Stadt Müangmai (die neue Stadt), und davon kommt der Name
Lophburi (Novburi, die Neustadt). Seit, der Zeit war Lophburi
eine Eesidenz. Beim Tode Narai’s verfiel die Stadt und blieb
öde liegen in Verwüstung. Neun Edelleute fochten um den Thron
und das Blut stand so hoch in den Strassen, dass es bis zu den
Sätteln der Elephanten reichte. Nach zwölf Jahren, im Jahre 311
(301) der Chunlosakkharat, gelang es Phra ChaoLuang sich des
Thrones zu bemächtigen. Er stellte Ordnung her und regulirte
den Tarif der Marktpreise. Der Palast wurde in ein Kloster verwandelt
und Vat döm.genannt, da er seine Residenz nach einer
neuen Stadt verlegte. Bei seinem Tode im Jahre 372 (383) der
Chunlosakkharat war das königliche Geschlecht ausgestorben
und die Hofastrologen beschlossen daher, das Augurium des
Thrones im Schwanenboote zu versuchen.
Diese ganze Darstellung, die allerdings in der officiellen
Geschichte fehlt, giebt die wildeste Verwirrung nicht nur von
Mythe und Geschichte, sondern auch von geschichtlichen Personen
miteinander, und hat natürlich nicht den mindesten Werth, ausgenommen
um zu zeigen, wie die Volkssage mit historischen
Figuren spielt. Phra Naret ist der allerdings in Pegu erzogene
König Siam’s, der durch seine Eroberungskriege das Landauf
die höchste Stufe der Macht erhob', der hier aber in einer untergeordneten
Stellung dem in Lavo residirenden Usurpator Narai
gegenüber herabgedrückt ist, Falco’s Beschützer, von dem es
freilich auch in der autorisirten Version heisst, dass er mitunter
so erschienen sei, als ob er vier Arme besitze, vielleicht durch
denselben Kunstgriff, wie sich der assamesische Priester zu -
einem achthändigen machte. In den Kriegen mit Hongsawaddi
wird Naret gewöhnlich mit seinem Bruder, der ihm später als
Ekathotsarot folgt, zusammen genannt und das Brüderpaar als
Naret-Narai bezeichnet. Als unter den stürmischen Kriegen innerer
Fehden das vorher reiche und glänzende Lavo verödete, und bald
die birmanische Eroberung das Königreich Siam ganz und gar
vernichtete, knüpften sich fortgesetzte Märchen an in dem Suchen
und Finden neuer Könige, und die Phantasie, die, je weiter sie
sich von dem festen Boden ablöste, einen um so ungehinderteren
Spielraum vor sich sah, wurde immer ungescheuter und kühner
in der Benutzung desselben , so dass sie zuletzt selbst noch in
neuerer Zeit China zum zweiten Mal durch einen König Siam’s
erobern lässt. Wenn sich der Verfasser bei der Chronologie überhaupt
etwas gedacht hat, was sehr zu bezweifeln steht, da er gewöhnlich
zwei Jahre neben einander nennt, in ganz willkürlichen
Verhältnissen, so müsste sie sich auf die von einem spätem Könige
Siam’s versuchte, aber missglückte Aenderung der Aera beziehen.
Historischer Sinn zeichnet freilich die Buddhisten wenigstens in
solchen Werken, die auf Autorität Anspruch machen, vor den
Brahmanen aus, die offen eingestanden, Königslisten je nach dem
Bedürfniss auszufüllen und es auf Mackenzie’s Wunsch gethan
haben, ist aber auch bei ihnen noch immer schlecht genug bestellt.
Eine beliebte Romanze der Siamesen, die man vielfach singen
hört, beklagt den durch Liebesintriguen verursachten Treubruch
der vorher unzertrennlichen Freunde Khun Pen und Khun Xang,
von denen der erste ein berühmter Feldherr gewesen und Xiengmai
mit allen Laosländern seinem Vaterlande erobert habe. Da ich
mich wunderte, in der Geschichte nichts darüber zu finden und
meinen Munschi darum befragte, erwiederte dieser, dass Khun
Pen’s Name in den Annalen nicht aufgenommen sei, da er bei seiner
Rückkehr den König ermordet habe und so den Edelleuten ein
schlechtes Beispiel geben möchte. Jedenfalls ein sonderbares
Motiv, da jede Seite der Chroniken mit Mord und Hochverrath
gefüllt ist.
Ueber die wie Krisckna’s Gottheit schon in den Windeln
äffende Vierhändigkeit berichten auch die Chronikbücher Ayu-
thias: Im Jahre 994 träumte der König, dass Phra Amarin-
tharat herabgekommen wäre, Festlichkeiten anzuordnen, und
nachdem der Hora nächsten Tages seine Beobachtungen angestellt
hatte, wurde ein Sohn geboren, der zuerst so erschien, als
ob er vier Arme habe, sich aber nachher in seiner natürlichen Gestalt
zeigte. Er erhielt den Namen Chao-Phra-Naraxarat-Kuman
oder Phra Narai. Der König liess damals einen See ausgraben
in der lieblichen Umgebung des Dorfes Kahomat und erbaute
dort Zellen zu Rasteplätzen. Diese waren anfangs offen, als aber