goung Tanyat. Die Königin wäre ihren Freund jetzt gern los
gewesen, aber derselbe fühlte sich zu wohl im Palast, statt ihre
Ansicht zu theilen und wiederholte regelmässig alle sieben Tage
einmal seine Visite. Die bestürzten Minister wussten keinen ändern
Rath, als die Königin wieder auf eine standesgemässe Weise zu
vermählen und Hessen es deshalb durch alle Königreiche verkünden,
dass ihre Hand frei wäre. Angezogen durch den Ruhm des
mächtigen Tagoung strömten die Prinzen von allen Seiten herbei,
um seine Krone zu tragen, aber alle hatten ihren Ehrgeiz mit
dem Leben zu zahlen*), der eifersüchtige Naga pflegte sich stets
in der Brautnacht im Palast zu verstecken und sobald er den
Neuvermählten eingeschlafen sah , kam er hervor und zerhackte
ihm mit seinem eisernen Schnabel den Schädel, das Gehirn
trinkend. Da war grosse Trauer im Lande und Alles gerieth
ins Stocken und in Unordnung. Nun lag damals in einem Dorfe
ein alter Bauer im Sterben, der seinem Sohn Moung-Poukzein
als Abschiedsworte drei wichtige Lehren gab: 1) wer rasch geht,
kommt vorwärts, 2) wer frägt, wird lernen, 3) wer wenig schläft,
lebt lange, und deren Beachtung empfahl. Dem ersten gemäss
wollte Moung-Poukzein nicht in seiner Heimath bleiben und kam
auf der Wanderung nach Tagoung, wo er nach dem zweiten Gebot
durch Fragen von den Mädchen am Brunnen die Ursache der
Landestrauer erfuhr und als e r , dem dritten folgend, im Palast
gewacht, statt geschlafen hatte, bemerkte er den in der Bodenluke
versteckten Drachenvogel, der nach dem Dunkelwerden herabkam,
um seinen hinterlistigen Verrath zu üben. Poukzein legte
einen Bananenstamm mit Kleidern umwickelt ins Bett und tödtete
den Drachen, als sich sein eiserner Schnabel an den zähen Fasern
festgehackt hatte und nicht zurückgezogen werden konnte. So
wurde er der Gemahl der Königin und von ihm stammten die
spätem Prinzen von Tagoung. Die ersten Zwillinge aber, die
die Königin nach ihrer neuen Verheirathung zur Welt brachte,
zeigten sich noch bedenklicher Natur, da sie blindgeboren
*) Nachdem König Bhartrihai in Malwa dem Throne entsagt h a tt e , tödtete
der Vetala jed en neuen Bewerber, bis Vicramaditya sein Recht geltend machte,
u n ter dem Yersprechen eines Bali-Opfers.
waren, in Folge eines von dem Drachen nachgebliebenen Einflusses.
Als Söhne Nagadasaka’s traf sie deshalb auch unerbittlich
das Loos, auf ein Floss gesetzt und den Fluss hinabgeschickt zu
werden. Die ans Ufer getriebenen Säuglinge wurden von der
Milch einer Hirschkuh genährt und als sie hinlänglich gealtert
waren, um gehen zu können, machten sie ihr Floss flott und
fuhren weiter. Auf der langen Reise hatten sie Zeit zu wachsen,
und waren schon dem Jünglingsalter nahe, als sie eines Tages
im Gestrüpp bei Sitkain festrannten und nicht weiter konnten.
Sie blieben dort längere Zeit und eine Belumah, die in der Nähe
wohnte, pflegte, wenn sie ihr Mahl bereitet hatten, daran Theil
zu nehmen. Die Brüder verwunderten sich, dass das gewöhnliche
Quantum Reis nicht mehr, wie früher, zu ihrer Sättigung
genüge und beschlossen, genau Acht zu geben. Das nächste Mal
fühlte der älteste Bruder, Mahasambhawa, eine fremde Hand im
Reis und fragte Kolasambhawa (Chula - sambha), ob das die
seinige sei? Dieser verneinte und, selbst die Hand fühlend, befragte
seinen Bruder. Da sie jetzt merkten, dass ein Fremder
unter ihnen sein müsse, packten sie die Hand und zwangen die
Belumah, sich zu erkennen zu geben als weibliches Belu (oder
Ungeheuer). Die Ungeheuerin, erschreckt und mit dem Tode
bedroht, versprach ihnen das Augenlicht wieder zu geben, wenn
ihr Leben geschont würde, und als die Brüder sehend geworden,
gründeten sie Meaday an der Stelle, wo sie zuerst den Himmel
geschaut. Diese Stadt liegt jetzt an der Grenze der englischen
Provinz und Pinto erwähnt das Königreich Meletay oder Meaday.
Von dort weiter schiffend, landeten die Brüder eines Abends in der
Nähe der Einsiedelei und gingen, um ihren Reis zu kochen, nach
dem nahegelegenen Brunnen, wo sie mit Bedari zusammentrafen.
Durch sie wurden sie zu ihrem Onkel geführt, der sie bald erkannte,
und auf der Stelle der Erkennungsscene steht noch jetzt
eine Pagode, die darum die der heissen Liebe heisst. Aus der Geliebten
wurde eine Gattin, indem der Eremit beide mit seiner Adoptivtochter
vermählte. Als nachher Nfing Khan oder Puih-Mi-Phaya
(die hohe Frau des Herrn), die Königin der Pyus, von ihrer Ankunft
hörte, wünschte sie selbst einen solch ebenbürtigen Prinzen