-
— 82 —
Bei Microgale dobsoni (Textfig. LXXVI b, c) ist die Verlängerung des Schambeins
5 vielleicht abhängig von verschiedenem Geschlechte etwas verschieden bei verschiedenen
Individuen; auch ist das Forämen obturatum durch Verknöcherung des hinteren Teiles der
Membrana obturatoria im Vergleich mit den oben genannten Microgale-Arten verkleinert.
Das Becken von P o tam o g a le weicht durch die größere Länge des Sitzbeins im
Verhältnis zum Darmbein von den übrigen Centetidae ab.
Das Becken von S o le n o d o n cu b an u s stimmt nach Peters’ (63) und Dobson’s (82)
Darstellungen in Bezug auf Gestalt der Scham- und Sitzbeine, sowie auf die Schambeinsymphyse
nahe mit dem Verhalten bei Centetes überein. Das bisher unbekannte Becken
von So l. p a r a d o x u s (Textfig. LXXVII) w e i c h t n i c h t n u r v o n d ie s em , s o n d e r n
a b „c
T ex tfig. LX X V U . Becken von S o l e n o d o n p a r a d o x u s a von der Lateral- und b von der Venträlfläche;
c dasselbe von S o l e n o d o n c u b a n u s (Ventralfläche). */, nat. Gr. c Copie nach Peters (63).
a u ch von d em je n ig e n a l le r a n d e r e n I n s e c t iv o r a l ip o t y p h la d u r ch d a s V o r komm
en e in e r la n g e n S c h am b e in s ym p h y s e ab. Ob sich in dieser überraschenden
Eigenschaft ein spezifisches oder nur ein geschlechtliches Merkmal ausspricht, vermag ich, da
mir nur ein dem Geschlechte nach nicht béstimmtes Exemplar vorliegt, nicht zu entscheiden.
Wie bei Centetes ist die Crista lateralis stark entwickelt, doch ist das Ilium nicht wie bei
diesem abgeplattet, sondern im Querschnitt dreieckig, etwa wie bei Hemicentetes. Von allen
Centetidae unterscheidet sich das Becken beider Solenodon-Arten dadurch, daß das Darmbein
kürzer ist im Verhältnis zum Scham-Sitzbein als bei jenem.
Am Femur ist ein Trochanter III ausgebildet bei Microgale, Oryzprictes:>und; Potamogale;
er ist angedeutet bei Ericulus, er fehlt bei Centetes, Hemicentetes und Solenodon.
Da Trochanter III bei allen anderen Insectivora lipotyphla vorkommt, ist wohl das Fehlen,
desselben bei den letztgenannten als eine Reduktion aufzufassem
Bekanntlich unterscheiden sich die Oryzorictinae von den Centetinae dadurch, daß
bei den. ersteren die Unterschenkelknochen im distalen Teile verwachsen sind. Gewissermaßen
eine vermittelnde Stellung nimmt Potamogale ein, indem die Knochen im distalen
Teile allerdings verwachsen, aber teils die Verwachsungslinie noch beim jugendlichen Tiere
sichtbar ist, teils- die Fibula viel weniger reduziert als bei Microgale und Oryzorictes ist.
Da nun bei Oryzorictinae die Länge des Femur zu derjenigen der Tibia sich wie 100:133— 178
verhält, während bei Centetinae und Potamogale dieses Verhältnis wie 100 : 90— 112 ist, liegt
es nahe, anzunehmen, daß die Verwachsung der Unterschenkelknochen zu der größeren Länge
des Unterschenkels:in Beziehung steht. Wäre diese Annahme richtig, so müßte man auch
erwarten, daß der G r ad der Verwachsung zu der Länge des Unterschenkels im direkten
Verhältnis stände. Dies ist nun aber, wie aus folgenden Verhältniszahlen hervorgeht, nicht
der Fall.
Länge des Femur im
Verhältnis zur Tibia
Länge der Tibia im Verhältnis
zum verwachsenen
Unterschenkelteil
O r y z o r i c t is t e t r a d a c ty lu s . . . . . . . IOO 133 IOO : 60
M ic r o g a le c o w a n i ............................................................. 100 145 IOO : 56
' , ' i p u s i l la . . .. . -I- 1 . . ... IOO •;?5o IOO : 50
„ d o b so n i ...................................................... IOO 1 5 6 IOO : 52
„ lo n g i c a u d a t a ................................................ IOO 178 IOO : 56
' U n t e r
s c h e n k
Es ist deshalb wohl anzunehmen, daß wenigstens in erster Reihe andere Faktoren
die Verwachsung hervorgerufen haben. Wenn auch meist bei Säugern mit stark verlängertem
Unterschenkel eine Verwachsung eintritt, so bleibt diese aus bei anderen, wie
Macropus, Perameles und Pedetes, deren Unterschenkel sich ebenfalls durch bedeutende
Länge aüszeichiiet. Anderseits ist daran zu. erinnern, daß bei allen Insectivora lipotyphla
(Erinaceidae, Talpidae, Soricidae und Chrysochloridae) mit alleiniger Ausnahme von Centetinae
und Solenodon die Verwachsung eingetreten ist. Vielleicht hat Winge1 Recht mit
seiner Vermutung, daß die Verwachsung eine Wirkung von Bewegungen sind, welche eine
besondere Stärke der hinteren Extremitäten erfordern.
Bei S o le n o d o n und bei allen C e n t e t id a e mit Ausnahme von Potamogale gelenkt
der Unterschenkel nur mit dem Astragalus. Bei P o tam o g a le sowie bei den übrigen
Insectivora lipotyphla (Erinaceidae, Talpidae, Soricidae, Chrysochloridae) gelenkt der Unterschenkel
(die Fibula) auch mit dem Calcaneus. Mit Winge2 glaube ich, daß die letztere
Verbindung als der ältere Zustand bei den Säugern anzusehen ist.
Der Tarsus bei Centetidae und Solenodon bietet keine Besonderheiten dar. Bei
Microgale ist der ganze Fuß, auch die Tarsalknochen mehr oder weniger verlängert.
Das Gliedmaßenskelett der C h r y s o c h lo r id a e ist im vorigen nicht berücksichtigt G l i e d m a ß e n-
worden, da die starken Differenzierungen, welche es aufweist, nicht mit anderen Zuständen in S k e l e t t d e r
unmittelbare Beziehung zu bringen sind. Über die Verwandtschaftsverhältnisse der Chrysochlo- C h r y s o-
c h l o r i d a e .
i pag. 160.
! pag. 162.