zuziehen, bis er das Alter von sechs bis sieben Jahren erreicht haben
wurde. Als diese Zeit gekommen war, kehrte aufs Neue die
Krankheit des Königs zurück. Dann prophezeiten die Hora,
wahrsagend: „Der Verdienstvolle ist noch am Leben. Die Person,
die ihn auferzieht, lebt nach Osten in der Stadt Pkon-ma-
phen.“ So beauftragte der König seine Beamten, ihn zu ergreifen.
Sobald der erhabene Bischof und -Ta-Dehe davon
hörten, gab der Bischof dem Ta-Dehe den Bath, den’ Prinzen
mit sich zu nehmen und fort zu flüchten. Die Häscher aber folgten
ihm auf den Fersen. Als Ta-Dehe sah, dass sie ihn bald
einholen würden, so verbarg er den Prinzen in einem aufgetrockneten
Morast an dem Orte, der jetzt Kokban-banxan heisst.
Nachdem er ihn dort niedergelegt hatte, setzte Ta-Dehe seine
Flucht fort, wobei ihn die Verfolger erblickten. Als diese an
dem Sumpfe anlangten, schauten sie überall umher, konnten
aber nichts entdecken. Sie liessen dann eine Heerde Elephanten
hinübertreiben, um alles Kraut und Gras zu zerstampfen, aber
einer der weiblichen Elephanten näherte sich dem Verstecke und
hob den Knaben in seinem Rüssel empor, während ringsumher
Alles durch die Füsse der Elephanten zusammengequetscht
wurde. Niemand konnte länger zweifeln, dass das Werk richtig
ausgeführt se i, und die königlichen Beamten kehrten nach der
Hauptstadt zurück, um ihren Bericht abzustatten. Als Ta-Dehe
sah, dass Alle fortgegangen waren,, kehrte er zurück und holte
den Prinzen aus dem Moraste hervor, worauf er mit ihm in einer
Waldwilderniss, Phrai-thab genannt, verweilte.
Als der König die Hora zur Wahrsagung aufforderte, sprachen
sie': „Der Verdienstvolle lebt jetzt in einer Waldwilderniss nach
demSüdenzu.“ DerKönigliess Befehle ergehen an seine Grossen,
dass sie Truppen ausheben und die Verfolgung antreiben sollten;
Ta-Dehe aber, der es in Zeiten bemerkte, flüchtete mit dem Prinzen
nach dem Jungle Puen. Als er dort keine Sicherheit mehr fand,
ging er südwestlich nach dem Khao (Berg) Pra-Sith. Als er daselbst
in eine Höhle eingetreten war und sich mit dem Prinzen in
die entfernteste Ecke derselben zurückgezogen hatte, hing eine
Spinne ihr Netz vor die Oeffnung, so dass Niemand vermuthen
konnte, dass Ta-Dehe mit seinem Schützlinge sich dort finde.
Die Grossen kehrten deshalb mit ihren Truppen zurück, dem
Könige zu berichten, und die ganze Sache fiel in Vergessenheit.
Ta-Dehe begab sich dann mit dem Prinzen nach dem Flussufer
hei Panomphen und erstieg eine Erhöhung an der Ostseite. Der
erhabene Prinz nahm dort den Zweig eines Banyanenhaumes,
den er abgebrochen hatte, und indem er ihn pflanzte, that er ein
Gelübde, sprechend: ¿Wenn es mir bestimmt ist, in künftigen
Zeiten Verdienste zu erwerben, so bete ich-, dass dieser Zweig
aufwachsen und einst zu einem grossen und dicken Baume erstarken
möge.“ Dieser Banyanenbaum ist heutigen Tages noch zu
sehen.1 Nachdem er diesen Wunsch gesprochen,' legte sich der
Prinz in Ta-Dehe’s Schooss, ein wenig zu schlummern. Ta-Dehe
sah einen Reihervogel herabkommen und Fische fressen, mit
denen der Teich voll war. Er nahm es als ein Zeichen und
dachte bei sich: Die Truppen sind aufgeboten, sie werden
kommen in heisser Verfolgung und Ta-Dehe ergreifen. Er riss
deshalb den Prinzen in die Höhe, ihn aufzuwecken, und sagte
warnend: NMw Soldaten sind aufgeboten, sie nahen zur Verfolgung.“
So flohen sie' Öiligst nach-einem Mangobaume. Ta-
Dehe stieg hinauf, um umherzuschauen, aber da waren keine
Soldaten noch Verfolger zu sehen. Er erblickte nur einen
Schwarm von Reihern | die herbeiflogen, um die Fische im
Teiche zu fangen. Erleichterten Herzens sammelte er Früchte,
und nachdem er dieselben dem Prinzen dargebracht, sagte er:
„Da sind keine Verfolger! “ Der Prinz überlegte bei sich und
dachte: '¿Ta-Dehe täuscht uns und sucht uns zu schrecken.
Wenn wir Verdienst besitzen und die Königswürde erlangen
Sollten, wird es nötkig sein, Zucht und Ordnung zu lehren.“
Der Prinz ass dann von den Mango-Früchten, und Ta-Dehe,
den allerhöchsten Ausspruch vernehmend, dass diese Früchte
^ trefflich und schmackhaft wären, sammelte die Samen der
Mango, um sie mitzunehmen. Dann gingen Sie miteinander
nach einer Stelle, wo ein Dorf lag. Der Prinz fühlte sich hungrig
und ausnehmend erschöpft. Eine weissgekleidete Frau sehend,
die vor ihrem Hause stand, sagte der Prinz: „Gehe, die weisse
B a s t ia n , Ostasien. I. 29