
zentralen Teilen des Organes die nervösen Elemente von den nicht nervösen zu unterscheiden,
überhaupt eine befriedigende Erklärung für das Verhalten dieser Partie zu finden.
Erst als mir an ausgezeichnet differenzierten Präparaten der Bau der Sinneszellen vollkommen
klar wurde, erkannte ich, daß in dem bezeichneten Organabschnitt zwischen den
äußerst diffizilen und hinfälligen Sinnesschläuchen, deren Summe nicht annähernd den Raum
des Endorgans ausfüllen würde, eine mächtig ausgebildete fasrige Stütz- und Hüllsubstanz
sich befindet, welche in einem großen Bindegewebszellhaufen an der Basis des Organes
wurzelt. Ich hatte damit zugleich eine Erklärung für die Undurchsichtigkeit des unteren
Organabschnitts gefunden, denn weder das Organ, noch seine Hülle besitzt eine Spur von
Pigment. Die Isolierung der Endschläuche wird in der oberen durchsichtigen Partie durch
eine Substanz bewirkt, über deren Wesen ich nicht zu einem definitiven Entscheid gelangt
bin, und die ich daher nach ihrem Aussehen als hyaline Zwischensubstanz bezeichnen werde.
Beide Zonen grenzen sich durch ihr optisches Verhalten ganz scharf gegeneinander ab.
2. Anordnung und Lage der Endschläuche.
Wir haben oben erfahren, daß sich in der Mitte der Organbasis eine leichte, grubige
Vertiefung befindet, aus welcher ein halbkugeliges Gebilde hervorrägt. Hierdurch ist die
Eintrittstelle des Nerven nach hinten gedrängt worden und der Nerv selber abgeplattet.
Im untersten Organbezirk bildet er daher eine kurze, muldenförmige Rinne, welche den
kugeligen Bindesubstanzzellhaufen, als was sich die erwähnte Hervorragung entpuppt hat,
von hinten her umfaßt. Auf Querschnitten sehen wir deshalb, daß sich der Nerv und auch
die unterste Organpartie (Taf. III, Fig. 12) bohnenförmig um den kreisrunden Zellhaufen
herumlegt.
Innerhalb des Organes findet die Auffaserung des Nerven in der Weise statt, daß
jede Sinneszelle von einer Nervenfaser versorgt wird. Von einer pinselartigen Auflösung,
wie sie sich G r ä b e r vorgestellt haben mag, kann aber keine Rede sein, ebensowenig davon,
daß die Fasern „nach allen Richtungen wirr durcheinander verlaufen“ . Sie haben vielmehr
die Tendenz, sich solange wie möglich zusammenzuhalten, und daher finden wir, daß
der Nerv sich, sobald er in das Organ getreten ist, in zwei annähernd gleichstarke Faserbündel
sondert, von denen das eine an der inneren Seite des Organs, das andere an der
äußeren liegt, und die wir hiernach als in n e r e s und ä u ß e r e s F a s e r b ü n d e l bezeichnen
wollen (Taf. II, Fig. 9, Taf. III, Fig. 12 und 13 iFB und ä F B jpD a s äußere Faserbündel
verläuft an der Basis des Organes in horizontaler Richtung nach vorn und innen um den
Bindesubstanzkernhaufen herum und schickt seine ziemlich kurzen Nervenfasern an die darüber
oder daneben liegenden Sinneszellen. Wollen wir von diesem Bündel einen Querschnitt
gewinnen, so müssen wir demnach transversale Längsschnitte (Fig. 9) durch das Organ
legen; wir finden dann regelmäßig den Querschnitt am Grunde der äußeren bauchigen Auftreibung
dicht neben dem Kernhaufen. Legen wir solche Schnitte etwas schräg von hinten
und oben nach vorn und unten durch das Organ, also fast diagonal, so kann es uns glücken,
daß wir zugleich das innere Faserbündel in der Längsrichtung getroffen haben. W ä h r en d
a ls o d e r ä u ß e r e B ü n d e l an d e r B a s is h o r iz o n ta l v e r lä u f t , nimmt das a n d e r e
s e in e n W e g im h in te r e n in n e r e n A b s c h n i t t , a n n ä h e rn d in d i r e k t e r F o r t s
e t z u n g des T ym p a n a ln e r v e n , in d er L ä n g s r ic h tu n g des O r g a n e s , so daß wir
auf allen Organquerschnitten, die wir in horizontaler Richtung anlegen, in der bezeichneten
Gegend das quergeschnittene innere Bündel finden werden. In Fig. 9 ist die untere Partie
des inneren Faserbündels angeschnitten, wir sehen aber bis zum Zapfen hinauf im Stielabschnitt
des Organes Sinneszellen liegen, welche alle von hier aus versorgt werden, denn
die Nervenfasern treten fortlaufend von unten an seitlich aus dem Bündel heraus, um nach
kurzem Verlauf in eine Sinneszelle zu münden. Die Sinneszellen sitzen daher dem Bündel
ringsum, doch gewöhnlich nicht an der Außenseite, weil es hier zu oberflächlich liegt, wie
Trauben an.
