
den dickeren, platteren weißen Stacheln in der Lumbo-Sacralregion fehlen solche Widerhaken1;
auch bei Centetes fehlen sie an allen Stacheln.
In diesem Zusammenhänge teile ich aus einem Briefe des unlängst verstorbenen
Herrn F. Sikora, welcher längere Zeit auf Madagaskar als Naturaliensammler tätig war,
folgendes mit: „Centetes und Hemicentetes können sich nicht zusammenrollen; reizt man
sie, so richten sie (besonders Hemicentetes) die Stacheln des Kopfes nach vorne und
springen etwas vor; mehrere der Stacheln bleiben immer im Feinde stecken und sind
schwer herauszuziehen. Mein Hund griff einmal vor meinen Augen einen Hemicentetes
an; dieser floh nicht, sondern verteidigte sich auf die angegebene Weise so tapfer, daß
der Hund jämmerlich heulend mit wenigstens 50 Stacheln in der Schnauze abließ.“ „Ganz
sonderbar ist bei Hemicentetes, daß eine kleine Partie Stacheln auf dem hinteren Teile
des Rückens oberhalb des Rückgrates sehr oft in zitternder Bewegung ist.“ Wie schon
oben erwähnt, unterscheiden sich die bei alten und jungen Hemicentetes- und bei jüngeren
Centetes-Individuen in der Mittellinie der Lumbo-Sacralregion vorhandenen Stacheln sowohl
durch ihre dichtgedrängte Stellung als ihre Form von den übrigen Stacheln; ferner
haben wir gesehen, daß an ihnen die Widerhaken fehlen; endlich bemerke ich, daß sie
durch keinen speziell differenzierten Muskelapparat in Bewegung gesetzt werden. Wie nun
aus Sikora’-s Beobachtung hervorgeht, ist auch ihre Funktion eine andere als die der
übrigen Stacheln: da sie der Widerhaken entbehren, können sie keine so effektive Schutz1
Daß diese Übereinstimmung im Exte rieur die Erkenntnisse d er verschiedenen Centetinae erschwert ha t, ist
einleuchtend. Durch Jentink’s Aufsatz (79) erhält man einen Einblick in die v erwickelte Synonymie. Jentink (79), dem
sich T rouessart (80) anschloß, hat eine Form als „ H e m i c e n t e t e s m a d a g a s c a r i e n s i s Shaw“ beschrieben. Diese
A r t wird aber von Dobson (82) als ein junger Centetes ecaudatus aufgefaßt, welche Deutung später auch von Trouessart
(98) geteilt wurde. A b er schon aus Jentink’s genauen Beschreibung des Äußeren seines Hemicentetes madagascariensis
sowie v o r allem aus seinen Angaben über das Gebiß desselben erschien es mir höchst unwahrscheinlich, daß J. sich eine
Verwechslung zwischen Hemicentetes und Centetes hätte zu Schulden kommen lassen. A u f mein Ersuchen hat der g e nannte
Autor die Güte g ehabt, mir ein Exemplar seines Hemicentetes madagascariensis und zwar eines d er in seinem
Katalog (88) unter g —j angeführten, in Spiritus konservierten Exemplare zuzuschicken. Hierdurch bin ich in den Stand
gesetzt festzustellen, daß das fragliche Exemplar und — falls nämlich die übrigen Exemplare mit diesem übereinstimmen
— Jentinks Hem. madagascariensis ein wirklicher Hemicentetes und kein Junges von Centetes ecaudatus ist, wie Dobson
und nach ihm Trouessart angegeben. Dagegen habe ich mir keine Vorstellung von Hem. madagascariensis als eine von
Hem. variegatus Jentink ;§= Hem. semispinosus Dobson) getrennte A r t schaffen können. Das fragliche Exemplar von Jentink’s
Hem. madagascariensis weicht nämlich in mehreren Punkten von der von J.'gegebenen Beschreibung ab, während es vollständig
mit den mir vorliegenden Exemplaren von H. semispinosus Dobs. ;((§=: variegatus Jent.) übereinstimmt. So sind
die »five white lines«, welche für H. madagascariensis charakteristisch sein sollen , nicht ausgeprägt; dies könnte darauf
beruhen, daß, da nach J. die alten T ie re 23 cm lang sind, das untersuchte Exemplar, das eine Körperlänge von nur 14 cm
hat, noch unreif is t Ferne r unterscheidet es sich von J.’s Beschreibung dadurch, daß die Körperstreifen und die Nackenstacheln
gelb, nicht weiß sind und die letzteren keinen braunen Ring haben. Schließlich stimmen auch die Zähne mit Hem.
semispinosus und in den allerdings geringfügigen Punkten (Größe des C und des P2), in denen nach J. sein Hem. madagascariensis
sich von variegatus unterscheidet, nicht mit seiner Beschreibung, sondern mit semispinosus (variegatus J.) überein.
