wegt. Fast gar nicht in die Atembewegung mit eingezogen ist das Stigmenfeld, da sich
dieses, wie wir wissen, fest an das Epimerum anschließt. Das Trommelfell unterliegt also
bei der Atmung einer zweifachen Bewegung: Einmal wird es mitsamt seiner Einfassung
durch die Tätigkeit der Atmungsmuskeln, welche den i . Abdominalring in Bewegung setzen,
auf und ab bewegt, und ferner wird das Trommelfell allein durch die saugende und
drückende Wirkung der Atmungsluft rhythmisch nach innen und außen getrieben. Außerdem
ist das Tier im Stande, sehr ausgiebige willkürliche Bewegungen des Hinterleibes zu
machen, die besonders in dem Gelenk zwischen den ersten beiden Abdominalsegmenten
zum Ausdruck kommen, und jede dieser Bewegungen hat eine Zerrung und Lageverände-
rung des Tympanalorganes zur Folge. Man kann also wohl sagen, daß der i. Abdominalring
mit dem zwischen ihm und dem 2. Ring befindlichen Gelenk der beweglichste Teil am
Rumpfe des Acridiers ist. Um nun zu begreifen, daß das Tympanalorgan trotz der Zerrung,
denen es ausgesetzt ist, keine Knickungen erleidet, müssen wir die Trommelfelleinfassung
einer näheren Betrachtung unterziehen und werden dann finden, daß unserer obigen Schilderung
noch einige wichtige Details beizufügen sind.
Die Einfassung besteht aus einem viel härteren, wenn auch meistens nicht dickeren
Chitin als seine Umgebung und ist dadurch zu einem elastischen Ringe geworden, der infolge
seiner ungleichmäßigen Ausbildung und Stellung auf Druck und Zug an seinen verschiedenen
Partien ungleich reagiert.
D a s S t igm e n f e ld (Taf. I, Fig. 1, 4 und 5 StF), sein vorderer Abschnitt, ist ein
dickes, starres Chitinstück, welches fest mit dem solide gebauten Epimerum verbunden ist.
Es ist wohl ein wenig nach innen und außen zu bewegen, aber kaum von oben nach unten.
Von außen betrachtet (Taf. I, Fig. 4), hat es ungefähr die Form eines Dreiecks, in dessen
Mitte das quergestellte Stigma (a,) liegt. Unterhalb des Stigmas bildet das Feld eine nach
hinten und unten verlaufende, allmählich schmäler und tiefer werdende Rinne, welche sich
im unteren Winkel zu einem Loch (m) schließt. Das Loch führt in einen kräftigen, dom-
förmigen Chitinzapfen (Taf. I, Fig. 5 StFZ), welcher stark nach innen und unten vorspringt.
Die Fortsetzung des Stigmenfeldes nach unten markiert sich in der Außenansicht (Fig. 4)
als schmale Rinne (uTE) zwischen Trommelfell und der anliegenden Tympanalleiste (uTL).
Diese untere Trommelfelleinfassung schließt auch mit dem Ende der Tympanalleiste ab.
Zwischen ihr und dem unteren Ende der hinteren Einfassung (Fig. 4 und 5 hTE) liegt eine
gefaltete Integumentpartie, die aber doch so starr ist, daß ein Auseinanderweichen der Einfassungsenden
nicht stattfinden kann; nur an macerierten Präparaten gelingt es, durch seitlichen
Zug die Falten zu glätten.
Der Übergang des Stigmenfeldes in den oberen Teil der Einfassung ist recht schmal
(Fig. 5), und es ist begreiflich, daß gerade diese Stelle sowie die schwache untere Einfassung
bei den federnden Bewegungen der oberen und hinteren Einfassung, am meisten in Mitleidenschaft
gezogen werden.
Der besonders stark in das Körperinnere vordringende obere und hintere Abschnitt
der Trommelfelleinfassung ist in schöner und gleichmäßiger Rundung muldenförmig gebogen
und erhält dadurch die früher erwähnte Gewölbeform (Taf. I, Fig. 5 oTE und hTE).
