spitze inseriert, in ihrer ganzen Länge durch kurze Muskelfiedern und an ihrem aboralen
Ende durch ein längeres Bündel mit dem Skelett verbunden ist.
Diese eigentümliche Anordnung der Muskulatur hängt, wie schon früher erwähnt,
mit der außerordentlichen Biegsamkeit des Zungenbeins zusammen. Durch eine geringe
Verkürzung der seitlich verlaufenden Sehne kann der elastische Knochenstab, den der
Zungenbeinkörper und die durch den musc, genio - hyoideus in den Zungenschlauch vorgeschobenen
Teile der Hörner bilden, gebogen werden. Dazu ist ein nur kurzer, aber zur
Überwindung des Biegungswiderstandes sehr starker Muskel,' also ein Muskel von großem
Querschnitt nötig, und daher die kurzen, aber über den ganzen verfügbaren Raum ausge-
gedehnten fiederartigen Muskelfasern. Die langen Muskelfasern am hintern Ende der Sehne
werden dagegen in der gewöhnlichen Weise wirken, indem sie durch ihre Kontraktion den
gerade bleibenden Zungenbeinkörper im Gelenk zwischen Körper und Hörnern bewegen;
denn die longitudinalen Fasern sind zu schwach, den Biegungswiderstand zu überwinden.
Betrachten wir nun den weiter hinten am Horn entspringenden musc, cerato-glossus inferior,
dessen Sehne am Zungenbeinkörper frei von Muskulatur ist, so finden wir, daß seine
Einrichtung dieselbe ist; denn der „Querschnitt“ des Fiedermuskels, d. i. die Länge der
Strecke, an welcher die kürzen Fiederstränge zwischen Skelett und Sehne verlaufen, ist derselbe
wie beim superiör, nur ist alles weiter nach hinten verschoben. Da auch der inferior
am Hinterende in longitudinale Fasern übergeht, so ist seine Wirkung der des 'Superior
wesentlich gleich. Die longitudinalen Fasern der musc, cerato-glossi werden wohl hauptsächlich
bei zurückgezogener oder wenig gestreckter Zunge eine geringe Hin- und Herbewegung
bewirken, der fiedrige Teil derselben dagegen in Tätigkeit treten, wenn die Zunge ausgestreckt
ist. Da die vier cerato-glossi das Zungenbein allseitig umgeben, so ist durch verschiedene
Kontraktion der einzelnen die mannigfachste Bewegung der Zunge möglich.
Die hier für major gegebene Beschreibung der musc, cerato-glossi gilt in genau
gleicher Weise für seine näheren Verwandten minor, medius, leuconotus, martius und tri-
dactylus, und die aus äußern Gründen nach einem, Präparat der Schwarzspechtzunge gezeichnete
Fig. 15 läßt sich bis auf die Größe unmittelbar auf alle dièse Arten beziehen.
Die Grünspechte und der Wendehals dagegen zeigen morphologisch eine etwas andere Ausbildung
der musc, cerato-glossi. Wir werden darauf später eingehen.
Da das os entoglossum bei den Spechten seine Bedeutung als selbständiger Knochen
verloren hat, so fehlt auch eine Muskulatur, die es selbständig bewegt; denn wenn auch
die musc, cerato-glossi noch ihre ursprüngliche Insertion am os entoglossum besitzen, so bewegen
sie doch nicht dieses für sich, sondern den ganzen Zungenbeinkörper, der eben bei
den Spechten das os entoglossum, d. i. den Knochen, der in der freien Zunge liegt,
funktionell vertritt. Es fehlen demgemäß die musc, hypoglossi und zwar so vollständig,
daß auch keine Rudimente davon, weder durch Präparieren, noch mikroskopisch auf
Schnitten nachzuweisen sind. ,
Außerdem fehlt den Spechten naturgemäß ein musc, genio-glbssus, der unter die erste
Gruppe der Zungenmuskeln zu rechnen wäre.
