Beschäftigen wir uns vorerst mit dem Zellhaufen (Taf. II, Fig. 9 und Taf. III, Fig. 12 ZK fB s tf
so wissen wir von ihm außerdem schon, daß er unmittelbar vor der Eintrittstelle des Nerven
m dessen muldenförmiger Verbreiterung seine Lage hat. Nach außen macht er sich als
albkuglige Hervorragung bemerkbar, welche wiederum in einer Vertiefung liegt, so daß
es den Anschein hat, als sei er von außen in das Organ hincingedriickt. Auf Schnitten
haben wir erkannt, daß er eine kugelförmige Gestalt hat, die aber recht unregelmäßig, sein
kann, denn bei derselben Spezies wechselt das Verhältnis' der Höhe zur Breite nicht unbedeutend.
Sehr häufig zieht sich der Zellhaufen nach oben etwas spitzer in das Organ
hmem und ist dann gewöhnlich unten in der beschriebenen Weise abgerundet. Oft findet
man aber auch, daß von der unteren freien Rundung ein kurzer, spitz zulaufender Fortsatz
ausgeht, wodurch diese Partie dann eine Pickelhaubenform erhält.
Die Messungen ergaben bei Mec. gr. eine Breite von 35 p und eine Höhe von-30p.
In Fig. 12 (Stenoboth. var.) ist der Zellhaufen 30 p breit, in Fig. 9. [Ocdip. coer.) 3; u breit
und ebenso hoch.
Das Körperchen ist so vollgepfropft mit Bindesubstanzzellen, daß man auf etwas’
dickeren Schnitten nur einen Haufen von Kernen sieht. Bei Mec. gr. habe ich ca. 60 Kerne
gezahlt. Die Anordnung der Zellen bietet nichts besonders Bemerkenswertes; Isie liegen
ganz regellos beieinander. Ihre Kerne sind sowohl hinsichtlich ihrer Fsrik wie ihrer Größe
ganz unregelmäßig gestaltet;,: durchschnittlich sind sie 1/4 bis % so,;größ wie die Kerne der
Sinneszellen und fallen neben diesen außerdem durch ihr dichtes Chromatingerüst auf (Kf).
Von einem Zellkörper ist sehr wenig zu sehen, nur ab und zu bemerkt man um die Kerne
herum einen hellen Hof, hauptsächlich bei frischgehäuteten ImagineB;, im jhbrägen ist dtet”
Raum zwischen den Kernen durch ein anscheinend ganz unregelmäßig dbrcheinanderlaufen-
des Faserwerk ausgefüllt. Auf Querschnitten (Fig. 12) könnte man den Eindruck gewinnen,
als ¿ob sich die Bindesubstahz um den Haufen herum zu einer Kapsel verdichtete, es handelt
sich hierbei aber um bindegewebige Lamellen, welche schon unterhalb dieses . Schnittes aus-
getreten sind und dem Haufen noch anliegen.
Die fasrigen Ausläufer der Bindegewebszellen, welche im Haufen ganz wirr durcheinander
verlaufen, ordnen sich an der Peripherie,' treten seitlich und Loben, soweit der
Haufen vom Organ bedeckt wird, heraus und legen sich zu einem Stamm zusammen, dessen
Dicke der Breite des Zellhaufens entspricht. Dieser Stamm gibt sofort mehrere starke
Bündel ab, welche das Organ in distaler Richtung, besonders nach dem spindelförmigen
und flügelförmigen Abschnitt zu strauchartig durchziehen. Der starke Stamm ist durch alle
Querschnitte zu verfolgen, er nimmt die Richtung nach der Zapfenspitze und stellt einen
zentralen Stützbalken vor, der aber gleichfalls von Sinnesschläuchen durchzogen wird. Nach
oben zu wird der Stamm bedeutend schwächer. Das Gerüstwerk verzweigt sich baumartig,
es löst sich in immer kleinere B.ündel auf und um h ü llt mit se in e n A u s lä u fe rn s äm t l
ic h e S in n e s z e lle n und d e r en F o r t s ä t z e r ö h r e n a r t ig b is zu den U m h ü llu n g s z
e lle n h in a u f, welche ihrerseits das distale Ende der Sinneszellen uiitecheiden (Fig. 10,
la f . II, und 17, Taf. III fBst). A u f d ie s e W e is e e rh a lte n d ie ä u ß e r s t h in fä l l ig e n
S in n e s z e lle n n ic h t n u r « in e S tü tz e , s ie w e rd en a u ch v o l ls t ä n d ig v o n e in a n d e r
is o l ie r t . Am dünnsten liegt die Bindesubstanz um den kernhaltigen Teil der Sinneszellen,
besonders dort, wo sie gedrängt aneinander liegen. Unser Stützgewebe hat anscheinend die
Struktur des geformten fibrösen Bindegewebes, wie wir es bei den Wirbeltieren kennen, es
unterscheidet sich von diesem aber doch ganz wesentlich. Fassen wir die längsgeschnittenen
Bündel (Fig. 9) näher ins Auge, so können wir die Fasern, aus denen sie zusammengesetzt
sind, sehr leicht erkennen; um jedoch über diese volle Klarheit zu erhalten, ist es notwendig,
quergeschnittene Bündel, am besten auf den Organquerschnitten (Fig. 13) daneben
zu betrachten. Schon die stellenweise dunklere Färbung, welche in der zentralen Partie des
Querschnittes auffällt, macht uns darauf aufmerksam, daß die Fasern hier entweder dicker
sind oder dichter beieinander liegen. Wir können annehmen, daß beides zutreffend ist. Bei
genügender Vergrößerung sehen wir nämlich, daß sich die zentralen Fasern durch ihre
relative Dicke auszeichnen, auch erscheinen sie im Querschnitt nicht rund, sondern ganz unregelmäßig.
