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wähl des neuen Platzes wird durch Träume bestimmt. Die Nat
(Muchade) werden im Opoy genannten Feste bewirthet.
Beim Ausbruch epidemischer Krankheiten in einem Dorfe bar-
rikadiren alle Ändern den dorthin ftihrendenWeg mit einemBalken,
an dem ein schwerer Stein hängt, und wer die Barrikade passiren
sollte, würde sein Leben verwirkt haben, wenn er sich nicht
durch das Goldgewicht des Steins loskaufen kann. Dieser Gebrauch
herrscht auch in der Provinz Tenasserim, wo Low
auf seinen Reisen einst in ein solches Dilemma kam. Vor dem
Beginn der Feldarbeit wird in einigen Distrikten ein Gebrauch
beobachtet, ähnlich dem Genna der Naga’s , die für einige Tage
das Dorf ganz in sich abschliessen, unter Auslöschen aller Feuer,
und Niemand Zutritt erlauben. Die Malayen bestreuen die Pfade
mit Ranjows, um die Füsse ihrer Feinde zu verwunden, und
die Neger mit Dornen gegen die Dämone. Nach den Karen
erneuern die Todten in (dem von Plu pho bewohnten) P lu , wo
Cootay oder Theedo herrscht, ihre irdischen Beschäftigungen.
Die Lungkhe glauben an Städte im Himmel, wo die Todten
leben und von Bäumen Kleidung und Speise pflücken. Sündige
Karen werden in die Hölle (Lerah) gestossen und der Teufel
hiess Mukauli, als der feindlichste der Nah oder Tah-nah, unsichtbare
Geisterwesen, die thierische Formen anzunehmen vermögen.
Winde werden durch die Fächer derKelipho verursacht,
Tah-yumu ist die Ursache der Elipsen. Den Vorfahren (Mukha)
werden Opfergaben dargebracht und die altePhibi Yau sitzt auf
einem einsamen Baumstumpf, um über die Kornähren zu wachen,
wie sie reifen. Die Newars (in Nepaul) vertrauen die Hut derselben
Fröschen an, die sie auf ihren Feldern aufsuchen und unter Gebeten
mit gekochtem Reis füttern. Die Bgai sehen in dem
Farbenspiel eines Edelsteins den Geist, der ihn bewohnt.
Nach der Mythologie der' Khyen entstanden alle Dinge aus
dem grossen Weltenei, aber die Karen sprechen, oder haben
wenigstens den Missionären erzählt, von einer Schöpfung der
Menschen durch Joah (das höchste Wesen), der drei Handvoll
Erde auswarf und aus der einen die Karen, aus der ändern die
Birmanen und aus der dritten die Kala entstehen liess. Als im
Anfänge noch Alles Wasser war, fragte Joah den Tokkah-
(Linsoeh-) Vogel, wo die Erde sei. Der Vogel antwortete: „in
dem Feuerplatze Muchah’s “ (des ersten Wesens), und dieser
fand sich zwischen den Zweigen eines Khlra- (Kaniinpi-) Baums,
der allein aus den Gewässern hervorgewachsen war. Auf Befehl
ging der Vogel, heimlich davon zu holen, und brachte das Gestohlene
dem Joah, der einen kleinen Ball (wie einen Goniin-
Samen) daraus knetete und diesen durch das Wasser rollte. Da
Uberbreitete sich Alles mit milchig-weisser Farbe und aus Schaum
verwandelte sich das Ganze in die feste Masse der Erde. Als
seine Gattin (Mukoli oder Manatta) einen Sohn geboren, hieb ihn
Joah in zwei Hälften und gab die eine der Mutter zurück, um
daraus die Thiere zu schaffen, während er die andere in kleine
Stücke zerschnitt, a ls ' Samen der Menschen. Mukoli lebt
weder im Walde noch im Himmel, noch in der Erde, sondern in
der Mitte zwischen allen drei. Sie hadert mit Gott über den
Tod ihres Kindes und hat in ihrem Zorn die Thiere geschaffen,
um die von Gott gebildeten Menschen zu vernichten*). Um sie
zu verderben, hat sie auch böse Leidenschaften und schlechte
Handlungen hervorgerufen und ferner aus Rache die Wissenschaft
der Krankheiten und anderer Unglücksfälle, wodurch
Menschen sterben, gelehrt. In ähnlicher Weise .stört und verdirbt
(bei denKhonds) die Erdgöttin (Tari-Pennu) die Schöpfung
des höchsten Wesens (von dem sie zur Gefährtin gebildet war),
called in some districts Boora Pennu (the god of light), in others
Bella Pennu (the Sun-god) and seif - existing (s. Macpherson).
Die in vielen Mythologieen Asiens und Amerika’s wiederkehrende
Mitwirkung des Vogels ergiebt sich aus der natürlichen
Anschauung, dass, wo Alles mit Wasser bedeckt war, nur Fische
und Vögel existiren konnten, von denen der letztere zu Com-
municationen mit dem Gotte im Himmel geschickter ist, obwohl
auch dem ersteren oft genug die Hauptrolle zugetheilt wird. Als
aus der babylonischen Schöpfung die Menschen hervorkamen,
*) .Da die der Hausthiere entbehrenden Wilden nur die ihnen furchtbaren
Raubthiere kennen.