auch in geringerem und wechselndem Grade, bei manchen grabenden Nagern (Spalax,
Rhizomys, Siphneus, Bathvergini), bei Chlamydophorus u. a.
Die größte Übereinstimmung zeigt jedoch Chrysochloris auch in dieser Beziehung
mit; der Beuteltiergattung N o t o r y c t e s . Hier finden wir dieselbe Schädelform, ein entsprechendes
Verhalten der fraglichen Schädelachsen (Textfig. LX) und die weite Ausdehnung
des Occiput auf die Lateral- und Dorsalfläche des Schädels wie bei Chrysochloris. Da nun
beide Tiere Gräber sind, beide den Kopf als Werkzeug beim Graben benutzen1, und somit
der Kopf durch Muskelzug und andere mechanische Einflüsse stark umgeformt werden muß,
unterliegt es keinem Zweifel, daß die gleichartige Ursache bei beiden Tieren entsprechende
Wirkungen hervorgebracht hat. Doch ist zu bemerken, daß die Umänderungen am Noto-
ryctes - Schädel nicht ganz so weit gegangen sind wie bei Chrysochloris: ersterer nimmt
in Bezug auf die Lage besonders des Hinterhauptloches und der Ansatzleiste für das Ten-
torium cerebelli eine vermittelnde Stellung zwischen Chrysochloris und Microgale ein. Aber
auch in anderen Einzelheiten des Schädelbaus stimmen Chrysochloris und Notoryctes überein:
so stößt bei beiden der Jochbogen unmittelbar an die Crista occipitalis; bei beiden
fehlen die Processus paroccipitalis, bei beiden hat die Orbitalregion eine ungewöhnliche
Breite erlangt und bei beiden ist die Tympanalregion ähnlich gestaltet2 (hierüber siehe
unten). Alle diese Eigenschaften sind zugleich solche, durch welche die beiden fraglichen
Tierformen von ihren Ordnungsgenossen — i. e. Insectivora und Marsupialia — abweichen.
Als besonders hervortretender Bestandsteil der Seitenwand der Gehirnkapsel tritt bei
den beiden oben (pag. 62) genannten jungen Individuen von Chrysochloris eine selbständige
Verknöcherung auf, welche vom Occipitale laterale, Supraoccipitale, Parietale und Petrosum
umrahmt wird (Textfig. LIV Pt). Es unterliegt keinem Zweifel, daß dieser Knochen der
großen flügelförmigen Ausbreitung des Petrosum an der Seitenwand der Gehirnkapsel bei
E c h id n a entspricht3; wie bei dieser wird auch bei Chrysochloris durch besagtes Element
das Squamosum fast gänzlich von der Begrenzung der Hirnhöhle ausgeschlossen. In ähnlicher
Ausbildung kommt dieses Stück, P t e r o t i c u m bezeichnet, als selbständige Verknöcherung
auch bei T a lp a und S o r e x 4 vor; hier verdrängt es aber nicht das Squamosum.
Bei anderen Insectivoren finde ich es wenigstens in diesem Umfange nicht wieder.
Daß die starke Ausbildung des Pteroticum bei Chrysochloris mit der größeren Ausdehnung
des Großhirns (siehe unten) in dieser Region im Zusammenhänge steht, ist unzweifelhaft.
Wie ich schon früher (02) hervorgehoben habe, bildet sich am Säugetierschädel eine
Crista sagittalis im allgemeinen nur dann aus, wenn die Kiefer vergrößert sind und gleichzeitig
das Gebiß sich verstärkt oder wenigstens sich gleich bleibt, da in solchem Falle die
Hirnschädelfläche nicht genügenden Raum für den Ansatz des sich entsprechend vergrößernden
Musculus temporalis abgibt. Außerdem ist zu bemerken, daß innerhalb derselben
natürlichen Formengruppe keine Cr. sagittalis zu Stande kommt, falls die Schädelgröße
unter einem gewissen, für verschiedene Gruppen natürlich verschiedenen Maaße stehen
bleibt. Mit Rücksicht hierauf wird es verständlich, daß eine Cr. sagittalis unter den, von
1 Vielleicht geschieht dies in etwas verschiedener Weise. Wenigstens gibt Stirling (91) an, daß Notoryctes die
Schnauze mit ihrem Schilde, welches auch bei Chrysochloris vorhanden ist, geradezu als Bohrer beim Graben benutzt.
* Vergl. auch Carlsson 04.
* v. Bemmeln 01 pag. 784.