Der Unterschied gegen die Fasern der Umgebung ist zwar nicht groß, aber
immerhin bemerkbar. Betrachten wir hierneben Querschnitte aus distaleren Organbezirken
(Taf. III, Fig. 14 und 15), so fällt uns auf, daß die Fibrillen viel feiner und punktförmig
erscheinen. Wir schließen daraus, daß es sich bei den dickeren Fasern nicht um eine
Fibrille, sondern um ein kleines Fibrillenbündel handelt, welches sich späterhin auf fasert.
D ie F ib r i l l e n v e r la u fe n n a ch M ö g l ic h k e i t g a n z g r a d e g e s t r e c k t . Wenn
es auf Längsschnitten den Anschein hat, als ob ihre Bündel ein Flechtwerk bildeten, so
kommt dieses Bild dadurch zu Stande, daß sie sich durch die vielfach gebogenen Sinnesschläuche
hindurch winden müssen, was wohl eine Überkreuzung, aber keine Durchflechtung
bewirken kann. Mit den bekannten Wellenlinien des fasrigen Bindegewebes der Wirbeltiere
dürfen diese Biegungen natürlich ebenfalls nicht verglichen werden.
Um die Sinneszellen herum ordnen sich die Fibrillen in der Weise, daß sie distal vom
kernhaltigen Teil dem terminalen Fortsatz parallel verlaufen und ihm ringsum mantelartig
anliegen, so daß wir a u f' Querschnitten um den runden Sinneszellenfortsatz diese Um-
scheidung als punktierten Ring zu sehen bekommen (Taf. II, Fig. 10, und Taf. III, Fig. 14,
15 fBst). Um mir dieses klar zu machen, habe ich das Bild einer Weinflasche, welche in
einer Strohhülle steckt, vor Augen, wobei die Halme die Fibrillen vorstellen sollen. Denken
wir uns die Strohhülse oben offen, so haben wir uns auch gleich die Endigungsweise der
Fibrillen demonstriert, denn a lle F ib r i l l e n e n d ig en f r e i an d e r o b e ren G r en z e des
b in d e su b s ta n z fü h r e n d e n O r g a n a b s c h n i t t e s . Wir haben hiermit wiederum einen
hervorragenden Unterschied gegen das Verhalten der Fibrillen im fibrösen Bindegewebe der
Wirbeltiere konstatiert, von denen man bekanntlich sagt, daß weder ihr Anfang noch ihr
Ende zu finden sei. Kurz, nehmen wir alles in allem, so haben wir ein Gewebe vor uns,
zu dem wohl nirgends weder ein Homologon noch ein Analogon zu finden ist.
Mit dem beschriebenen Stützgerüst ist der ganze Vorrat an Bindesubstanz, welcher
in der proximalen Organpartie zu finden ist, noch nicht erschöpft. Es ist bei der Betrachtung
der Schnitte jedenfalls aufgefallen, daß zwischen den Bündeln häufig Kerne (Kr)
liegen, welche durch ihr dichtes Chromatingerüst und ihre unregelmäßige Gestalt sich sofort
als Bindesubstanzkerne zu erkennen geben. Es existiert nämlich noch zwischen den Zügen
der Stützsubstanz ein zartes Bindegewebe, welches eine mehr netzartige Beschaffenheit besitzt.
Bei Oedipoda und Stenobothrus ist diese „ r e t i k u l ä r e “ B in de S u b stan z so gering
entwickelt, daß sie kaum bemerkbar ist, bei ändern Acridiern, wie Mec. gr. und besonders
Acrid. aeg. nimmt sie dagegen einen sehr breiten Raum ein. Wir können sie da