Was die Endschläuche betrifft, so birgt die von zahlreichen flachen Hüllzellen
(Fig. 28 HZ) bedeckte S in n e s z e lle (SZj) einen 10 y dicken, kugeligen Kern. Im distalen
Ende ihres sehr schmalen (3— 4 y) terminalen Fortsatzes liegt d as s t i f t f ö rm ig e K ö r p e r ch
en (StfK) und an dessen Basis die bislang nie vermißte V a k u o le (V), welche hier ebenso
deutlich ist wie in allen bisher beschriebenen Endschläuchen. Der F ib r i l le n a p p a r a t ist,
soweit ich ihn verfolgen konnte (die Grillen erwiesen sich als ganz ungeeignet zu diesen
Studien), g e n a u so k o n s t ru ie r t wie b e i den ü b r ig e n O r th o p te r e n , insbesondere
gilt dies von seinem Verhältnis zu dem stiftförmigen Körperchen.
Aus den Hüllzellen geht ein dünner F a s e rm a n t e l hervor (fBst), der den Fortsatz
bis zur Vakuole umscheidet.
Die große ellipsoide U m h ü llu n g s z e lle (UZ) (26 y lang, 11 1 breit) greift in proximaler
Richtung viel weiter über den Fasermantel hinweg, als wir bisher kennen gelernt
haben. Sie überzieht den terminalen Fortsatz diesseits der Vakuole dicht am Fasermantel
als eine feine zweite Hülle, wie mir scheint bis zur Sinneszelle hin. Gegen die Kappenzelle
grenzt sie sich durch einen deutlichen, querverlaufenden Kontur ab, sie dringt aber zentral
mit dem Stift in die Kappenzelle ein. Ihr 6 y dicker, kugliger und dunkel granulierter K e rn
(UZK) l ie g t n eb en d er Vakuole*. In dem sehr hellen Protoplasma der Umhüllungszelle
bekommen wir zum ersten Male eine dichte körnige Masse (Gr) zu sehen, die vor der
Kappenzelle um den Stift herum liegt; ihre Bedeutung kann ich mir nicht erklären.
Die K a p p e n z e l le (KZ) ist zu einer langen, immer dünner werdenden E n d f a s e r
(EF) ausgezogen, welche aus vielen feinen, parallel verlaufenden Fibrillen besteht. Der längliche
(12 y), dunkle Kern (KZK) liegt nicht weit vom Stiftkopf zwischen den Fäden der Endfaser.
Bei den Grillen kann ich mit Bestimmtheit behaupten, daß der zuerst von Gräber
angenommene zw e i t e K e r n , d e r s o g e n . F a s e r k e r n , n i c h t v o r h a n d e n ist; dem
Kappenzellkern ähnliche Gebilde, die den accessorischen Zellen angehören, finden sich oft
zwischen den Endfasern. Die in Frage stehenden „Faserkerne“ der Locustiden werden
wohl ebenso zu deuten sein.
Die Arbeit H e r b ig s liefert zu der bekannten G rab ersehen Auffassung vom Bau der
Endschläuche und ihrer Elemente nur insofern etwas Neues, als in ihr der Grenzkontur
zwischen Umhüllungs- und Kappenzelle annähernd richtig angegeben ist. Im übrigen stimmt
H e r b ig mit G r ä b e r „selbst in gewissen feinsten Einzelheiten“ überein. Er schreibt (p.712):
„Ein jeder Schlauch setzt sich aus mehreren Zellen zusammen, doch läßt sich die Zahl
dieser, da Zellgrenzen fehlen, nur aus den vorhandenen drei Kernen, den Wurzelkern (Umhüllungszellkern),
Gipfelkern (Kappenzellkern) und Faserkern erschließen.“ Auch die Graber-
sche „Binnenblase“ , die das stiftförmige Körperchen einschließen soll, hat H e rb ig von
neuem gefunden.
Auf der oberen Fläche der dicht nebeneinander verlaufenden Endfasern treten uns
wieder die a c c e s s o r is c h e n Z e lle n (Fig. 28 accZ) in derselben Form und Anordnung entgegen
wie bei den Locustiden. Ich habe meiner früheren Beschreibung (p. 96) nichts hinzuzufügen.