* Vergl. P arker 86, T af. 27 und 31 .p ro 1.
uns untersuchten Formen nur bei C e n te te s e c a u d a tu s , P o tam o g a le v e l o x und S o le
n o d o n , also den größten Foramen, ausgebildet ist. Bei C e n te te s fängt ihre Bildung
erst an, wenn der Schädel mehr als 53 mm Basallänge erlangt hat und zwar entsteht zuerst
der h in te r e Teil der Crista, wie solches auch bei anderen Tieren, z. B. bei Carnivora,
der Fall ist. Im Zusammenhang hiermit steht die Tatsache, daß bei den übrigen Centetidae
entweder keine Cr. sagittalis (Microgale, Limnogale, Hemicentetes) oder nur d e r h in te r e
T e i l e in e r s o lc h e n (Ericulus, Oryzorictes) auftritt.
Bei C h r y s o c h lo r is ist eine Cr. sagittalis bei den größten Arten (mit mehr als
33 mm Schädellänge), Ch. v i l lo s a und t r e v e 1 y a n i> vorhanden. Auch bei einer Ch. a u r e a
mit Milchgebiß (Textfig. L) ist ein Teil der Cr. sagittalis ausgebildet, während sie bei einem
anderen gleichgroßen Individuen mit Ersatzgebiß ebenso wie am längeren Schädel der
Ch. h o t te n to ta nicht vorkommt.
Die Crista occipitalis bildet sich ontogenetisch früher aus als die Cr. sagittalis. Sie
fehlt auch dem erwachsenen Tiere nur bei den kleineren Microgale-Arten, während sie bei
M. dobsoni vorkommt.
Die C o n d y li 0c c ip i ta 1 es sind bei allen Centetidae und Solenodontidae einander
ventralwärts sehr genähert, verhältnismäßig mehr als bei anderen Insectivoren im erwachsenen
Zustande. Diese größere Ausdehnung der basioccipitalen Teile der Condyli muß
wohl als ein ursprünglicher Zustand betrachtet werden, da beim Embryo von T a lp a ebenso
wie bei E c h id n a das ganze Basioccipitale an der Bildung der Condyli teilnimmt.
Dobson1 gibt an, daß C h r y s o c h lo r is zwei F o r am in a c o n d y lo id e a besitzt.
Beim-erwachsenen Tiere sieht es allerdings so aus; die Untersuchung jugendlicher Schädel,
an denen die Nähte erhalten sind, ergibt jedoch, daß Dobsoii das Foramen lacerum
posteriu%- j-ugulare) als zweites For, fondyloideum gedeutet hat. Chrysochloris hat also
ebenso wie die übrigen Insectivora nur ein solches Foramen.
Ein C a n a li s a lis p h e n o id e u s kommt bei Centetidae und Solenodontidae wie bei
den meisten übrigen Insectivora vor, fehlt aber bei Chrysochloridae.
Ein Foramen postglenoideum kommt bei Centetidae2 und Solenodontidae vor, fehlt
aber den erwachsenen Chrysochloridae. Dagegen fand ich es. bei einer jugendlichen Chrysochloris
sp.
Bei C e n te te s und E r ic u lu s schiebt sich das Alisphenoid eine Strecke an dem F o r a m e n
Orbitosphenoid von außen vorbei, wodurch eine ziemlich weite und hohe Spalte entsteht, s p h e n o id e u
welche dem F o ram e n sp h en o id eum (Fissüra orbitalis superior) entspricht. Ein beson- et °Ptlcuir
deres For. ro tu n d um fehlt hier wie bei den folgenden: es hat sich mit dem For. sphenoideum
vereinigt. In dem dorsalen Teile der besagten Spalte wird das Orbitosphenoid von
zwei Foramina durchbohrt, von denen das vorderste das F o r . o p ticum ist.
Ebenso verhält sich H em ic e n te te s ; doch fändet sich im Orbitosphenoid nur ein
großes ovales Foramen, das For. opticum. Bei M ic r o g a le , O r y z o r ic t e s und P o tam o g
a le ist dagegen kein besonderes For. opticum vorhanden, sondern geht der Nervus opticus
durch das For. sphenoideum.
Bei S o le n o d o n ist das Orbitosphenoid in viel geringerem Grade vom Alisphenoid
1 82 pag. 114.
* Dobson spricht irrigerweise dem Centetes ein For. postglenoideum ab.
o c c i p i t a
C o n d y l i
o c c i p i t a l e s.
F o r am e n con -
d y l o id e u m .
C a n a l i s a l i s
p h e n o id e u s .
F o r a m e n
p o s t g l e n o i -