E n d e e in d e u t l ic h e r h e lle r Raum zw is c h e n E n d k n ö p f c h e n u n d W an d b e s
teh t. Es ist daher die Möglichkeit nicht ganz von der Hand zu weisen, daß mit dem
Älterwerden der Stifte eine Polstermasse zwischen Wand und Endknöpfchen abgelagert
wird, die sich in leicht geschrumpften Präparaten wieder in der beschriebenen Weise abhebt.
Die Entscheidung dieser Fragen ist jedoch von untergeordneter Bedeutung; die
Hauptsache bleibt der im obigen auch für die Locustiden gelieferte definitive Nachweis, daß
die Stifte nicht als Nervenendgebilde, sondern nur als Hülle für die Nervenendigung zu
betrachten sind.
Wir haben noch mit einigen Worten auf die S p u lc h e n b ild u n g d e r S t i f t c h o r d a
einzugehen (Taf. IV, Fig. 21 und-23 Spu). Diese Erscheinung findet sich in den Stiften
des Subgenual- und des Zwischenorganes und liegt immer ziemlich genau in der Mitte des
Stiftes. Soweit .ich im Stande war, die winzigen Körperchen zu erkennen (im Subgenual-
organ von Dect. verr. sind sie 1,3 p lang und 1 p breit, im Zwischenorgan etwas länger
und schmäler), .haben sie entweder die Form eines Garnwickels I , oder sie sind in der
Mitte taillenartig eingezogen und zeigen dann eine Sanduhrform I oder nebenstehendes
Projektionsbild ., Von den beiden Enden gehen feine Verbindungsfäden in grader Richtung
nach der Stiftwand hin. Es wird nun wohl unmöglich sein, das Wesen dieser Körperchen
mit Sicherheit zu bestimmen. Nach meiner Ansicht dienen sie der Chorda als Führungsringe
und haben die besondere Aufgabe, den nervösen Endfaden in der Längsachse des
Stiftes zu fixieren. Sollte diese Annahme zutreffen, so wäre es auch höchst wahrscheinlich,
daß die Fäden, welche in den großen - Cristastiften von der Chorda in radiärer Richtung
nach der Wand verlaufen, und die ich für den Ausdruck einer großblasigen Protoplasmastruktur
gehalten habe, ebenfalls analoge Befestigungsfäden sind (Taf. IV, Fig. 25?).^,;
Das Bild, welches ich im vorstehenden vom Bau der stiftförmigen Körperchen gegeben
habe, gleicht den Beschreibungen der früheren Beobachter sehr wenig. Über die
Ausführungen von S ie b o ld , L e y d ig , H e n s en und S c hm id t hat G r ä b e r (1875, p .39— 45
und 1882, p. 518— 529) ausgezeichnete kritische Referate geliefert, auf die ich hier hinweisen
möchte. Es soll nur kurz angedeutet werden, daß S ie b o ld (1844, p. 76) die Stifte als runde
gestielte Stäbchen von bimförmiger Gestalt und stumpf-abgerundetem Ende beschreibt. Von
L e y d ig (1855, p. 405) und O. S c hm id t (1875, p. 208)-werden sie für vierkantige Körperchen
gehalten. H e n s e n (1866, p. 196) schildert sie dagegen wieder als drehrund. Er ist der
erste, welcher den Eintritt des Nervenfadens in den Stift gesehen hat, und bezeichnet ihn
„nach Analogie des gleichen Gebildes bei den Krebsen“ als Chorda. Um die Chorda soll
eine feine, weit abstehende, röhrenartige Hülle liegen, welche dadurch entsteht, daß sich
die Stiftwand an der Basis nach innen umschlägt. Er bezeichnet sie als inneren Tubus. Die
Stiftwand geht seiner Ansicht nach aus einer Membran der Deckzelle hervor. Auch G r ä b e r
(1875, P- 48|j-'50 und 67— 69, 1882, p. 529— 533) gibt an, daß die Cristastifte einen inneren
Tubus besitzen und beschreibt ihn als einen trichterförmigen Hohlkörper, der sich „gegen
die körnige Masse des Kopfteils so verbreitert, daß er sie fast umfängt“ . Von der Chorda
will er sich überzeugt haben, daß sie sich in den Tubus hineinerstreckt und bis zur Körnermasse
verfolgen läßt. „Die Stiftwand besitzt überall die gleiche Stärke. Der Kopf des
Stiftes ist als Endanschwellung oder Verdickung der festen Hülle des Körpers zu betrachten,
er schließt einen Hohlraum ein, der im optischen Längsschnitt als schmaler Mittelstreifen
erscheint.“ Diesen Kopfkanal nahm Gräber anfänglich für alle Locustidenstifte an, später
stellte er dessen Existenz für die Cristastifte, speziell von Meconema, wieder in Abrede.
