sitzen, und noch viel weniger ist es angebracht, Erwägungen anzustellen, wie es H e rb ig
(1902, p. 714) macht, ob das tracheale Organ der Grillen als ein primitiveres Stadium der
Crista anzusehen ist; die Ausbildung seiner Endschläuche steht auf derselben Höhe, ihre
Zahl ist mindestens die gleiche, und wir sind deshalb nicht einmal in der Lage, annehmen
zu dürfen, daß es physiologisch geringer 'einzuschätzen ist als die Crista, wir möchten sogar
von vornherein erwarten, daß diese musikalischste der tonerzeugenden Orthopterenfamilien
auch das vollendetste akustische Organ besitzt.
G r ä b e r hat als Untersuchurigsobjekt besonders Gryllus campestris gewählt, H e rb ig
ausschließlich Gryllus domesticus. Ich habe beide Vertreter untersucht und mit Ausnahme
der Größenunterschiede nicht die geringsten nennenswerten Abweichungen gefunden,. Für
die nachstehende Beschreibung und die in dieser angegebenen MaßlÖhaben mir nur Präparate
vom Heimchen als Vorlage gedient. Die Totalpräparate sind nach der bei den
Locustiden p. 80 angegebenen Methode hergestellt.
B. Trommelfelle und Trommelfellumgebung.
: Schon bei äußerer Betrachtung der Tympanalregion fällt neben dem Mangel einer
Trommelfellbedeckung vor allem die ungleiche Größe und Gestalt der beiden Trommelfelle
auf. „Während wir bei den Locustiden die Gegenwart zweier völlig symmetrisch gelagerter
und gleichgearteter Trommelfelle als allgemein gültiges Gesetz hingestellt haben, ist dieses
Verhalten bei den Gryllodeen eher als Ausnahme zu betrachten" (G r ä b e r 1875, P- f 0 -
Unsre" Grillen besitzen ein großes hinteres Trommelfell (Taf. V, Fig. 26 und 27 hT) und
ein sehr kleines vorderes (vT), welches noch obendrein so verändert ist, daß es kaum noch
die Bezeichnung eines Trommelfelles verdient.
Der Graberschen Beschreibung (1875, p. 14) des leicht übersichtlichen h in t e r e n
T r om m e lfe lle s ist nicht viel hinzuzufügen. „Seine Form ist die einer unregelmäßig elliptischen
Ebene, welche nach außen, wo sie sich beträchtlich in das Bein eirtsenkt, von einer
mehr graden, nach innen dagegen von einer gekrümmten Linie begrenzt wird.“ -Es ist ziemlich
genau 1 mm lang und in der Mitte 330 p breit! Sein oberes Ende ist bei rechtwinklig
gebeugtem Kniegelenk von der starren seitlichen Gelenkfalte des Femur 300 p entfernt und
sein unteres Ende vom Tibio-tarsalgelenk noch 2 mm. Die vertiefte Lage des äußeren
Trommelfellrandes entsteht dadurch, daß die äußere Beinwand. (Taf. V, Fig. 27 äW), ehe
sie in das Trommelfell übergeht, eine kurze; ischärfe Biegung nach der Medianebene des
Beines zu macht. Die iifrommelfellfläche selber ist nicht ganz grade, sondern sie zeigt, analog
der Trommelfellform d e r ,-Locustiden, der äußeren Kante der anliegenden Trachee entlang
in ihrer Längsrichtung eine leichte Einknickung, durch die sie in einen großen inneren,
bohnenförmigen und' einen schmalen äußeren Abschnitt (zerfällt. Der innere von der Trachee
vollständig bedeckte Abschnitt bildet die eigentliche Tympanalmembran, die „ihrer ganzen
Ausdehnung nach von ziemlich übereinstimmender 'Dicke (nach H e r b ig p. 703 1,6 p) und
gleichmäßig mit winzigen Dörnchen besetzt ist". Der äußere neben dem Blutkanal liegende
Abschnitt zeichnet sich durch seine beträchtliche Dicke: (9 p) aus. Er geht aus dem inneren'
ohne scharfe Grenze hervor und tritt an die äußere Kante der grade abgestutzten, 40 p
dicken Guticula der Trommelfelleinfassung, So daß bei äußerer Betrachtung am Trommelfell-
rande kein Absatz bemerkbar ist, während an der medianen Seite eine rechtwinklige Ecke
besteht. Am inneren und unteren Trommelfellrande liegen die Verhältnisse ähnlich, nur daß
hier die mediane freie Kante der Einfassung, welche an der Außenseite abgerundet ist: und
keine Verdickung trägt (Taf. V, Fig. 27 ,äE), zu einer hohen, nach der Längsachse der Tibia
gerichteten Leiste: geworden isr, die frei in das Beinlumen hineinragt und, „einer Linsenblendung
vergleichbar“ , das Trommelfell von innen her in einem spitzen Winkel überdacht
(Fig. 27 iTL). Wir wollen diese leistenartige Erhöhung der Einfassung als T ym p a n a l -
1 e i s t e bezeichnen. Neben dem unteren Trommelfellrande läuft sie, allmählich niedriger
werdend, als untere: Tympanalleiste (Taf. V, Fig. 26 uTL) weiter und verliert sich dann nach
außen zu in der freien medianen Kante der Einfassung. Die innere Leiste mißt nach
H e r b i g (p. 702); an ihrer breitesten Stelle 80 p urid p hoch. Ein eigentlicher
Rahmen, durch den das Trommelfell wie bei den Acridiern aus der Umgebung herausgehoben
wird, ist nicht vorhanden. G r ä b e r betrachtet, die Tromthelfellblendüng, unsere
Tympanalleiste, von der er annimmt, daß sie, wenngleich schwächer, auch an der Außen-
einfä|psuhg ausgebildet ist, als „den die Tympana umspannenden Rahmen, der die Gestalt
förmlicher Platten annimmt“ . Doch ist es augenscheinlich, daß die Leiste mit dem Trommelfell
direkt nichts zu schaffen hat, sondern erst als sekundäre Bildung anzusehen ist, die
analog der inneren Tympanalleiste der Acridier, der sie auch in ihrem ganzen Verhalten
außerordentlich gleicht, den Zweck hat, der durch die Tympanalbildung geschwächten Bein-
cuticula als Versteifungsleiste zu dienen und im vorliegenden Falle außerdem noch, gemeinsam
mit der inneren Tympanalleiste des vorderen Trommelfelles und den versteiften inneren
Tracheenwandungen, für die'inneren Tympanalgebilde als Schutzorgan gegen den Druck der
Muskeln zu fungieren.
Das v o rd e r e , verschwindend kleine T r om m e lf eli((Taf. V, Fig. 26 und 27. vT) ist
noch einfacher, gestaltet als das hintere. Es hat die Form einer vollkommen regelmäßigen
Ellipse, die in der Fläche der Beinwand eine schräge Stellung einnimmt, indem ihre von
außen und unten nach innen und oben liegende Längsachse in einem Winkel von etwa 50°
zur Horizontalebene geneigt ist. Der Längendurchmesser: beträgt 250 p, der Querdurchmesser
150 p. Das obere Ende des! Trommelfelles (ist von der vorderen Gelenkfalte des Femur
550 P entfernt, es liegt daher 250 p tiefer als der obere Rand des hinteren Trommelfells,
und sein unteres Ende genau der Mitte des großen Tympanums gegenüber.