
und hat vielleicht noch' eine Bedeutung für die Führung des zwischen Unterkiefer und
Zungenbeinhorn liegenden Abschnittes des musc. genio-hyoideus. In Fig. 6 sehen wir ferner, daß
die Hauptmasse des musc. mylo-hyoideus post, mit einer starken Sehne entspringt, von der
seine Fasern fächerförmig ausstrahlen (s. m.). Die Aufgabe dieses Muskels ist vor allem durch
seine Kontraktion den Kehlkopf nach oben zu pressen. Wie sich daraus noch andere
Funktionen ableiten, werden wir später sehen.
Außerdem ist aber der Muskel zu den Schleimdrüsen in Beziehung getreten, indem
einige seiner Fasern sich mit dem hintern Ende derselben verbinden und zu Aufhängern
der Drüsen werden. Beim Buntspecht ist dies wegen der geringen Größe der Drüsen nicht
gut zu sehen, dafür beim Grünspecht um so deutlicher (Tab. III, Fig. 24).
Endlich scheinen Fasern des musc. mylo-hyoideus post, mit der Kopfhaut in Verbindung
zu treten.
2. M u s c u li m y lo -h y o id e i a n t e r io r e s sind bei Dendroeopus major zwar vorhanden,
aber so schwach ausgebildet, daß ich sie lieber an Apternus tridactylus (Tab. II,
Fig. 18 und 19) beschreibe, wo sie besser zu sehen sind. Sie kommen allen Spechten als
mehr oder weniger unscheinbare Muskeln zu, und liegen ganz im vordem Winkel der Unterkieferäste.
Sie entspringen an deren Innenwand dorsal vom musc. genio-hyoideus. Ihre
vordersten Fasern gehen in die der ändern Seite unmittelbar über, so daß dieser Teil des
mylo-hyoideus ant. wie ein einziger im Unterkieferwinkel quer ausgespannter kleiner Muskel
erscheint. Die weiter hinten gelegenen Fasern erreichen sich nicht mehr und verlieren sich
zum Teil im Bindegewebe der Mundhaut, ein beträchtlicher Teil davon aber strahlt auf die
basalen Teile der großen Schleimdrüsen aus, und ist höchst wahrscheinlich für die Funktion
dieser Organe von Bedeutung. Auch das vordere quere Bündel steht wohl im Dienst der
Schleimdrüsen, indem es ihre Mündungskanäle, die sich dort in der Mundhaut befinden,
durch seine Kontraktion nach oben an die Zunge anpreßt. Für die enge Beziehung zwischen
Schleimdrüsenapparat und musc. mylo-hyoideus ant. spricht auch der Umstand, daß dieser
Muskel gerade bei den Arten mit langer Zunge und großen Schleimdrüsen besser als bei
den ändern entwickelt ist. H u b e r (22) kannte auch diesen Muskel, erkannte ihn aber nicht
als mylo-hyoideus, sondern beschrieb ihn von den Zungenmuskeln getrennt in dem Abschnitt
„De gland'ula submaxillari“ pag. 16.
3. Die M u s c u l i g e n i o - h y o i d e i gehören als Vorzieher des Zungenbeins zu den
wichtigsten Muskeln des Apparates. -(Tab. I, Fig. 5; Tab. III, Fig. 26 und 31; Tab. V, Fig.
46 und 47 u.a.) Sie entspringen bekanntlich bei den Vögeln allgemein an der Innenseite der
Unterkieferäste, und zwar ventral vom musc. mylo-hyoideus ant., laufen dann dorsal über den
mylo-hyoideus post, weg den Zungenbeinhörnern zu, an deren aboralem Ende sie inserieren.
Durch ihre Kontraktion wird das ganze Zungenbein nach vorn geschoben, und von der
Größe ihrer Kontraktionsfähigkeit, also wesentlich von ihrer Länge, hängt die Vorstreckbarkeit
der Zunge ab. Das Bedürfnis, die Zunge weiter ausstrecken zu können, kann nur durch
Verlängerung der musc. genio-hyoidei befriedigt werden, und diese hat unmittelbar die Verlängerung,
erst der Hörner (vergl. z. B. die Trochiliden), dann des ganzen Zungenskeletts
zur Folge. Eine andere Lösung der Aufgabe scheint nach den gegebenen morphologischen
Bedingungen nicht möglich, und in der Tat zeigt sich auch bei den'Vögeln überall mit der
Tendenz, die Zunge weiter auszustrecken, zugleich Verlängerung der Hörner.
