indess fürchtete sie nicht. Er hatte von den Göttern eine Zauber-
trommel erhalten, die er schlug, wenn Gefahr drohte, und so oft
die räuberischen Schan ihren dumpfen Ton hörten, flohen sie
erschreckt in die Berge zurück. Ausserdem war die Hauptstadt
von einer unüberwindlichen Mauer umgeben, die aus einer dreifachen
Pallisade stachlichter Cactus bestand, für jeden Angreifer
unnahbar. Wagiu oder Waraerau, König von Martaban, erfuhr
das zu seinem Schaden, denn, obwohl ihm Naratiyapadsae von
Pagan, der König von China und König Towarijumin Hülfe gesandt,
lag er lange Zeit vor dieser Festung, ohne Etwas dagegen
ausrichten zu können. Indess seine gewohnte Schlauheit liess
ihn nicht im Stich und gab ihm ein Auskunftsmittel an die Hand.
Er sandte einen seiner Minister unter dem Vorwande, Verhandlungen
anzuknüpfen, in die Stadt, und dieser, der länger dort
verweilte, pflegte täglich einen regelmässigen Spaziergang über
die Stadtmauer zu machen, wobei es immer der Zufall wollte,
dass sein Geldbeutel ein Loch hatte und glänzende Gold- und
Silbermünzen zwischen den Dornenbüschen hinabrollten. Solche,
die es sahen, schwiegen still, kamen aber heimlich hei Nacht,
sich ihren Fund anzueignen, und trugen aus Habgier kein Bedenken,
ihre eigenen Vertheidigungswerke niederzuhauen, da
sie sonst nicht dazu hätten kommen können. So wurden die
Talein Meister der Stadt. Eine ganz gleiche Fabel wird bei der
Eroberung Lawek’s, der Hauptstadt Kamhodia’s , erwähnt, in
deren Dornenwälle die Siamesen goldne und silberne Kugeln
hineingeschossen, und hat in so fern Werth, als sie zu bestätigen
scheint, dass früher in Hinterindien solch natürliche Befestigungen
angewandt wurden. In dem Drama Mananhurry ist die Silberstadt
von der Menschenwelt durch eine dreifache Barrière geschieden,
aus Stachelhecken, flüssigem Kupfer undBelu gebildet.
Die dornigen Hecken bestehen hauptsächlich aus Ziziphus ju j uba.
In Sangermano’s Bericht regieren nach Saun, dem königlichen
Prinzen Pagan’s, der 614 die Stadt Taunu baute, 29 Könige bis 872.
Wariru führte den König als Gefangenen mit sich fort
(13. Jahrhundert) nach Pegu, und als er dort auf seinem
Todesbette lag, berief er seine beiden Söhne, Öavongyi und
Öavongelay, zu sich und sagte ihnen: Dieses Land der Raman
ist nicht das unsere. Eure Heimath ist in Jeyavatana, und dorthin
kehrt zurück. Das ist der Wunsch eures sterbenden Vaters.
Zieht den Fluss Ahsavatipaunlaun aufwärts und dann folgt dem
Bache Khabouü, bis ihr zu einer vorspringenden Landspitze
kommt. Das ist der euch bestimmte Platz. Die Söhne thaten,
wie ihr Vater ihnen geboten: sie verliessen das fremde Land, um
ihre Heimath wieder zu sehen; aber sie hatten die ihnen von
ihrem Vater empfohlene Instruction nicht richtig verstanden und
erbauten die Stadt Naungbiaun an einer Stelle, wo sie beständig
v o n den waldbewohnenden Karen belästigt wurden. Sie verlegten
ihren Wohnort nach Dinjawuddi, konnten aber auch dort keine
Ruhe finden, bis es ihnen gelang, einen der einflussreichsten
Häuptlinge unter den Eingebornen in ihr Interesse zu ziehen.
Dieser hatte in seiner Jugend in der Stadt Htieling den Unterricht
eines Priesters genossen, war aber von demselben, der eines
Tages eine Schlange um den Hut seines Schülers gewunden sah,
angewiesen, nach Süden zu ziehen, da er dort ein grösser Mann
werden würde. Er folgte dieser Weisung, hielt sich erst einige
Zeit in Kentha auf und sammelte dann südöstlich von Kaylen
verschiedene Familien der Karen, um sich an einer Stelle, die
davon den Namen „Ansiedlung der Karen“ erhielt, niederzulassen.
An ihm, als einem Sohn des Waldes, fanden die mit den Lo-
calitäten weniger vertrauten Prinzen eine sehr brauchbare Person
zur Förderung ihrer Zwecke. Er durchstreifte für sie mehrere
Monate lang alle die wilden Jungle des dortigen Hügellandes,
bis er endlich den richtigen Platz gefunden zu haben glaubte,
auf dem dann die Stadt Tjaukawa oder Dinjawuddi (Alt-Tongu)
erbaut wurde. Zwischen ihren Trümmern liegt jetzt ein kleines
Dorf, in der Nähe des heutigen Tongu, wohin später König Ma-
hatisedu, auf den Rath eines Priesters aus Tiho oder Ceylon,
seinen Sitz -verlegte, weil die Luft dort gesünder sei. Die Nats
waren indess nicht dieser Ansicht. Denn als das Bild des Shin
Taugih dem Könige nach Tongu folgen sollte, kehrte es (wie
jener starrköpfige Heilige, der Peter des Grossen neue Stadt
verabscheute) stets nach seiner alten Behausung in Dinjawuddi