zusammen ein schlauchartiges Gebilde vorstellt. An sein proximales Ende tritt eine Nervenfaser
des Tympanalnerven, und mit dem anderen Ende heftet es sich an die Hypodermis
der Trommelfellkörperchen. Die Sinneszelle schließt das charakteristische stiftförmige Körperchen
ein. Es kommt mir zu statten, daß diese Endschläuche so gleichmäßig gebaut
sind, daß wir ihre Unterschiede vorläufig übersehen können.
Was die Angaben der bisherigen Forscher betrifft, so sind dieselben ziemlich vager
Natur. S ieb o ld (1844, p. 64) unterschied am Ganglion zwei Teile, einen hinteren undurchsichtigen,
welcher mit weißem Pigment durchsetzt und bedeckt ist, und ‘einen vorderen
wasserklaren, in dem er langgestielte stabförmige Körperchen entdeckte«
L e y d ig (1855, p. 401) glaubte zu sehen, „daß das Ganglion am vorderen ungefärbten
Ende ein, wenn auch in den zartesten Linien angedeutetes Aussehen hat, als ob die Nerven-
moleküle in gewisse strangartige Massen sich zusammenfügten, von denen jede von einer
überaus feinen Hülle umgeben ist.“ Von der hinteren pigmentierten Ganglienpartie weiß er
nur, daß in ihr „kleinere und größere Blasen sowie echte Kerne“ liegen.
R a n k e (1875, p. 147/48) nimmt mit seiner Auffassung eine ganz eigenartige Stellung
ein. In den unteren Abschnitt kann er wegen des reichlichen Pigmentes ebenfalls keinen
Einblick gewinnen. Erst an Zupfpräparaten glückte es ihm, kugelige Ganglienzellen zu isolieren.
Durch Protoplasmafortsätze sollen diese mit scharf konturierten, ovalen Kernen in
Verbindung stehen, auf denen dann die Sieboldschen Stäbchen mit Hilfe von starren Ausläufern
balancieren. Er läßt so das Ganglion in eine Stäbchenschicht, Körnerschicht und
Ganglienzellenschicht zerfallen, analog der Säugetierretina.
Zu einem noch seltsameren Ergebnis ist O. S c hm id t (1875, P- 200/01) gelangt. Von
dem Ganglion berichtet er nur, daß es reich an Zellen sei, auch einige Stifte hat er darin
gesehen, im übrigen verlegt er aber den ganzen Nervenapparat in das bimförmige Körperchen
und die Matrix des Trommelfells und gibt hiervon folgende wahrhaft phantastische
Beschreibung: Zu der Kapsel (unserem bimförmigen Körperchen, welches nach S c h m id t s
Ansicht hohl ist) führt ein Nerv, welcher aus dem großen Ganglion entspringt und ungefähr
in der Mitte zu einem sehr deutlichen Zwischenganglion anschwillt. Mit Hilfe seiner Abbildungen
wird uns klar, daß S chm id t hiermit unseren spindelförmigen Fortsatz meint. Bis
zum Zwischenganglion soll dieser Nerv in einer vom Trommelfell gebildeten, also chitinigen
Rinne verlaufen, welche sich weiterhin über ihn zu einer Röhre schließt. In der Kapsel
geht dann der Nerv in ein „sehr kompliziertes, aber höchst schwierig zu behandelndes
Ganglion“ über, in welchem wiederum isolierte Zellen, stiftförmige Endungen und feinste
faserförmige Fortsätze liegen. Nun soll dieses; Ganglion noch lange nicht das peripherische
Ende des Nervenapparates sein, sondern das Sammelzentrum für zahlreiche andere Elemente,
welche als feine Fäden von der Peripherie des Trommelfells kommen, in ihrem Verlaufe
spindelförmige Zellen aufnehmen und in die Kanälchen der Kapselwand sich verlieren. Ich
kann mir wohl eine Kritik dieser Befunde ersparen.
Von G r ä b e r (1875, P- io3/°4) erfahren wir zunächst, daß „die pigmentierte Matrix
der Ganglionumhüllung der entsprechenden Hautlage am Nerven ganz und gar gleicht“ .