H e r b ig (p. 716) bezeichnet dieses Zellpolster als „Nebenorgan“ , weil seiner Ansicht
nach „die ¿eilen den Zweck haben, die durch Schallwellen in Schwingung versetzten
Endschläuche wieder in die Ruhelage zurückzubringen und zwar dadurch, daß dieselben an
die darüber gelegenen accessorischen Zellen anschlagen.“
Die O r g a n h ü lle (HMbr) ist an der distalen Fläche sehr schwach ausgebildet, ich
habe sie nur unter der Endfaserzone mit Sicherheit nach weisen können, während die proximale
Endschlauchzone nach unten gegen den Blutraum nicht abgegrenzt zu sein scheint.
Die S t e l le d er h y a lin e n Z w is c h e n s u b s ta n z w ird daher von B lu t f lü s s ig k e i t e in gen
omm en. Auf der Oberseite ist die mit den accessorischen Zellen innig verwachsene
Hülle, wohl zum Schutze gegen den in zentrifugaler Richtung stärker wirkenden Blutdruck,
zu einer kräftigen Membran geworden, auch ist sie am Rande des Organes, bei ihrem
Übergang in die Basilarmembran der Beinwand und der Trachee, mit den benachbarten
Matrixzellen durch besondere Fäden fest verbunden. Die Sinneszellen liegen mit Ausnahme
der erwähnten kleinen Gruppe II außerhalb der Hüllmembran; von den Endschläuchen
wird sie einfach durchbohrt, ohne daß sie zu deren Hüllen in Beziehung träte.
4. Das Trachealorgan.
Der anatomische und physiologische Zusammenhang dieses Endorganabschnittes mit
der Tympanaltrachee ist ein so inniger und er gleicht hierin so sehr der Crista der Lo-
custiden, daß ich es für richtig halte, ihm die obige, von G r ä b e r (1882, p. 105) auch für
die Crista gebrauchte Bezeichnung beizulegen. H e rb ig beanstandet diesen Namen, weil das
Organ gleichzeitig „in einem tropfbar-flüssigen Medium gelegen ist“ und meint, daß statt
dessen die Bezeichnung „endolymphatisches Organ“ angebrachter sei. Aber es ist doch
selbstverständlich, daß das Organ, wie alle anderen, von Blut umspült sein muß, denn in
der Trachee wird es doch niemand suchen, während die Anlehnung seiner Endschläuche
an die Tympanaltrachee ein besonderes Charakteristikum darstellt. Und nun gar dieses
völlig deplazierte Suchen nach Analogien mit dem Ohr der Wirbeltiere. Man denke: Endolymphe
im Beine einer Grille!
Es ist leicht begreiflich, daß es V. G r ä b e r bei der Mangelhaftigkeit seiner Präpa-
ratiönsmethoden nicht gelungen ist, in die außerordentlich unübersichtliche Anordnung der
gedrängt liegenden trachealen Endschläuche einen befriedigenden Einblick zü gewinnen.
„Wie es eigentlich mit dem hinteren Horn bestellt ist,“ so sagt er (p. 52), „ist mir noch
immer nicht ganz klar geworden, doch ist zu ersehen, daß es der Außenwand der Vorder-
trachee anliegt, und daß sein Fasersystem einen besonderen Anheftungspunkt haben muß.“
Er zeichnet dann in seiner Fig. 59 (Taf. IV) diesen Anheftungspunkt ganz richtig an der
äußeren Beinwand, der vorderen Trachee gegenüber. Ferner meint er weniger zutreffend
(p. 47), daß „das hintere Horn des Ganglions an Endschläuchen und daher auch an Ganglienzellen
ärmer als das vordere sei, indem hier die Nervenendigungen nicht so hart aneinander
liegen“ , und gibt an, nur 20 gezählt zu haben, gegen 35 des vorderen Teiles. H e r b ig bezeichnet
das Hinterhorn G r ä b e r s als distalen Ganglienarm und sagt von diesem (p. 709), daß
er „einen leichten Bogen von vorn nach hinten und außen macht, um dann, längs der
Außenwand der kleinen Tympanaltrachee verlaufend, sich nach unten allmählich zu ver-
schmälern und etwas oberhalb der Mitte der Tympanalregion sein Ende zu erreichen“ .
Besser erkennen wir aus seiner Fig. 7 dGgla (Taf. XXIX), daß er sich das distale Ganglion
als regellosen Zellhaufen vorstellt, welcher an der bezeichneten Stelle die Tracheenwand
vollständig bedeckt. Von der Anordnung der Endschläuche bemerkt er nur (p. 717): „Sie