Als aber die Prinzessin am nächsten Morgen ihrem Vater von
der uneeremoniösen Visite erzählte, schickte dieser Boten aus,
die Phra Buang zuriickbrachten. Nachdem der König ihm
die Eingeweide herausgenommen und in einen kupfernen Kasten
gelegt hatte, wurde Phra Ruang, der nicht wusste, wie ihm geschah,
wieder zur Stadt hinausgebracht. Dieser Vorfall wird als
Phollakam (Folge begangener Handlungen) erklärt, weil in einer
früheren Existenz Phra Ruang, als Krähe, den König von Tongu
als Fisch entleiht hatte. „Seit dieser Zeit ist das Land Lao voll
von Phi*) (Dämonen), die die Eingeweide und-Gedärme der
Menschen fressen.“ Nach Satxanalai zurückkommend, ohne zu
wissen, dass ihm seine Eingeweide herausgenommen waren,
hatte Phra Ruang e in , wie es scheint, unbefriedigendes Rendezvous
mit den Damen seines Harems und ging dann, um in der
Fontäne auf dem Markte in der Mitte der Stadt zu baden. Dort
verschwand er**) und wurde nicht weiter gesehen. Als sein
Nachfolger in Satxanalai wurde Phra Suttukuman durch Phaya
Rütthi, König von Phixai-Xieng-mai, bestätigt.
Nach Phra Ruang’s Tode, fügt eine andere Abschrift hei,
brachen Krieg und Fehden zwischen den Königen aus. Das
Volk der Xiphram verschwand allmälig und wurde in Laien
(Krahat) verkehrt. Sünde nahm Besitz von ihrem Herzen, als
Soldaten und Miethstruppen nahmen sie die Befehle und Geschenke
der Könige an. Alles entartete ins Schlechtere, Körpergrösse
und Lebensalter wurden vermindert. Sie verachteten dip
früheren Erinnerungen und behielten nur die Zauberformeln
(Mondon oder Mantradon) h e i, um damit schrecken zu können.
*) Low nennt einen Stamm der Laos Phi Phob und s a g t, dass er als
Dämonenbeschwörer unter den übrigen zerstreut se i, aber Phi Phob sind eben
die Dämonen, die von den Hexenmeistern ausgeschickt w e rd en , um die Eingeweide
ihrer Feinde zu fressen. Die Nats heissen P h i , böse Nats Phi hei und
Gott Zo oder Zo Phaya bei den Schan.
**) Auch die Geschichte Kaschmir’s berichtet von ihrem Lieblingskönig
Lalitaditya ein wunderbares Verschwinden : Il s’est couché dans l’océan ce joyau
du ciel, ainsi disent quelques-uns, et d’au tre s: Il est entré dans le feu, qu’il s’est
préparé, d’autres encore: Il a passé en entier dans l’autre monde (s. Troyer).
Ihre Häuser verfielen, ihre Geräthschaften verdarben und sie
vertauschten die Städte mit dem Aufenthalt in den von Elephanten
und Tigern bewohnten Wäldern. Dann entstand eine Verschiedenheit
der Sprachen und Jeder wurde seinesNachbarnFeind.
Der Nachfolger Phra Ruang’s wurde von dem Edelmann
Trai-Poph-Narok zu Vorsichtsmassregeln ermahnt, da er Kunde
von feindlichen Rüstungen in grösser Ausdehnung hatte. Mit
der Verteidigung betraut, sandte er zu den acht Hauptstädten
(hua myang) der Grenzposten, um ihre Befestigungswerke in guten
Stand zu setzen. Ein nach China geschicktes Kriegsboot kam in
sieben Monaten nach Satxanalai zurück, „denn zu der Zeit
kam das Seewasser in der Fluth bis nach der Stadt Satxanalai, “
und brachte Waffenschmiede. Phrohmvithi, der auf Lüthirat in
Xiengmai gefolgt war, sandte die Hülfstruppen aus Myang Lakhon,
Myang Nahn, Myang Xiengmai und Myang Pheh nach Satxanalai,
das bald darauf von Phrachao Sri Thammatraipidok und seinem
Uparat (Chao Xieng Sen) belagert wurde. Die Vorhut des
feindlichen Heeres führten die Phaya Xieng rai und Xieng ru,
den rechten Flügel die Phaya Xieng ngon und Xieng tung, den
linken Flügel die Phaya Xieng nan und Xieng fang. Der Frieden
wurde vermittelt durch Phra Phuttha Khosa Chan, den Abt
des Klosters Khao Rang Reng in Sukhothay, auf dessen Zureden
der König Thammatraipidok sich mit der Hand einer Prinzessin
begnügte und nach Xieng Sen zurückkehrte, wo ihm zwei Söhne
geboren wurden (Traisonrat und Chat-kon).
König Sri Thammatraipidok wusste durch seine ausgedehnte
Gelehrsamkeit, die er schon zur Zeit des Buddha Kaukuson durch
das Studium der Bücher des Traipidok erworben hatte, dass Phra
Phuttha Chao, nachdem er Almosen aus allen Theilen der Welt
empfangen, sich unter einen Samo - Baum zurückgezogen, um
seinen Reis zu essen. Da er es passend dachte, an diesem Orte
eine Stadt zu gründen, so erliess er königliche Befehle an die
beiden Beamten Cha Nakrong und Cha*) kan bun mit dem
*) Deux o n d e s de Tenglikhan commandaient aux troupes de l’orient et de
1 oecident, on les appelait les Cha de la gauche et de la droite nach dem Pien-i-
tien (s. Julien).
B a s tia n , Ostasien. I. gQ