E s ist deshalb — falls die übrigen Exemplare mit dem mir geschickten übereinstimmend® nicht be rech tigt, einen
H. madagascariensis von variegatus ( = semispinosus) zu tren nen; dies um so weniger als die Bedeutung eines der wesentlichsten
Unterschiede, nämlich das Vorkommen von fünf hellen Längsstreifen bei madagascariensis und nur drei bei
variegatus, dadurch wesentlich abgeschwächt wird, daß auch bei variegatus, wie Dobson (82) hervorhebt und ich an meinen
Exemplaren bestätigen kann, außer den drei hellen Streifen noch »two yellowish - white streaks, shorter and broader,
extend from the cen tre o f the neck along the posterior margins o f the scapulae to unite in front o f the middle o f each
side with the similarly coloured für o f the lower ha lf o f the body«.
Der Umstand, daß Jentink irrtümlich Geoffroy St. Hilaire’s Centetes setosus für ein junges Exemplar seines Hem.
madagascariensis ansieht, is t wohl die nächste Ursache zu Dobsons Auffassung des letzteren als einem jungen Centetes
ecaudatus, was, wie wir gesehen, St. Hilaire’s Cent, setosus tatsächlich ist.
waffen wie die übrigen Stacheln abgeben; ob ihre „zitternde Bewegung“ als „Warnungs-
rriittel“ zu deuten ist, muß ich dahingestellt sein lassen.
Hem. s em isp in o su s unterscheidet sich in Bezug auf die Stacheln von H. nigriceps
vornehmlich dadurch, daß 1) die Stacheln zahlreicher sind; 2) die hellen nicht weiß, sondern
hellgelb sind und auch außerhalb der hellen Längsreihen auf dem Rumpfe Vorkommen;
3) der Schopf sowohl von hellen als dunklen Stacheln gebildet wird.
Indem ich in Bezug auf das Äußere im übrigen auf die eingehenden Beschreibungen
Dobsons verweise, will ich hier die bedeutungsvolle Tatsache betonen, d a ß , wie wir ge-
Textfig. XCVIII. Die La ge der Brustzitzen beim
weiblichen M i e r o g a l e d o b s o n i .
Textfig. X C IX . Brustdrüsen und Zitzen beim weiblichen
C h r y s o c h l o r i s h o t t e n t o t a . J/i nat. Gr.
sehen, da,s J u g e n d k le id de's;: C en te te |i' e c iü d a t n s & w o h l was d i e j i i l lg em e in e
F a r b e n v e r t e i lu n g i j |8 d as V o rk om m en , und d ie V e r t e i lu n g d e r S t a c h e ln be?
t r i f f t , b e s s e r m it den B e fu n d e n b e im e rw a c h s e n e n H em i c e n t e t e s a ls m it
denen b e im e rw a c h s e n e n In d iv id u um d er e ig e n e n A r t ü b e r e in s tim m t.
Bei .M ic ro g a le d o b so n i (Textfig. XCVIH) und Ericulus<..S:ebdsus,sind vier Paar
Zitzen vorhanden. Von diesen fehlt bei O r y z ö t l '^ S d ä s Vbrderertxillare Zitzenpaar. Bei
C e n te te s hat Dobson zwölf Zitzenpaare gefunden. Bei einem erwachsenen P o tam o g a le -
Weibchen finde ich fünf Zitzenpaare,* Bei Iplenodon cubanus soll nach Peters; (63) nur
ein Paar und zwar ein inguinales vorhanden sein.
M i l c h d r ü s e n
u n d Z i t z e n .
' Dies entgegen Dobson’s Angabe (82 pag. iq ii), nach dem bei P. nur ein inguinales Paar Vorkommen sollte.