Er hat dann im Ganglionkörper, welcher ebenfalls Pigment enthalten soll, spindelförmige,
bipolare Ganglienzellen beobachtet* deren zentraler Fortsatz bis zum Nerv • zurückverfolgt
werden kann, während der peripherische Ausläufer kontinuierlich in einen Endschlauch
übergeht. Der zentrale Ausläufer soll nicht einer einzigen Primitivfibrille (soll wohl Nervenfaser
bedeuten), sondern einem Bündel solcher entsprechen, wofür ihm seine beträchtliche
Dicke, sowie sein granulierter Inhalt zu sprechen scheint. „Im Gegensatz zu den zentralen
Nervenfäden, welche im Ganglion nach allen Richtungen wirr durcheinander laufen, sind die
Endröhren vorwiegend grade gestreckt und geben dem Ganglion ein eigentümlich längsfaseriges
Aussehen. Die Verteilung der Ganglienzellen richtet sich nach der Lage der Endschläuche,
so daß auch, entsprechend dem spindelförmigen Abschnitt, der Ganglienkörper
sich auch in dieser Richtung zipfelartig verlängert.“ Der obere durchsichtige Abschnitt des
Organes, den G r ä b e r als den glockenförmigen bezeichnet, besteht nach seiner Angabe aus
mehreren Lagen schalenartig einander umschließender Endröhren. Im spindelförmigen Abschnitt
zählte Gräber durchweg deren 7, die am Ende kolbig aufgetrieben und mit dem
bimförmigen Körperchen durch die das ganze Organ umhüllende Basalmembran verbunden
sein sollen. Der flügelförmige Fortsatz soll ebenfalls aus mehreren Lagen von Endschläuchen
bestehen, und da dieser Abschnitt nach /seiner Ansicht ein scharf abgesetztes
Gebilde ist, zählte er sogar z. B. bei Caloptenus italicus 20 solcher Schläuche.
Alle diese Befunde hat G r ä b e r an. Quetschpräparaten eruiert. Auch ich habe solche
Präparate angefertigt, und ich glaube behaupten zu dürfen, daß G r ä b e r s Angaben,
wenigstens soweit sie den schwer zugänglichen unteren Teil betreffen, mehr auf Mutmaßung
als auf tatsächlich Gesehenem basieren. Ich will ihm dabei keineswegs abstreiten, daß er
den kernhaltigen proximalen Teil einiger Sinneszellen gesehen hat, den Zusammenhang derselben
mit ihrer distalen Partie und mit dem Tympanalnerven hat er aber sicherlich aus
seinen Befunden bei den Locustiden ergänzt, wie er ja auch angibt, daß die Endschläuche
der Acridier mit denen des Subgenualorgans der Locustiden genau übereinstimmen. Es wird
uns aus nachstehenden Ausführungen verständlich werden, wie weit diese, sowie die übrigen
Angaben G r ä b e r s zutreffend sind.
Im vorhergehenden Kapitel habe ich die außerordentliche Ähnlichkeit der äußeren
Form des Endorgans aller Spezies betont; ich kann hinzufügen, daß auch im Plan des.
inneren Aufbaus eine vollständige Übereinstimmung besteht. Äußerlich betrachtet, schienen
nur in der Größe Unterschiede zu bestehen, und wir konstatieren jetzt, daß diese ausschließlich
auf der mehr oder minder großen Anzahl von Sinnessehläuchen, die sich immer nach
einem ganz bestimmten Schema Zusammenlegen, beruhen.
Als ich zur Untersuchung der inneren Strukturverhältnisse an die Durchmusterung
meiner Schnitte ging, erwartete ich nach allem, was bisher bekannt war, dicht gedrängte
Lagen von Sinnesschläuchen zu finden und war erstaunt, statt dessen, wenigstens soweit die
untere, von den bisherigen Forschern als undurchsichtig und pigmentiert bezeichnete Partie
in Frage kommt, in den meisten Schnitten ein unglaubliches Durcheinander fibrillärer Gebilde
zu sehen. Zwischen diesen lagen, anscheinend ganz regellos, in bald größerer, bald
geringerer Anzahl die charakteristischen kugeligen Kerne der Sinneszellen, umgeben von
einem hellen Plasmahof. Nur an den wenigen Schnitten in jeder Serie, welche die Peripherie
trafen, fanden sich Sinnesschläuche ziemlich in ihrer ganzen Länge, die zentralen Schnitte
dagegen zeigten gewöhnlich Bilder, wie sie -.Fig. 9 (Taf. II) wiedergibt. Wenn ich mich nun
auch vom Anfang an dagegen sträubte, all diesen fädigen Strukturen nervöse Eigenschaften
zuzuschreiben, so war es mir doch zunächst vollkommen unmöglich, besonders in den