Anhangsweise sei noch erwähnt, daß ich in einem Falle eine a b.*n o rme V e r l a g e r u n g
eines Eies beobachtet habe. In dem Statoblastenstöckchen Fig. 57a, Taf. VII, findet sich eine Eizelle
bei a, wo sie abgesondert von den übrigen an der Leibeswand festsitzt, weit unterhalb der Tochterknospen
und etwas oberhalb des Ursprunges des Funiculus der Hauptknospe A. Es handelt sich
um einen versprengten Ovarialkeim, der aus der Knospenanlage A, der ja auch diese Partie der
Kolonialwand entstammt, hierher gelangt ist.
Wenn wir nun die e i n z e l n e E i z e l l e bei ihrer Umbildung zum definitiven Ei ins Auge
fassen, so zeigt sich auch da zunächst Übereinstimmung mit Plumatella; hier findet sie aber an einem
bestimmten Punkte zugleich ihre Grenze: nämlich insofern, als alle die Vorgänge, welche bei Plumatella
jene merkwürdige Schichtung des Plasmas und die Ausbildung zweier Zonen herbeiführen,
deren äußere die chromatischen Körnchen enthält und an der Furchung nicht theilnimmt, bei Frederi-
cella in Wegfall kom men.
Die erste Veränderung, durch die sich das werdende Ei vor den embryonalen Zellen des Epithels
resp. des äußeren Knospenblattes auszeichnet, ist die Vergrößerung des Kernkörperchens (Fig. 2, o\
o2), dann das Wachsthum und die stärkere Rundung des Kerns und der Zelle überhaupt (Fig. 1
und 2, o). Gleichzeitig wird das Ei von den benachbarten Epithelzellen, die als Follikelzellen
Eungiren, überwallt und in der Tiefe gehalten. Das Wachsthum des Kerns geschieht durch reichliche
Aufnahme von Flüssigkeit, während das extranucleoläre Chromatin wenigstens im Anfang
keineswegs vermehrt wird, und daher erscheint das Keimbläschen bedeutend heller als die Kerne
der somatischen Zellen.
In Fig. 1 beträgt der Durchmesser des ältesten Eies o 0,007—0,009 mm. Das Ei ist als ganzes
kaum größer als die umliegenden Epithelzellen.
Der K e im f l e c k zeigt im Wesentlichen dieselben Verhältnisse wie bèi Plumatella fungosa.
Schon in Fig. 1 besitzt er den charakteristischen hellen Punkt, der später in doppelter (Fig. 6, II,
o, o1) oder, bei alten Eiern, noch sehr viel größerer Zahl auftreten kann (Fig. 7, o), mitunter auch-
gänzlich fehlt (Fig. 2, o; Fig. 5). Daß diese Punkte Bläschen sind, lehrt auf das deutlichste'Fig. 8,
wo der Nucleolus des älteren Eies, der bei a noch besonders dargestellt ist. wie schaumig erscheint
und von den dicht gehäuften Vacuolen weit über das normale Volumen aufgebläht ist; sein längster
Durchmesser beträgt mehr als 0,008 mm. So stark vacuolisirt habe ich den Keimfleck bei Plumatella
niemals gesehen.
Ferner zeigt, und zwar ebenfalls im Einklang mit Plumatella, der Keimfleck von Fredericella
eine DifEerenzirung in der Weise, daß er durch eine ringförmige Einschnürung in zwei dicht aneinanderliegende
Theile zerfällt, einen stärker färbbaren, dunkleren, und einen blässeren, der auch meist
kleiner ist (Fig. 4 ; 6, II). Bei dem-von Vacuolen durchsetzten Keimfleck Fig. 8 scheint der größere
Abschnitt (linkerseits) dem helleren Theil zu entsprechen. Häufig fehlt jedoch diese Zweitheiligkeit,
beispielsweise in Fig. 5. Wie ich für.Plumatella angab (’97, S. 16), scheint sie auf einer amöboiden
Veränderlichkeit des Nucleolus zu beruhen: der Keimfleck sendet von Zeit zu Zeit einen pseudopodienartigen
Fortsatz aus, ,,der sich bald mehr bald weniger deutlich vom Hauptkörper abgliedert
und auch hinsichtlich seiner Substanz bald mehr bald weniger von demselben verschieden ist.“
Das Protoplasma .des Eies ist im Wesentlichen eine gléichartige feinkörnige Masse. Innerhalb
derselben zeigen sich aber auf späteren Stadien leichte Differenzirungen, und zwar solche von
zweierlei Art. Erstens ist die dem Kern benachbarte Zone ein wenig wasserreicher und' demnach
heller als die äußere Schicht (Fig. 4, 5, 8), und zweitens treten neben den feinen Körnchen hie und
da gröbere auf, bis zu Kügelchen von meßbaren Dimensionen (Fig. 8). In jener zonalen DifEerenzirung
kann man eine Andeutung der Schichtenbildung von Plumatella erblicken, die dort in ganz
ähnlicher Weise beginnt; doch kommt es bei Fredericella nie zu einer scharfen gegenseitigen Abgrenzung
der beiden Schichten, sie gehen allmählich in einander über und verhalten sich auch bei
der Furchung wie ein Ganzes. Die plasmatischen Körnchen entsprechen nach Ursprung und Form
durchaus den ersten Anfängen der Körnchen der äußeren Zone von Plumatella, die sich später zu
kernähnlichen Körpern umwandeln; bei Fredericella bleiben sie klein und blaß und werden auch
sonst in keiner Weise auffällig. Im Plasma der Furchungskugeln findet man sie noch einige Zeit
fast in derselben Form wieder (Fig. 10, 13, 14).
In den Figuren 5 und 8 sind Eier dargestellt, die als r e i f gelten können, in 8 sogar schon als
überreif. In Fig. 5 beträgt der Durchmesser des Eies 0,018—0,019 mm, der des Kerns 0,011 mm;
in Fig. 8 ist der Durchmesser des Eies 0,021, der des Kerns 0,013 mm. Als Normalgröße kann man
den Dürchmesser von 0,02 mm ansehen, das ist halb so viel als der normale Durchmesser des reifen
Eies von Plumatella füngosa beträgt, und ebenso viel als der Durchmesser von dessen Kern.
Das definitive Frederioella-Ei entspricht in seiner Größe und auch in seinem histologischen
Verhalten ziemlich genau den Eiern, die ich auf Taf. II, Fig. 66—68, meiner Arbeit über Plumatella
fungosa dargestellt habe: es ist, als wäre das Fredericella-Ei auf dem bezeichneten Stadium des Eies
von Plumatella stehen geblieben.