Die Wölbung verleiht diesem Chitinbogen eine erhöhte Federkraft und schützt ihn außerdem
gegen Druck von oben und hinten.
Das Tympanalorgan ist aber nicht allein Läsionen ausgesetzt, die in dorso-ventraler
Richtung einwirken, sondern es besteht auch nicht minder die Gefahr, daß die Einfassung
bei ihrer exponierten Lage schon durch die heftig andrängenden Tympanalblasen geknickt
wird. Zur Verhinderung solcher Eventualitäten ist eine Einrichtung angebracht, die zuerst
von G r ä b e r beobachtet und von ihm als Trommelfellrahmen bezeichnet wurde. Er schreibt
hierüber folgendes (1875* P- 77) : ;,Am oberen und hinteren Rande des Trommelfelles zeigt
sich eine ganz schmale, schwärzlich braune Linie, der eigentliche Trommelfellrahmen. -
Die Membran des Trommelfelles geht nicht unmittelbar in das Trommelfellgewölbe über,
dasselbe erscheint vielmehr von diesem durch den oben angedeuteten schmalen Rahmen
scharf abgesetzt. — Dieser Rahmen erscheint als ein nach innen gerichteter, leistenartig verdickter
Saum des Trommelfelles, der sich an Querschnitten als ein kleines, nach innen gekehrtes
Knötchen zu erkennen gibt.“ Zu dieser Beschreibung gibt G r ä b e r in seiner
Fig. 102 (Taf. 9) einen nach meinem Dafürhalten unmöglichen Schnitt wieder.
Betrachten wir nun die von den Tracheenblasen frei präparierte Innenseite des Tympanalorganes
(Fig. 5) mit der binokulären Lupe, so sehen wir, daß, anscheinend an der Stelle,
wo das Trommelfell in die Einfassung übergeht, und zwar soweit die obere und hintere Einfassung
reicht, eine schmale Chitinleiste schirmförmig nach innen vorspringt. Ich bezeichne
diese von G r ä b e r als Trommelfellrahmen beschriebene; eigenartig modifizierte Partie der
Einfassung als in n e r e T ym p a n a lle is te (Taf. I, Fig. 2, 3 und 5 iTL). Die sonst überall
gleich hohe Leiste (bei Mecosthetus grossus 56 a) verliert sich allmählich beim Übergang
der oberen Einfassung ins Stigmenfeld sowie in der untersten Partie der hinteren Einfassung.
Am vorderen und unteren Rande des Trommelfelles fehlt das Gebilde ganz.
Die in Rede stehende Schirmleiste habe
ich bei sämtlichen von mir untersuchten
Acridiodeen gut ausgebildet gefunden, am
schönsten bei einigen Stenobothrus-Arten, besonders
aber bei Psophus stridulus. Nach
einem Schnitt von Psophus stridulus durch
die Übergangspartie der oberen Einfassung in
das Trommelfell habe ich nebenstehende Text-
fig. 1 gezeichnet. Sie ist mit dem Prisma entworfen,
also in keiner Weise schematisiert, und
gibt uns ein typisches Bild von der Stellung
und Stärke der Leiste sowie von der Bildung,
welche ich als den eigentlichen Rahmen anspreche.
Nach G r ä b e r s Vorstellung, wenn ich
Tex tfig. 1.
diese noch einmal wiederholen darf, geht die Wölbung der Einfassung direkt in das Trommelfell
über, indem hier einfach das Chitin entsprechend dünn wird; der Übergang soll durch
eine leistenartige Verdickung, die sich auf dem Schnitt als Knötchen zu erkennen gibt,
markiert sein. Unsere Figur lehrt uns dagegen, daß sich die Einfassung in einer schönen
Rundung dem Trommelfell zuwendet und sich dann annähernd T-förmig gabelt. Der innere
freistehende, am Ende abgerundete Fortsatz, welcher bei Psophus stridulus etwas gebogen,
bei den ändern Acridiern meistens ganz grade ist, ist ein Querschnitt unserer Leiste. Er-