Bei Acridium aegypticum geht die Auffaserung des Tympanalnerven in einer Weise
vor sich, die auf einen weit primitiveren Zustand zu deuten scheint. Er teilt sich schon
ca. 300 p unterhalb der Organbasis in zwei gleichstarke Äste 200 ^ weiter oben geht
vom vorderen Ast (1) ein Zweig (ia) ab, welcher sich außen anlegt ®g>. Nach weiteren
90 p teilt sich der Zweig wiederum Bis zum Organ liegen die Nerven dicht aneinander.
An der Basis vereinigen sich die Neurilemmscheiden von 1 und 1 a’, ohne daß die
Nerven selber sich wieder vereinigen. Sie durchbohren dann gemeinsam den Bindesubstanzzellhaufen
in grader Richtung. Weiterhin ist nun ersichtlich, daß 1 der Rinnennerv ist,
während 2 an der hinteren Innenseite des Organes weiterläuft und dem inneren Faserbündel
und ferner ia ’ mit ia ” zusammen dem äußeren Faserbündel entspricht. Es ist übrigens eine
Eigentümlichkeit von Acridium aegyptic., daß die Faserbündel des Tympanalnerven ihre
Neurilemmscheide erst dann verlieren, wenn sie sich auffasern, um an die Sinneszelle zu
treten.
Da wir bis jetzt die Auflösung des Tympanalnerven im Organ und sein Verhältnis
zu den Sinneszellen kennen gelernt haben, so bleibt noch die Frage offen, welche Endschläuche
vom inneren, und welche vom äußeren Faserbündel ausgehen, und ferner wie
sich die Endschläuche rangieren.
Bei Beschreibung der äußeren Form des Organes unterschieden wir an der Endzone
bestimmte mehr oder weniger markierte Abschnitte. Würde diese Trennung auch im ganzen
Organkörper bestehen, so wäre die Beantwortung der obigen Fragen leicht, aber dies ist
keineswegs der Fall, wie wir uns an unseren Quer- und Längsschnitten leicht überzeugen
können. Dazu kommt, daß die einzelnen Endschläuche, wenigstens soweit sie von bindegewebiger
Zwischensubstanz umhüllt sind, eine außerordentlich ungleichmäßige Lagerung einnehmen.
Einen annähernd, selten ganz graden Verlauf nehmen nur die peripheren Endschläuche
der inneren und vorderen Seite, während man bei den zentral und außen gelegenen
häufig ganz bizarre Formen findet, so daß man wohl die Ansicht gewinnen kann, daß sie
innerhalb des bindegewebigen Abschnitts, in Anpassung an den gedrängten Raum, der ihnen
zur Verfügung steht, regellos zusammengedrängt sind. Von einem „wirren Durcheinander“
kann aber trotzdem nicht gesprochen werden, denn wir dürfen nicht übersehen, daß die Endschläuche
trotz dieses Verhaltens immer eine periphere Richtung einnehmen und daher wohl
geknickt sind, aber niemals rückläufige Biegungen machen. Wir haben ferner eine Tatsache
zu berücksichtigen, auf die wir später näher einzugehen haben, nämlich, daß d ie T e i le der