höhlen endigen (Textfig. i). Ähnliche Verhältnisse wie major zeigen auch andere Arten;
von Amerikanern sei nach S h u f e ld t (40) die Gattung Melanerpes genannt. Unter den
europäischen Arten steht in dieser Beziehung minor dem großen Buntspecht am nächsten;
die Hörner sind bei dieser Art vielleicht noch ein wenig länger; beim Dreizehenspecht
riagegen sind sie noch wesentlich länger; ihre Enden erreichen hier den First des Schnabels
(Textfig. 2). Die Hörner liegen in ihrem ganzen Verlauf dem Schädel dicht an; am Hinterkopf
und auf dem Scheitel gleiten sie in einer sehr seichten Furche des Schädeldachs. Sie
vereinigen sich kurz ehe sie die Höhe des Scheitels erreichen und laufen dann bei allen eben
genannten Formen vollkommen symmetrisch nach vorn.
Während nun so bei tridactylus die Hörner bis zur Schnabelwurzel in der Mittellinie
des Schädels bleiben, finden wir bei medius und leuconotus, daß sie, obwohl sie nicht
wesentlich länger sind, etwa von der Scheitelhöhe ab nach rechts abweichen und rechts vom
First an der obern Schnabelfläche endigen (Textfig. 3). Die Ursache für dieses Abweichen
aus der Mittellinie finden wir in einem kleinen Höcker, der medial auf den Frontalia auf-
sitzt und für das Vorrücken der Hörner ein Hindernis bildet. Schon Joh. W o lf (46) kennt
Fig. 1. D endrocopus m a jo r (sehr altes Tier). A b gebalgter
Ko pf von rechts. c .t . musc. cleido-thyreoi-
deus. g . h . musc. genio-hyoideus (Zungenbeinhörner).
g l gland. sublinguales, m. h . musc. mylo-hyoideus post.
st. am Schädel entspringendes Bündel desselben.
t. musc. trachealis. Oe. Oesophagus. T . Trachea. Nat. Gr.
Fig. 2. A p te rn u s tridactylus. Abgebalgter K o p f
von oben. . g .h . musc. genio-hyoideus (Zungenbeinhörner).
Nat. Gr.
denselben und H. M a gn u s (30) beschreibt ihn, wie mir scheint nach Untersuchungen am
Grünspecht und bezeichnet ihn als Tuberculum. Ich will das kleine Gebilde, das uns später
noch weiter interessieren wird, Stirnhöcker mennen. Dieser ist, wie uns schon die Lage der
Hörner bei tridactylus sagt, nicht bei allen Arten vorhanden; ist er es aber, so müssen
die Hornenden ihm nach der Seite ausweichen. Das geschieht bei allen eigentlichen
Spechten, die bis jetzt darauf hin untersucht sind, nach rechts, wenigstens in der Regel.
Ausnahmen kommen aber, wie auch ältere Autoren angeben (33 Bd. I IB pag. 230;. 18
pag. 24x), so häufig vor, daß die Rechtslage der Hörner wohl nicht als eine spezifische
Eigenschaft betrachtet werden kann. Unter 23 Spechten mit.asymmetrisch liegenden.Zungenbeinhörnern
fand ich 2, und zwar einen Grün- und einen Schwarzspecht, bei denen die
‘ Hier is t ein Druckfehler zu verbessern und Zeile 10 von unten „linken“ statt „rechten“ zu schreiben. Man wird
dadurch stutzig und fragt sich, ob nicht drei Zeilen weiter unten dasselbe Versehen geschehen sei.
Horner nach links liefen. Situs inversus der Eingeweide war dabei nicht vorhanden. Beim
Wendehals scheint der Verlauf der Hörner noch weniger normiert zu sein, denn von drei
Exemplaren hatten zwei die Hörner auf der linken, einer auf der rechten Seite. Hier scheint
auch nach älteren Beobachtungen die Abweichung hach links Regel zu sein.
Es ist interessant, die funktionelle Bedeutung des Stirnhöckers durch die Spechtreihe
zu verfolgen.. Ursprünglich trat er wohl zur Festigung des Schädels auf, gewissermaßen
als Strebe, um die Schläge des hackenden Schnabels aufzunehmen; diese Funktion kommt
am deutlichsten bei major zum Ausdruck, wo der Stirnhöcker ziemlich kräftig entwickelt
ist und mit dem Zungenapparat in keinerlei Zusammenhang steht. Spechte, die niemals
hackten (ly n x ), haben keinen Stirnhöcker, und ebenso können wir annehmen, daß er wieder
verschwindet, wenn er aus irgend welchen Gründen unnötig geworden ist; so besitzen ihn
minor und tridactylus nicht, worauf wir später bei der phylogenetischen Betrachtung der
Gruppe zurückkommen werden.
Verlängern sich nun die Hörner, so laufen sie ah einer Seite des Stirnhöckers entlang
nach vorn, und dieser, der ursprünglich lediglich eine statische Funktion hatte* tritt
-mm
Fig. 3. D endrocopus medius. Abgebalgter Kopf Fig. 4. Dendrocopus medius. Abgebalgter K o p f von
von oben. g .h . musc. genio-hyoideus. S t. Stirn- rechts. Bezeichnungen wie T ex tfig. 1. Nat. Gr.
höcker. Nat. Gr.
zu dem Zungenapparat in der Weise in unmittelbare Beziehung, daß er zu einer Führungsleiste
für die asymmetrisch verlaufenden Hörner wird. Dabei kann er als Strebe gegen den
Schnabei ' ganz unnötig weiden; wie bei den Grünstechterfotbei denen der .Schnabel zugleich
mit der Verlängerung der Zunge so! viel schwächer, geworden ist, daß auch ein unverstrebtér
Schädel Seine schwächeren Schlâgè aushaltèn Könnte, und trotzdem' erreicht der Stirnhöcker
hier irt; séiner Entwicklung den Höhepunkt, wohl deswegen, weil er bei den Grünspechten
für dieiièicherè Führung deS?langen, in drei Diihensionif gebogenen Zungenbeinhorns von
einer gewissen Wichtigkeif ist. Dieshgräbt sich tief in ihn ein,, f l daß er zum steilen Rand
einer tiefen Furche wird, was bei älteren Grünspechten besonders deutlich'ist. Die Beobachtung,
daß sich diese Furche und ;die'Éle. medial: begrenzentfcFührungsleiste in den
eisten : X-ebensmoriaten ; des Vogels bedeutend vergrößert und verstärkt, spricht für die unmittelbare
Beziehung destiStirnhöckefs ,zür Funktion dés! ZüngênapparateS, Wir haben also
hier ein vielleicht unscheinbares, aber , doch deütlifchésBeispiel . yon Funktionswechsel vor
üHs:' ein'Organ'wird.'in seifterjjrsprünglichen Bedeutung überflüssig, wird aber dann zu