Bei den Picidae. drückt sich diese. Verlängerung auch darin aus,, daß der Ursprung
des. Muskels so weit wie möglich nach vorn in den Unterkieferwinkel gerückt ist. Von da
läuft er. dann als gleichmäßig breites, ziemlich starkes Muskelband gerade nach hinten, verschwindet
dann unter dem musp ;mylo-hyoideus post, und erreicht, noch von diesem bedeckt,
bei zurückgezogener Zunge das Zungenbeinhorn etwa da, wo. die beiden Abschnitte desselben
aneinanderstoßen (Fig. 6).. Von da ab verlaufen seine Fasern am Horn entlang, diesem
parallel. und. inserieren an einem kurzen Stück an dessen Ende. Sie umgeben das Zungenbeinhorn
von seiner, innern Krümmung her und zwar bilden sie bei major gleich anfangs
eine Rinne, die auf der konvexen Seite des Horns durch Bindegewebe geschlossen wird,
und später umhüllen die Muskelfasern das Horn ganz und bilden einen rings geschlossenen
Schlauch. (Tab. T I ,. Fig. 15). Der innere Zwischenraum zwischen genio-hyoideus und Horn
mit dessen eigener Muskulatur (musc. cerato-glossi) ist von einem schlüpfrigen Gewebe erfüllt,
das ein fast reibungsloses Gleiten des Horns in dem vom genio-hyoideus gebildeten
Schlauch gestattet. Entfernt man die Insertionsstelle, indem man etwa das Endstück des
Horns abschneidet, so läßt sich das Horn wie ein Degen aus der Scheide aus dem musc.
genio-hyoideus herausziehen. Ähnliches findet beim Ausstrecken der. Zunge statt, indem dabei
das Horn aus der vorderen Öffnung des sich verkürzenden Muskelschlauchs herausgleitet.
4. Zur ersten. Gruppe der Zungenmuskeln gehört nun noch ein Muskelpaar, das'
ich mit H u b e r m u s cu li g e n io - th y r eoid ei nennen will. Sie entspringen an der Innenfläche
der Unterkieferäste dorsal vom musc. genio-hyoideus, der Ursprung dehnt sich aber
am Unterkiefer entlang noch weiter nach hinten aus. Ihre nicht sehr dicht gelagerten
Fasern ‘sind mit der Ventralfläche der Mundhaut fest verbunden, bilden deren Längs;
muskulatur und gehen auch noch'auf die ventrale Außenfläche des Oesophagus über. So
weit. stellen sie also eine speziell dem Darmkanal zugehörige Muskulatur dar, die vom
Züngenapparat unabhängig . ist. Ein innerstes Bündel aber, das am weitesten vorn entspringt
und genau dorsal vom musc. genio-hyoideus verläuft, besteht aus dichter gedrängten
Fasern, . die ein stärkeres Muskelband bilden, und geht , nicht auf den Oesophagus über, sondern
inseriert, bei major dicht hinter der Larynx auf der Dorsalseite der Trachea an deren
ersten Ringen, wobei die Muskeln beider. Seiten in der . Medianlinie aufeinandertreffen
(Tab. I,. Fig. 8). Da bei major der Verlauf dieses Muskels nicht klar zu zeichnen ist, verweise
ich auf die Figuren 31— 34 . (Tab.. III), die ihn an Mridis deutlicher zeigen. In Fig.
31 und 34 ist .dabei das innere an der Luftröhre , inserierende Bündel (g. t.) vom übrigen Muskel
frei 'präpariert. Auf die verschiedenen Insertionsweisen.an der Luftröhre werde ich. bei Behandlung
der einzelnen Arten, zu sprechen kommen. Bei allen aber hat dieses Bündel des
musc. gepio-thyreoideus die Aufgabe, den Kehlkopf mit dem gesamten Zungenapparat nach
vorn, zu .ziehen. Auch dieser Muskel ist im allgemeinen bei den Arten mit. weit vorstreckbarer
Zunge besser.entwickelt als bei. den .ändern, weshalb er gerade bei viridis so gut,zu
erkennen ist', Seine. Antagonisten werden wir in der zweiten. Gruppe der Zungenmuskeln
finden, zu deren Besprechung wir jetzt übergehen.
Zoologica. H e ft 51. 4