besten Platz den Thek einräumte, einem in Aracan ansässigen
Gebirgsstamm. Kan-myeng und seine Nachfolger regierten ungestört
in Ramawati während der langen Zeitperioden, in
denen die Gesetze Kaukuson’s , Gonagon’s, Kasyapa’s einander
folgten, blühten und vergingen.
Während die Religion Kasyapa’s noch im Stadium des Zunehmens
begriffen war, herrschte inUtaya maduya (der nördliche
Continent oder, nach Anderen, mit dem Thal des Hukong in Birma
identificirt) Thaga ya Deva und dann sein Sohn Maha Thagaya
(Vater von Thagaya und Ubathagaya). Zeitgenosse desselben
war in dem Lande Athet tengtsana (schaubar vorm Gesicht der
Sonne) König Dewakengtha, Vater von Mahakengtha, dem zwei
Sölme (Kengtha und Ubakengtha) geborön wurden, sowie eine
Tochter, Dewakappha genannt. Die Letztere liess ihr Vater
in Folge unheilverkündender Weissagungen in einem festen
Thurme*) bewahren, aber sie wurde trotz aller Aufsicht dennoch
schwanger, in Folge einer Liebschaft mit Ubathagaya, der von
seinem Bruder aus seiner Heimath vertrieben und nach Athet
tengsana geflohen war. Als Kengtha, der seinem Vater auf dem
Throne gefolgt war, davon hörte, gab er die Heirath seiner
Schwester mit Ubathagaya zu, aber unter der Bedingung, dass
alle männlichen Kinder getödtet werden sollten. Zuerst brachte
die Prinzessin eine Tochter zur Welt, die jung starb. Dann
folgten nach einander zehn Söhne, die es indess alle gelang,
durch verschiedene Kunstgriffe am Leben zu erhalten, trotz des
strengen Verbots. Zuletzt wurde noch eine Tochter, Engtsana-
dewi genannt, geboren. Die Söhne waren in einer abgelegenen
Provinz des Reiches aufgezogen worden, und als sie heranwuchsen
, zeichneten sie sich in allen ritterlichen Eigenschaften,
aber auch durch einen rohen und ungestümen Sinn aus. Sie
*) Nach einem alten Brauche der Birmanen bleibt die älteste Tochter des
königlichen Hauses unverheirathet und wird frei g eh a lten , um im Falle eines unglücklichen
Krieges durch ihre Hand den Eroberer zu versöhnen. Sie heisst
deshalb die Prinzessin des einsäuligen Pa laste s , und nach der ceylonischen Geschichte
wird die Prinzessin Chitta von ihren Brüdern in einem solchen bewacht,
um sie ledig zu erhalten.
organisirten eine Räuberbande, die durch ihre Gewaltthätigkeiten
das Landvolk dermassen drückte, dass selbst aus solcher Entfernung
die Klagen bis zumOhr des Königs gelangten. Kengtha,
der aus verschiedenen Umständen sie als seine Neffen erkannte,
liess ihre Eltern in ein hartes Gefängniss werfen und sandte ein
starkes Heer au s, um sie ihm als Gefangene vorzuführen. Es
gelang ihnen indessen, zu entfliehen, und in einem Walde trafen
sie mit einem heiligen Eremiten zusammen, der ihnen für erwiesene
Beschützung himmlische Waffen verlieh, womit sie
unbesiegbar wurden. Sie kehrten nach ihrer Heimath zurück,
ihre vorige Lebensweise wiederaufnehmend, und Kengtha ersann
eine List, um sich ihrer zu bemächtigen, indem er grosse Festlichkeiten
ausschrieb, zu denen das Volk von allen Seiten zusammenströmen
würde. Die zehn Brüder folgten gleichfalls und
wurden von den geschulten Ringern des Königs zum Wettkampfe
herausgefordert, wobei sie aber wider Erwarten den Sieg davon
trugen und dann auch den König Kengtha tödteten. Nachdem sie
sich der Herrschaft in Athet tengtsana bemächtigt hatten, dehnten
sie ihre Eroberungen bis Siam aus, wo sie Ayudzdzapura erbauten,
und dann wandten sie ihre Waffen gegen Narinda, der
aus der Race Kan-myeng’s in Dwayawali (Dwaraca Krischna’s)
oder Thandwai regierte. Als sie mit ihrer Flotte vor der Mündung
des Flusses anlangten, konnten sie nichts von der Stadt
erblicken, da sie in der Luft schwebte, in Folge der Illusion
ihres schlitzenden Hüters, des Belu Bhihi. Die Prinzen, in Verlegenheit,
wie sie gegen die unsichtbare Stadt vorgehen sollten,
befragten einen Eremiten (Yathay), und derselbe rietli ihnen,
den Belu durch Opfergaben zu versöhnen, da er dann der Stadt
seinen Schutz entziehen würde. So stellt es die aracanische
Geschichte dar, wogegen in einem durch Kupfer illustrirten
Buche, das ich in demPalaste zu Mandalay sah, die Prinzen dem
Belu auflauern, als er in der Gestalt eines wilden Esels auf dem
Platze der verschwundenen Stadt grast und ihn so lange knebeln,
bis er sich bereit erklärte, dieselbe herabzubringen. Auf die
eine oder andere Weise gelang es den Brüdern, sich der Stadt
zu bemächtigen, die sie dann mit einer eisernen Kette umwanden