den Lingamdienst*) hineingezogen, da unfruchtbare Frauen von
ihm Kindersegen erwarten. Schon in den buddhistischen Büchern
wird erzählt, dass dieser Schüler Buddha’s auf seine Bitten in
einen Krüppel entstellt sei, weil er seiner Schönheit wegen die
Nachstellungen fürchtete, denen Ananda (nach dem Leng-yan-
king) fast erlegen wäre. In Siam ist gleichfalls die Anordnung
der politischen Jahresfeste das Geschäft der Brahmanen, die die
richtige Erfüllung der Ceremonieen beaufsichtigen müssen. Pram
thai significat Brahmenes Siamenses qui Astrologiae judiciariae
et secretis artibus operam navant (Kaempfer). Bei dem Feste des
Ackerbaues, dem ich in Bangkok beiwohnte,, verschwanden sie
freilich fast unter den gelben Reihen der Mönche, die die Seiten
des Zeltes füllten, waren aber doch sichtlich die Hauptpersonen
der Feier.
Die kambodischen Brahmanen nennen sich noch im Be-
sondern die Schüler des Maha - Xeyset, des heiligen Rüsi oder
Eremiten, der unter der Regierung Ketumalea’s von Himaphan
nach Nakhon Vat kam. De Cruz bezeichnet die kambodischen
Priester als Brammen. Am Eingangsthor zu der Trümmerstätte
Nakhon Tom’s schaut ein gigantisches Brahmagesicht nach den
vier Weltgegenden und soll dort ausgehauen sein, um den ver-
rathenen Drachenkönig, der einst das Land und die Herzen der
Bewohner sein eigen nennen durfte, in seine unterirdischen Gebiete
zurückzuscheuchen. Selbst vor den Buddbatempeln auf den
Hügeln Udong’s sah ich in behaglicher Ruhe ungestört Siva’s
*) Ein Kaufmann, der verschiedentlich Zimmay besucht hatte, erzählte mir,
in den dunkeln Corridoren der Pagoden grosse Linga-Figuren auf den Wänden
eingegraben gesehen zu haben. Auch in Java sind solche nichts Seltenes und
ich habe in siamesischen Tempeln charakteristisch genug geschnitzte I-Iolzblöcke
in Haufen aufgeschichtet gesehen. Das Hauptzeichen der Jangomas war Siva’s
Symbol und die cönischen Pagoden Siam’s tragen auch den Dreizack. Der die
Macht der Kalakuri usurpirende Käsava gründete im iDekkhan (1168 p. d.) eine
Secte, deren Anhänger ihre Priester (Gangama) als Verkörperungen der Gottheiten
verehrten. Sie enthielten sich der Fleischspeisen, beteten zum Linga Siva’s
und zu seinem Stier Kandi, eine Büchse am Halse tragend, nach einem den Aradliya-
Brahmanen entlehnten Gebranch. Kalinga heisst Kalüngkarat oder Stadt des
Linga bei den Siamesen.
Nanda liegen und Blumen der Opfergaben auf dem Piedestal.
Die kambodische Geschichte erwähnt häufig des Plira Kho (des
Stiergottes, oder Herr Ochs), und der Herr Ochs, den der siamesische
König von Nakhon Xaisi nach Ayuthia mitbrachte (1418),
kvar wahrscheinlich aus Kambodia nebst den übrigen Götterbildern,
die dort Pozen heissen, gestohlen. Der Tempel des
Terrasseuhügels von Bakon war nur für den Sitz dieses Apis gebaut,
und die Mönche, die auf der Trümmerstätte des alten Lawek
unter den Ruinen ihre Zellen errichtet hatten, konnten mir nicht
genug von der Wunderkraft des früher dort verehrten Phra Kho
erzählen. In welcher Stadt immer dieser niedergefallen, solche
Stadt erwarb die Weltherrschaft. Als ich sie fragte, wie sie
diesen Götzendienst mit ihrer gerühmten Religion vereinigten,
und ob ihr Gautama noch vielleicht in einer nähern Beziehung
zu der Kuh seines Namens stände, drehten sie das Blatt um und
meinten., der Phra Kho wäre nur deshalb so geschätzt gewesen,
weil sein dicker Bauch als Bibliothek gedient habe, die heiligen
Bücher aufzubewahren, und die Verehrung sei nur diesen gezollt
worden. Darüber sei ein Phra Thamnai (eine Prophezeiung
Buddha’s) aufgefunden, und man habe deshalb den Krahatt
(Laien) den Cultus erlaubt.
König Kotama-Theva-Rat zog westlich nach dem brahma-
nischen Dorfe Katan jakham und erbaute eine Stadt in sieben
Zirkeln im Jahre 1600 der Phutthasakkharat. Nach seinem Tode
erhoben die Sethi*) seinen Sohn Phanchonkuman zum König,
mit dem Titel Phra Vaijaksa. Bei Gründung der Stadt Phra
Phicliit erhielt er den Namen Kotabong und als erPhixai baute,
wurde er Phaya Mtia lek (der König mit der eisernen Hand) genannt.
Dann.wurde der Name Inthapat für dieResidenz erneuert.
Kinduang-vouang, der Neffe des chinesischen Kaisers, baute, als
König der Giaochi, in der Provinz Xüntei seine Hauptstadt in
*) Sethi ist die Kaste der Vaisya, die aber bei den Buddhisten auch die der
Edelleute meint, und überhaupt neben dem König allein genannt wird, ausser dem
gemeinen Volke. Uebersetzer der siamesischen Geschichte haben es zuweilen
durch „Geizhals“ wiedergegeben, aber nicht jeder „reiche Mann“ braucht deshalb
ein geiziger zu sein und beiden Almosen gebenden Buddhisten am wenigsten.