Die Angaben A d e lu n g s haben schon im Laufe der Abhandlung eine genügende Würdigung
erfahren.
Was nun endlich die Form und Größe der stiftförmigen Körperchen anbelangt, so
denke ich diese Verhältnisse mit Hilfe der nachfolgenden Zahlenreihe am besten demonstrieren
zu können. Sie gibt Aufschluß über die Länge und Breite der Stifte und über
das Verhältnis der Breite zur Länge, wenn erstere gleich 1 angenommen wird. Mit Rücksicht
auf die Graberschen Messungen (p. 71) habe ich in diesem Falle ebenfalls Locusta
virid. gewählt. Bei den übrigen Spezies fallen die Maße beträchtlich anders aus, aber auch
bei den einzelnen Individuen derselben Art wird man nicht unbedeutende Größendifferenzen
zwischen den homotopischen Stiften finden.
Länge
Breite
(am Kopfe
gemessen)
Verhältniswerte
a. S u b g e n u a l o r g a n .
Unentwickelter Stift der hinteren Beinseite . 1 5 ,8 l i 1 ,3 V 1 2 , 1 5 (*■
Stift der vorderen B e in s e ite ............................ 2 3 ,3 » 2 i7 » 8 ,6 3 „
b. Z w i s c h e n o r g a n .
Stift der äußeren B o g e n r e ih e ............................... ■ 2 2 , 3 ,4 „ 6 , 4 7 »
c . C r i s t a a c u s t ic a .
1 . Stift der proximalen Endschläuche. . . . 2 1 „ 3 ,4 „ 6 , 1 8 I ,•
Letzter Stift der proximalen Endschläuche . 2 0 „ 5 ,5 „ 3 ,6 3 j)
Stifte der „eigentlichen“ Crista:
1 . S t i f t .................................................. 1 9 » 5 ,5 » . 3 ,4 6 ,
5- „ ............................................................................................. 1 9 „ 6 ,8 „ 2 ,8 „
1 0 . „ ............................................................................................. 1 9 » 7 ,5 „ 2 ,5 3 ,
1 5 . „ ............................................................................................. 1 7 ,8 „ 8 ,2 „ 2 , 1 8 „
2 0 . „ ............................................................................................. 1 7 .8 „ 6 ,8 „ 2 ,6 2 „
2 5 - „ ............................................................................................. 1 6 „ ■ 6 ,2 „ 2 ,5 8 „
3 0 . „ ............................................................................................. 1 6 „ 6 , 2 * 2 ,5 8 „
3 5 . und zugleich drittletzter . . . . 1 7 ,8 „ 4 , 1 d 4 3 4 »
Es ergibt sich aus dieser Tabelle:
1. daß die Längenunterschiede der Stifte in der ganzen Reihe nicht sehr bedeutend sind;
der kürzeste Cristastift ist kaum ein Drittel kleiner als der längste Subgenualstift. Vor
' allem sehen wir aber, daß die Längenabnahme, besonders der Cristastifte, in distaler
Richtung in ganz regelloser Weise erfolgt und nicht annähernd so beträchtlich ist, wie
G r ä b e r angibt. Die untersten Cristastifte nehmen sogar wieder an Länge zu;
2. daß die Kopfbreite bis zur Mitte der Crista, wenn auch nicht regelmäßig, sö doch
stetig und im Verhältnis zu der geringen Längenabnahme ganz bedeutend zunimmt und
dann nach unten zu in noch ungleichmäßigerer Weise wieder ein wenig abnimmt. Der
15. Stift des zweiten Cristaabschnittes, d. i. der 23. der ganzen Crista, ist dreimal so