjungen anstellte. Er behielt
ihn im Auge, und da er noch manche Proben seiner Energie und
seiner Thätigkeit sah, machte er ilm zum Hofjunker (Khangwang)
und später zum Oberrichter. Er gewann ihn sehr lieb wie seinen
eigenen Sohn und vertraute ihm die wichtigsten Geschäfte. Als
er bald darauf in einen Krieg ziehen musste gegen die Khek
Xava (oder nach der birmanischen Ausgabe, gegen die Yun)*),
stellte er Makatho an die Spitze der Verwaltung während seiner
Abwesenheit. Da er ungehinderten Zutritt zu allen Theilen des
Palastes hatte, so entspann sich zwischen ihm und der Prinzessin
Ninto-aydan, einer Tochter Phra Ruang’s, ein Liebesverhältniss.
Einer der Minister entdeckte es und drohte mit der Strafe des
Königs bei seiner Rückkehr. Als diese deshalb nahe bevorstand,
ergriff das Paar die Flucht, 70 Palastwächter und 100 Soldaten mit
sich nehmend, die bestochen und zur Begleitung überredet waren.
Auf einsamen Waldpfaden erreichten sie in Sicherheit die Grenze
und dort kehrte sich Makatho um und huldigte seiner Majestät
dem Könige Phra Ruang, dem Beherrscher der Erde, in dankbarer
Anerkennung der Wohlthaten, die er von ihm empfangen.
Er schrieb Alles, was ihm passirt und wie es gegangen, in einem
Document nieder, das er dort zurückliess. Als Phra Ruang aus
seinem Feldzuge nach Sukothay zurückkam und von der Entführung
seiner Tochter hörte, gerieth er in grossen Zorn und sandte
Truppen au s, die Flüchtlinge zu verfolgen. Als sie zur Grenze
*) Nach Remusat sprechen die Chinesen von indischen Nomaden, Yun-
Tou genannt, unter den T artaren .