Im Anschluß an die an Dendrocopus major dürchgeführte Beschreibung der typischen
Zungenmuskulatur der Piciden möge einiges über den N e r v e n v e r la u f in der Spechtzunge
folgen, der bei allen Arten im wesentlichen derselbe ist, dagegen in einigen Verhältnissen
von ändern Vogelgruppen abweicht, und wie alle Teile des Organs, eigentümliche Anpassung
an den abweichenden Gebrauch der Zunge erkennen läßt.
An der Innervierung des Zungenapparats beteiligen sich der nervus hypoglossus und
glossopharyngeus, zu denen sich Fasern des vagus und des ersten Cervicalnerven gesellen,
ein Ast des nerv, facialis und der Unterkieferast des trigeminus.
Hypoglossus, glossopharyngeus und facialis treten an den gewöhnlichen Stellen aus
dem Schädel aus; der zur Zungenmuskulatur führende schwache Ast des trigeminus verläßt
den Unterkiefer auf dessen Innenseite ziemlich weit vorn durch ein feines Loch.
F ig . 11. Dryocopus martius. K o p i v o n u n te n . D ie Z u n g e n n
e rv e n d e r lin k en S e ite s in d v o n ih rem A u s tr itt a u s d em S ch äd e l
b is zum E in t r i t t in d ie M u sk u la tu r fre ig e leg t. 1 n e rv , g lo s so p
h a ry n g e u s , 2 vag u s, 3 h y p o g lo ssu s, 4 e r s te r C e rv ic a ln e rv , 5 Zweig
d e s g lo s so -p h a ry n g e u s , d e r in d e n m u sc . g en io -h y o id eu s e in tritt,
6 Zwe ig d e s g lo s so -p h a ry n g e u s , d e r zum O e so p h ag u s fü h rt,
7 A s t d e s facialis, g-h. m u sc . g en io -h y o id eu s , m-h.p. m u sc . myloh
y o id eu s p o s t, (zu rü ck g e s ch lag en ), g. s. S ch le im d rü s e , oes. O e so -
. p h a g u s , tr. T r a c h e a , e. Z u n g en b a sis. V e rg r . 1 */2 :1 .
F ig . 12. Dryocopus martius. G e fle ch t d e r
Z u n g e n n e rv e n n a c h d em A u s tr itt au s d em
S c h ä d e l, in e in e E b e n e a u sg e b r e ite t. 7 V e rb
in d u n g zwisch en v a g u s u n d glo sso -p h a ry n g eu s,
8 d e r in d e n Z u n g en s ch lau ch fü h r e n d e A s t d e s
g lo s so -p h a ry n g e u s , g.p. G an g lio n p e tro sum .
Ü b rig e B e z e ich n u n g en w ie T ex tfig . 11. V e rg r. 3 :1 ,
1. Die beiden Stämme des nerv, h y p o g lo s s u s sind beim Austritt aus dem Schädel
sehr schwach (Textfig. 11 und 12), jedenfalls treten zum sog. hypoglossus noch Fasern des
nerv, vagus und wohl auch des ersten Cervicalnerven hinzu, mit denen die beiden hypo-
glossus-Stämme alsbald in Verbindung treten. Dieses Geflecht verlassen zwei annähernd
gleich starke Nerven, von denen der eine als v a g u s (2) abwärts zieht, der andere der
n e r v u s h y p o g lo s s u s (3) ist. Dieser läuft nun der ventralen Oberfläche zu und erscheint
nach Entfernung des musc. mylo-hyoideus post, zwischen Schildknorpel und basalem
Teil des ZungenbeinhornSj wo er durch seine vielfachen mäandrischen Windungen auffällt
(Tab. II, Fig. 12; Tab. III, Fig. 33). Diese bilden individuell etwas verschiedene Figuren,
und sind sogar beim selben Tier beiderseits nicht gleich angeordnet (Fig. 12); die letzte
Schlinge aber ist bei allen Arten konstant: der Nerv läuft bei zurückgezogener Zunge bis
zur Basis des Zungenschlauchs vorwärts, biegt dann lateralwärts um und läuft an der
Medialseite des Horns ein gutes Stück wieder zurück, um endlich ungefähr in der Mitte