denz. Dort sah er einen weissgekleideten Greis und ging auf
ihn zu, sich stellend, als ob er von Nichts wüsste. Er fragte ihn,
wie die Stadt dort heisse. Der weissgekleidete Alte erwiederte:
„ Diese Stadt ist Inthapat genannt, die Residenz des Königs.“ „Sie
ist prächtig und lieblich diese Stadt, “ antwortete der Eremit, „nur
schade, dass der König, der in ihr herrscht, am Aussatz*) leidet.
Diese Krankheit wird ihn in wenigen Jahren fortraffen. Will er
sich aber meiner Behandlung anvertrauen, so kann er der Heilung
versichert sein und wird ein hohes Alter erreichen, in Glück
und Frieden Uber sein Land herrschend. Der Einweichungspro-
cess(xub) wird ihn kuriren.“ Als der weisse Greis dieses gehört,
trat er vor die königliche Majestät, und wiederholte in demüthig-
ster Huldigung die Mittheilung, sprechend: „Ein Eremit ist ange-
kommen, der sich erbietet, Eure Majestät einzuweichen und dadurch
die Krankheit zu heilen, so dass sich das königliche Leben
bis in ein hohes Alter verlängern wird.“ Phrachao KrungPhala
gab Befehl, den Eremiten in den Palast zu bringen. Dieser liess
einen grossen Kessel herbeiholen, schürte ein mächtiges Feuer
an, setzte dann den Kessel mit Wasser gefüllt hinauf, und als
das Wasser im vollen Sieden war, lud er .seine Majestät den
grossen König ein, herabzukommen und in den Kessel hinein zu
steigen. König KrungPhala erwiederte l „Ich verstehe noch nicht
lecht. Lege erst eine Probe ab, wie es gemacht werden muss.“
Einer der Edelleute nahm einen Hund und steckte ihn in den
Kessel. Nachdem er zu Tode gekocht war, streute der Eremit
Arznei auf den Hund und er kam wieder herausgesprungen, ein
noch hübscherer Hund als zuvor. Aber der König hatte dennoch
sein Bedenken und sagte:«„Lass einen der Edelleute erst in den
Kessel steigen und es versuchen. “ Man warf einen Edelnuym in
*) Der chinesische Gesandte bemerkt von Kambodia: II y a beaucoup de
lépreux sur les grandes routes et quoique les hommes sains couehenl et mangent
avec eux, ils ne contractent pas le mal. Il y a eu un roi, qui en a été affligé, ses
sujets, ne s’en sont pas effrayés (s Rémusat). In Birma dagegen übt der Leso-
wun strenges Regiment, um jeden A ngesteckten aus der menschlichen Gesellschaft
fort in die Aussatzdörfer zu verweisen. Die-Cochinchinesen nennen auch im
Feldzuge 1767 p. d. den siamesischen König einen Aussätzigen (Phung).
das kochende Wasser hinein. Durch die aufgestreute Medicin kam
er munter wieder hervor, ein noch schönerer Edelmann als zuvor.
Selbst jetzt nahm der König weitern Anstand. Er erliess einen
königlichen Befehl, sprechend; „Möge der grosse und heilige Eremit
zuerst er selber in den Kessel hineinsteigen, dann werde ich
glauben. “ Der Eremit legte den geweihten Schmuck der Amulette,
die er am Körper trug, ab und gab seine Vorschriften: „Nachdem
ich in dem Kessel zusammengekocht bin, müsst ihr diese Medicin
hineinwerfen.“ Nachdem er solche Medicin den Händen des
Königs Krung Phala übergeben, ging er in den Kessel ein. Als
sein Körper unter dein siedenden Wasser verschwunden war,
nahm der König die Arznei und warf sie hinein, aber nur die
Hälfte. Eine Hand und ein Fuss, in Existenz gerufen, kam an
der Oberfläche hervor. Der König wollte nicht den Rest der
Wunderarznei hinzufügen, sondern befahl seinen Edelleuten, den
Kessel mit Allem, was darin war, am Fusse des Berges, südlich
von der Stadt auszugiessen.
Als die verabredeten drei Monate vorüber waren, und
der grosse Eremiten - Lehrer, das Haupt der Einsiedeleien, den
zur Einweichung des Königs Krung Phala ausgezogenen Eremiten
nicht zurückkommen sah, so befragte er alle die grossen
und heiligen.Eremiten, deren es in alten Zeiten 500 an Zahl
gab, sprechend: „Unser würdiger Herr fehlt in unserer Mitte.“
Die heiligen Eremiten dann durchschauten klar das Vergangene
und erkennend, was geschehen war, erwiederten: „Unser
Herr ist nach der Stadt Inthapat fortgezogen. “ Und der grosse
Eremiten-Oberste stieg in die Lüfte auf und versetzte sich nach
Inthapat, wo er die Bürger fragte, ob sie einen Eremiten
nach der Stadt hätten kommen sehen. Diese erzählten ihm, wie
es dem Eremiten gegangen und dass der Kessel am südlichen
Ende der Stadt ausgegossen sei. Dort die Leiche findend, belebte
er sie aufs Neue, und als er den Verrath des Königs, gegen
den so wohlwollende Gesinnung bewiesen worden, gehört hatte,
sprachen die beiden Eremiten den Fluch a u s , dass des Königs
Krankheit unheilbar zu raschem Tode führen und dass mit seinen
Nachfolgern die Pracht und Herrlichkeit der Stadt verschwinden